Deutschland, 1922, Öl auf Leinwand, rechts unten signiert Ernst Wichert (1885 – 1953), auf dem Keilrahmen betitelt „Geburtsort Bismarcks“, 78 x 98 cm (mit Rahmen), Dauerleihgabe Christian Thielemann, Berlin.

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung wird immer wieder mit Schenkungen oder Dauerleihgaben von Kunstwerken und Büchern bedacht, die inhaltlich einen Bezug zum ersten Reichskanzler aufweisen. Die jüngste Dauerleihgabe, die Friedrichsruh erreichte, ist ein Gemälde, das einen Blick auf Schönhausen bietet.

Das 1922 entstandene Bild zeigt das zwischen 1695 und 1700 durch August II. von Bismarck (1666 – 1732) auf den Grundmauern eines 1642 abgebrannten Vorgängerbaus errichtete Geburtshaus des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck in Schönhausen/Elbe in der Altmark. Das Gebäude wurde 1958 auf Anordnung der SED gesprengt. Der Blick des Betrachters geht vom Rand des Schlossparks aus auf das Hauptgebäude des Schlosses, vorbei an einem von mehreren im Park aufgestellten Geschützen mit französischen Bronzerohren aus dem 18. Jahrhundert.

An das Hauptgebäude schließt sich links ein Seitenflügel an, der die Sprengung von 1958 überstanden hat und in dem sich seit 1998 ein Bismarck-Museum befindet. Es wird von der Gemeinde Schönhausen unterhalten und im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit der Gemeinde sowie dem Land Sachsen-Anhalt von der Otto-von-Bismarck-Stiftung wissenschaftlich betreut.

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Der Innenhof des Hamburger Rathauses, aufgenommen zwischen 1897 and 1905. Martin Haller hatte sich sehr engagiert für den Neubau eingesetzt und war dann federführend an der Realisierung beteiligt.

„Mein Specialfach ist Privat- und Luxusarchitektur. Das entspricht meinem Charakter, meinem Geschmack“, schrieb Martin Haller am 3. Juni 1861 aus Paris an seinen Vater. Nach Stationen in Potsdam und Berlin war er in die französische Hauptstadt gezogen, um dort seine Ausbildung abzurunden – just in der Zeit, in der Georges-Eugène Haussmann deren Zentrum in eine moderne Metropole umgestaltete. Als Haller bald darauf die eigene Karriere in seiner wirtschaftlich aufstrebenden Heimatstadt Hamburg begann, setzte er auch auf eine Architektur im Stil der Neorenaissance und gewann damit im Laufe der nächsten Jahrzehnte zahlreiche Auftraggeberinnen und Auftraggeber, die seine herrschaftlichen Bauten sehr schätzten.

Martin Haller (1835 bis 1925) baute aber nicht nur luxuriöse Villen für die Hamburger Oberschicht, wie Dr. Claus Gossler am gestrigen Abend im Historischen Bahnhof Friedrichsruh erläuterte, sondern auch Bankhäuser und moderne Bürobauten, die Laeiszhalle und, als führendes Mitglied im Rathausbaumeisterbund, das Hamburger Rathaus. In seinen aktiven Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er damit Teil der Hamburger Gesellschaft. Wie genau er diese im Blick hatte, zeigen seine Lebenserinnerungen. Er hatte sie in den Jahren 1913 bis 1920 handschriftlich in elf Kladden zu jeweils etwa 100 Seiten festgehalten. Jahrzehntelang lagen sie unbeachtet im Hamburger Staatsarchiv – die Stadt hatte ihren Sohn, der doch ihr modernes Gesicht so maßgeblich mitgeprägt hat, fast vergessen. Erst mit der hundertsten Wiederkehr der Einweihung des Hamburger Rathauses im Jahr 1997 sei die Erinnerung an Martin Haller langsam wieder zurückgekehrt, berichtete Gossler.

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Unser Kalender zeigt für den Februar einen Druck nach einem Gemälde von Anton von Werner (um 1900), „Kaiser Friedrich als Kronprinz an der Leiche des Generals Abel Douay am Abend des 4. August 1870“, Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: Altbestand.

Am Abend des 3. August 1870 erreichte die 2. Division des 1. Französischen Armeekorps unter dem Kommando des Generals Charles-Abel Douay die unmittelbare Umgebung der Festungs- und Grenzstadt Weißenburg (Wissembourg) im Elsass. Am folgenden Tag trafen die Franzosen auf vorrückende Einheiten der 3. Armee, die erstmalig aus preußischen und süddeutschen Einheiten zusammengesetzt war und dem Kommando des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen unterstand. Die Schlacht von Weißenburg endete mit einer Niederlage der Franzosen. General Douay fiel am späten Vormittag des 4. August in seiner Stellung auf dem Geisberg beim Ausrichten einer Mitrailleuse durch deutschen Artilleriebeschuss. Der Leichnam des Generals wurde geborgen und in das Gehöft Schafbusch verbracht, das als Notlazarett diente.

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Otto von Bismarck am 6. Juli 1891 mit Hut auf der Terrasse seines Friedrichsruher Schlosses, in den Garten blickend, zu seinen Füßen die beiden Doggen Tyras II und die zweite Rebekka, „Beckchen“ genannt, die aufmerksam den Fotografen ansehen: Es handelt sich um eines der bekanntesten Bilder des Alt-Reichskanzlers. Bis zum 19. April 2020 ist es aus dem Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung an das Bayerische Nationalmuseum in München verliehen und wird in der Ausstellung „Treue Freunde. Hunde und Menschen“ gezeigt.

Otto von Bismarck ließ sich sein Leben lang von Hunden begleiten. Schon als Student in Göttingen hielt er sich eine Dogge namens Ariel und die Vorliebe für diese großen Tiere hielt an, auch in seiner Zeit als Reichskanzler – sie firmierten schließlich im öffentlichen Sprachgebrauch sogar als „Reichshunde“. Auf vielen Fotografien und Zeichnungen, die ihn vor allem privat zeigen, ist einer seiner Hunde abgebildet, und in zahlreichen Büchern, die Bismarck gewidmet sind, finden sich Aufzählungen seiner vierbeinigen Begleiter und Anekdoten über deren Klugheit. Ein Beispiel:

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Die Universitätsbibliothek in Eichstätt ist in diesem Jahr die erste Station unserer Wanderausstellung „Otto von Bismarck: Mensch – Macht – Mythos“, zu sehen ist sie dort vom 23. Januar bis zum 21. Februar 2020. Gastgeber ist der Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte von Prof. Dr. Friedrich Kießling. Auf zwölf Rollups werden Leben und Werk des ersten Reichskanzler aus wissenschaftlicher Sicht dargestellt – dazu gehört auch die Dekonstruktion des Mythos vom genialen Staatsmann und nationalen Helden.

Die Ausstellung „wandert“ seit dem Jubiläumsjahr 2015 zum 200. Todestag Bismarcks zum wiederholten Mal durch Deutschland und ist in ihrer englischen, französischen und russischen Fassung auch schon in den USA, England und Schottland, Frankreich und Russland zu sehen gewesen. Neben Herkunft und Werdegang werden zentrale Aspekte der Politik des preußischen Ministerpräsidenten und ersten deutschen Reichskanzlers kritisch ausgeleuchtet. Dazu zählen der Verfassungskonflikt der 1860er-Jahre, die sogenannten Einigungskriege und die Reichsgründung, die Außen- und Kolonialpolitik sowie die Konfrontationen, die Bismarcks Innenpolitik prägten. Eine weitere Tafel ist den Sozialreformen gewidmet, gefolgt von einer kritischen Darstellung der Bismarckverehrung im Kaiserreich und seinem Mythos nach dessen Ende.

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Unser Kalender zeigt für den Januar eine Farblithografie nach einer Zeichnung von Otto Wisnieski (1870), Verlag, Druck und Kolorit von Hermann Oeser, Neusalza, Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: L 1999/076.

Als Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes, preußischer Ministerpräsident und Außenminister war Otto von Bismarck Leiter der zentralen zivilen politischen Entscheidungsinstanzen und damit Angehöriger des Großen Hauptquartiers, der mobilen strategischen Kommandozentrale des preußischen Heeres und der Streitkräfte der verbündeten süddeutschen Staaten im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Daher befanden sich Bismarck und seine ihn begleitenden Mitarbeiter während des gesamten Feldzugs in unmittelbarer Nähe Wilhelms I. sowie des preußischen Generalstabs. Je nach Standort des Großen Hauptquartiers musste auch für das „Bundeskanzleramt im Felde“ eine Unterkunft gefunden werden, die häufig nur den einfachsten Ansprüchen genügte. Während dem „Chef“ (Bismarck) in der Regel ein eigenes Arbeits- und Schlafzimmer zur Verfügung stand, mussten sich dessen Begleiter nicht selten Räumlichkeiten teilen, in denen gearbeitet, gegessen und geschlafen wurde. Die Gesamtzahl der Personen des mobilisierten Bundeskanzler- und Auswärtigen Amts betrug zum Ende des Krieges um die zwanzig Mitarbeiter, angefangen von den Räten bis hin zu den Kanzleidienern.

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Die Uhren der österreichischen Erinnerungskultur tickten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer Hinsicht schneller als bei den reichsdeutschen Nachbarn: Otto von Bismarck wurde in den deutschsprachigen Gebieten der Habsburgermonarchie schon bald nach der Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866 zum Fixpunkt einer ganz eigenen Wahrnehmung der politischen Entwicklungen und damit zum Mythos. Diese These stellte Tobias Hirschmüller M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere und Neueste Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, bei seinem Vortrag gestern im Historischen Bahnhof Friedrichsruh auf.

Tobias Hirschmüller freute sich, nach vielen Jahren wieder in Friedrichsruh zu sein.

Hirschmüller definierte seinen Begriff des Mythos als ein geschichtstheoretisches Modell für eine lebende Person, die in der Öffentlichkeit als „Überfigur“ konstruiert wird. Für den österreichischen Blick auf Bismarck seien seit 1866 zwei kohärente Narrationen festzustellen, erläuterte der Historiker unter Hinweis auf die dortige deutschsprachige Presse jener Zeit, eine der Bismarck-Gegner und eine weitere seiner Befürworter. Die Erzählung der letzteren unterscheidet sich deutlich von dem reichsdeutschen Bismarck-Mythos, hatte dieser doch seinen Ausgangspunkt erst in der Reichsgründung von 1871 gefunden und seinen Aufschwung vor allem nach der Entlassung des ersten Reichskanzlers aus seinem Amt genommen. Seinen letzten Höhepunkt erlebte der Bismarck-Mythos im Deutschen Reich dann im Ersten Weltkrieg.

In den deutschsprachigen Gebieten der Habsburgermonarchie waren sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Gegner und Anhänger Bismarcks zwar einig in ihrer Einschätzung, dass dieser der politisch entscheidende Akteur sei. Die Bewertungen aber über den Deutschen Krieg 1866, der mit der Schlacht von Königgrätz entschieden wurde, fielen ebenso auseinander wie die Meinungen über die Frage, ob alle Deutschen – einschließlich der Österreicher – vereint sein sollten oder nicht. Von den Anhängern Bismarcks sei der 1815 gegründete Deutsche Bund rückbildend verklärt, so Hirschmüller, und der Deutsche Krieg 1866 als „Bruderkrieg“ bedauert worden. In der bürgerlich-liberalen „Neuen Freien Presse“ sei nachzulesen gewesen, dass man Preußen ohne Hass nachblicke.

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130 gut gelaunte Gäste sind am vergangenen Freitag der gemeinsamen Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung und ihres Fördervereins zum Neujahrsempfang gefolgt. Bevor sich alle zu anregenden Gesprächen in den Räumen unserer Dauerausstellung bei Häppchen und Getränken trafen, bot das Festprogramm in unserem Veranstaltungsraum im ersten Stock gute Nachrichten, Nachdenkliches und Musik, die für einen Augenblick besonders zu Herzen ging.

Weihbischof em. Dr. Hans-Jochen Jaschke, Norbert Brackmann und Dr. Rüdiger Kass (v.l.)

In seiner Begrüßung ließ Dr. Rüdiger Kass, Vorsitzender des Vorstands der Otto-von-Bismarck-Stiftung, das insgesamt für die Stiftung erfolgreiche Jahr Revue passieren. So erinnerte er an die wissenschaftliche Konferenz „1918 – Das Ende des Bismarck-Reiches?“, die im April 2019 in Kooperation mit der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München veranstaltet wurde. Insbesondere die Abschlussdiskussion mit dem Bismarck-Kenner Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sei sehr anregend gewesen. Dr. Kass hob außerdem die jüngsten wissenschaftlichen Publikationen hervor, die 2019 unter dem Dach der Stiftung entstanden sind – die Monografie „Bismarck und Frankreich“ sowie den Sammelband „Staatsverständnisse“.

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„Zwischen mir und mein Volk soll sich kein Blatt Papier drängen!“ – König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bruder, der Prinz von Preußen und der spätere Wilhelm I., sind in dieser Karikatur von Isidor Popper bei dem Versuch zu sehen, die Einführung der Verfassung zu verhindern (erschienen in: Satyrische Zeitbilder 28, 1848, heute im Besitz der Herzog August Bibliothek, CC BY-NC-ND 4.0).

„Lügenpresse“ – dieser Kampfbegriff sucht seit einigen Jahren die politische und gesellschaftliche Landschaft heim. Die polemisierende Medienschelte ertönt fast täglich aus den Mündern ideologischer Kombattanten und ist Ausdruck einer ausgeprägten Schwarz-Weiß-Sichtweise, die klar in Freund und Feind unterscheidet – und der Feind wird eindeutig in Fernseh- und Presseredaktionen verortet. Das ist weder ein rein deutsches Phänomen noch eines der jüngeren Zeitgeschichte: Dass „fake news“ nichts weiter als die orange angestrichene Variante der „Lügenpresse“-Rufe in deutschen Großstädten und Online-Kommentare sind, kann man regelmäßig auf Twitter nachlesen. Auch die Wahl zum „Unwort des Jahres 2014“ stellte weniger den Beginn einer zweifelhaften Erfolgskarriere jener Wortzusammensetzung dar als vielmehr ein unerwünschtes Comeback-Special. Denn bereits im Ersten Weltkrieg und erst recht während der NS-Diktatur fanden deutsche Entscheidungsträger und Meinungsmacher großen Gefallen an jenem Ausdruck, mithilfe dessen man politischen Gegnern mit einem Federstrich die Glaubwürdigkeit zu entziehen versuchte.1

Doch die Verwendung des Begriffs „Lügenpresse“ ist noch älter. „Lügenpresse“ ist keine Wortschöpfung des 20. Jahrhunderts, ebenso wenig wie die politische Diffamierung unerwünschter und kritischer Berichterstattung. Bereits der preußische König Wilhelm I. (1797-1888), der 1871 zum ersten Deutschen Kaiser ausgerufen wurde, schimpfte Zeit seiner Herrschaft auf die „fake news“ des Industrialisierungszeitalters. Im Folgenden wird in Form einer Sammlung von ausgewählten Zitaten Wilhelms I. – die nicht den Anspruch erhebt, eine wissenschaftliche Gesamtbetrachtung der facettenreichen Zeitungs- und Pressepolitikgeschichte des 19. Jahrhunderts zu sein2 – eine Skizze der problematischen Beziehung des preußischen Königs zum gedruckten Wort gezeichnet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Jahren bis 1871.

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Das Gemälde hängt bis zum 15. März im Schloss von Versailles (Foto: © EPV / Thomas Garnier)

Verpackt in einer großen Holzkiste wurde sie durch ein ausgebautes Fenster des Bismarck-Museums geschoben und auf einen klimaregulierten LKW-Anhänger verladen – der Transport war ein kleines Abenteuer, nun aber hängt „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)“ vor dunkelrotem Hintergrund im Schloss von Versailles. Das Gemälde Anton von Werners ist für die Ausstellung „Versailles Revival 1867-1937“ für einige Wochen dorthin gereist, wo sich die deutsche und französische Geschichte schicksalhaft berührten.

Bis zum 15. März 2020 ist die große Ausstellung zu sehen, die an die Wiederbelebung des Schlosses von Ludwig XIV. erinnert: Nach der Französischen Revolution war es im kollektiven Bewusstsein verblasst und wurde erst einhundert Jahre später „wiederentdeckt“. Einen wesentlichen Anteil daran hatte zunächst die Ehefrau Napoleons III., Kaiserin Eugénie – sie schwärmte für Königin Marie Antoinette und deren Lebensstil. Ihre Leidenschaft wurde bald geteilt und Versailles zum Vorbild für andere Königspaläste. So ließ Ludwig II. von Bayern, ein großer Bewunderer des Sonnenkönigs, nach diesem Vorbild das Schloss Herrenchiemsee errichten.

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