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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand in Geesthacht eine sehr spezielle Art der Industrialisierung statt: Zunächst baute Alfred Nobel an der Elbe eine Sprengstofffabrik auf und erfand das Dynamit, dann pachtete Max Duttenhofer von Otto von Bismarck ein Grundstück und eröffnete darauf eine Pulverfabrik. Bei dem Vorhaben, sein Schießpulver möglichst gewinnbringend an das preußische Kriegsministerium zu verkaufen, unterstützte ihn sein Verpächter Bismarck als preußischer Ministerpräsident und Reichskanzler tatkräftig.
Geesthacht entwickelte sich in der Folge zu einem wichtigen Standort der Rüstungsindustrie, im Zweiten Weltkrieg wurden dort auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Ulrike Neidhöfer, Vorsitzende des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht e.V., berichtet in ihrem Vortrag von den technischen Innovationen im 19. Jahrhundert durch Duttenhofer und Nobel, rekapituliert deren Zusammenarbeit und setzt sich kritisch mit der Unterstützung der pazifistischen Bewegung durch Nobel auseinander, der zeitgleich ein Vermögen mit Rüstungsgütern verdiente. Außerdem erinnert sie an das schwere erinnerungspolitische Erbe, das für Geesthacht aus dem Einsatz der Zwangsarbeiter folgt.
Der Vortrag ergänzt die Ausstellung „Pulver & Dynamit“ des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht e.V., die auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung vom 13. April bis zum 6. Juli 2025 im Historischen Bahnhof Friedrichsruh zu sehen ist.
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Tagungsplakat unter Verwendung einer Lithografie von Emil Stumpp, 1924/ Deutsche Verhandlungsdelegation in Versailles 1919, rechts im hellen Mantel Walther Schücking (Bundesarchiv Bild 183-R11112 / Unknown / CC-BY-SA 3.0, o.r.) / Friedenspalast in Den Haag, Sitz des Ständigen Internationalen Gerichtshof, 1922 (Library of Congress / Bain News Service, u.r.)
Walther Schücking hatte nicht das Glück, das Ende des NS-Regimes zu erleben. Er starb 1935 in Den Haag, die Demokratie in der Bundesrepublik konnte er nicht mehr mitgestalten. Und so ist die Erinnerung an diesen Ausnahme-Juristen verblasst – anders als die an Thomas Mann, mit dem er sich den Geburtsjahrgang 1875 teilt. Der Einfluss des Schriftstellers auf die politische Kultur der Deutschen wurde anlässlich seines 150. Geburtstags am 6. Juni in Reden, unter anderem des Bundespräsidenten, und in diversen Zeitungsbeiträgen gewürdigt; zu Schücking selbst erschien wenig.
„Heute umarme ich mein geliebtes Marien Kind speziell innig u herzlich u sende durch Ihre weichen Ärmchen die anderen Umarmungen rundumher […]. Sie sind ja Alle mein Herzens Geliebtes u so viel, wie ich, denkt kein Mensch an Sie.“ So schreibt Johanna von Bismarck überaus reizend in einem Brief aus dem Jahr 1859 an die 19-jährige Marie Becker.