Kalenderblatt: „Napoleon III. und Bismarck am Morgen nach der Schlacht von Sedan“

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Unser Kalender zeigt im Mai den Druck „Napoleon III. und Bismarck am Morgen nach der Schlacht von Sedan“ nach einem verschollenen Gemälde von Wilhelm Camphausen (1878), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 688.

Nachdem die Kapitulationsverhandlungen im Schloss Bellevue abgebrochen wurden und die französischen Bevollmächtigten nach Sedan zurückgekehrt waren, machte sich Kaiser Napoleon III., der mit seinen Truppen in Sedan eingeschlossen worden war, am frühen Morgen des 2. Septembers 1870 unter Begleitung einiger Adjutanten in einer Kutsche auf den Weg nach Donchery.

Er hatte spontan um ein Treffen mit König Wilhelm I. gebeten, was dieser jedoch abgelehnt hatte. Anstelle des Königs kam dem Kaiser Otto von Bismarck auf halbem Weg entgegen und begleitete ihn nach Donchery, wo beide an einem kleinen, noch heute existierenden ärmlichen Haus eines Webers Halt machten. Der Kaiser bat darum, dort Quartier nehmen zu dürfen und führte in dem Gebäude ein rund einstündiges Gespräch mit Bismarck. Die Unterhaltung wurde später vor dem Gebäude fortgesetzt.

Napoleon III. ersuchte den Bundeskanzler, die deutschen Forderungen zu mäßigen, doch dieser ging nicht auf die Wünsche ein. Dem Kaiser wurde Schloss Bellevue als Quartier zugewiesen, wo die in der Nacht abgebrochenen Verhandlungen zwischen Moltke und de Wimpffen wieder aufgenommen wurden. Um die Mittagszeit unterzeichneten beide Generäle schließlich die Kapitulationsurkunde. In der Folge gingen rund 100.000 französische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Dazu gehörte auch Napoleon III., der in Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel seinen vorübergehenden Wohnsitz zu nehmen hatte.

Das Gespräch zwischen Napoleon III. und Bismarck in Donchery wurde in zahlreichen Bildern festgehalten. Berühmt wurde die Version von Wilhelm Camphausen, die in Drucken wie dem hier abgebildeten reproduziert wurden. Napoleon III. und Bismarck sitzen auf zwei Stühlen vor dem Gebäude. Links von beiden Herren sind Begleitpersonen, Pferde und eine Kutsche zu erkennen. Während sich der französische Kaiser, in Uniform und Mantel gekleidet, ermattet auf seinem Stuhl, der heute im Bismarck-Museum Friedrichsruh besichtigt werden kann, niedergelassen hat, sitzt Bismarck aufrecht, in tadelloser Uniform mit Helm, die linke Hand auf seinem Pallasch ruhend, auf seinem Möbel. Bismarcks Darstellung stimmt mit den literarischen Quellen nicht ganz überein, beschrieb er sich doch selbst als „ungewaschen“, weil er von der Ankunft Napoleons III. noch im Bett liegend überrascht worden war. Auch trug er wohl, wie andere bildliche Darstellungen und Quellen beschreiben, keinen Helm, sondern eine Feldmütze. Vermutlich sollte Bismarck auf dem Bild gegenüber dem geschlagenen Kaiser, der mit der rechten Hand eine erläuternde Geste macht, besonders „glänzen“.