Bismarck wird geputzt

Die Arbeiten am Bismarck-Denkmal in Hamburg haben begonnen, der Sockel ist bereits eingerüstet.

Mit der Reinigung hat die Sanierung begonnen. Seit einigen Jahren wird die Instandsetzung eines der größten Denkmäler in Deutschland vorbereitet, nun geht es los. Seit 1906 steht eine Rolandfigur Bismarcks mit Blick auf die Elbe zwischen Michel und Heiliggeistfeld in Hamburg. Trotz solider Bauweise ist das Denkmal inzwischen so sehr in die Jahre gekommen, dass es grundlegend saniert werden muss. Dazu haben sich die Stadt Hamburg und der Bund entschlossen, auch wenn das zu rettende Objekt nicht unumstritten ist.

Die martialische Erscheinung, die unguten, wenn auch gelegentlich etwas ungenauen historischen Assoziationen, der längst verblasste Imperialismus des späten Kaiserreichs, all das hat zu einer gewissen Entfremdung zwischen einem Teil der Hamburger und der von ihren Vorfahren gestifteten Riesenfigur geführt. Über Jahrzehnte hat man sie von Bäumen und Sträuchern einwachsen lassen und lebte ganz gut mit ihrer „Renaturierung“. Für andere Hamburger gehört das Denkmal aber bis heute zur historischen Identität der Stadt – unabhängig von heutigen Distanzierungen gegenüber dem Bismarck-Kult und dem Streben nach Weltgeltung in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.

Gern hätten wir über diesen Spannungsbogen bei einem Diskussionsabend mit der Geschichtswerkstatt und dem Stadtteilarchiv St. Pauli gesprochen. Die für den 16. April geplante Podiumsdiskussion ist nun aus bekannten Gründen verschoben. Die Frage, wie man mit diesem architektonischen Überrest der besonderen Art zukünftig umgeht, wie die Geschichte des Denkmals kommentiert und historisch-politisch eingerahmt wird, bleibt freilich weiterhin zu klären. Klar ist: Anders als vor der Sanierung wird man das Denkmal nicht mehr ohne erläuternde Hinweistafeln oder andere Bildungsangebote vor Ort belassen können. Denn nachdem die Zeitgenossen des Jahres 1906 und die auf sie folgenden Generationen keine Erklärung für die steinerne Ehrung Bismarcks brauchten, hat sich das durch die politischen und gesellschaftlichen Wandlungen bis ins heutige 21. Jahrhundert unverkennbar geändert.

Wir halten Sie hier über den Fortgang der Diskussion über den Platz des Bismarck-Denkmals in der städtischen Erinnerungskultur Hamburgs auf dem Laufenden. Es bleibt spannend!

Welche Rolle bei den beginnenden Arbeiten der Hersteller eines beliebten Hochdruckreinigers spielt, lesen Sie in dem Beitrag „Restaurierung der Bismarck-Statue hat begonnen“, der in der Welt erschienen ist.