Schlagwortarchiv für: Preußen

Am Anfang und Ende des Kaiserreichs stand der Krieg. – Batterie No. 8 „Kronprinz“, Fotografie, Frankreich, 1870 (Leihgabe Stiftung Schloss Glücksburg für die Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“, 2021/2022)

Nur wenige Publikationen sind mit ihrem Erscheinen als ein Standardwerk zu erkennen, ohne das jede weitere Lektüre wissenschaftlicher Literatur zum Themenfeld unvollständig bliebe. „Weltmacht auf Abruf. Nation, Staat und Verfassung des Deutschen Kaiserreichs (1867 – 1918)“ ist eines dieser seltenen Werke. Herausgeber ist der Politik- und Rechtswissenschaftler Rüdiger Voigt, bis 2007 Professor für Verwaltungswissenschaft an der Universität der Bundeswehr München und Direktor des Instituts für Staatswissenschaften sowie Herausgeber der Reihen „Staatsverständnisse“ und „Staatsdiskurse“.

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Ab 1885 wurden etwa 32.000 Polinnen und Polen, die die russische oder österreichische Staatsangehörigkeit besaßen, aus dem Königreich Preußen ausgewiesen. Etwa 10.000 von ihnen waren Jüdinnen und Juden. Rugi pruskie, Gemälde von Wojciech Kossak (Sammlung des © Bezirksmuseums Toruń)

Vertreibungen, erzwungene Umsiedlungen, gar Deportationen haben seit der Antike unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht. Und dennoch scheinen gewisse Staaten bis auf den heutigen Tag nicht bereit, sie aus dem Arsenal ihrer politischen Mittel zu verbannen – siehe Aserbeidschan, China oder Myanmar. Durch investigativen Journalismus wurde jüngst bekannt, dass auch in Deutschland der menschenverachtende Gedanke der Vertreibung missliebiger Bevölkerungsgruppen wieder virulent ist. Wie der Presseberichterstattung entnommen werden kann, scheint die Idee auch in einem der zahlreichen Zweige der Familie von Bismarck noch zu verfangen. Abgesehen davon, dass das Statut des Internationalen Strafgerichtshofes Vertreibung seit 1945 als Verbrechen gegen die Menschlichkeit definiert, böte ihm und allen anderen so Denkenden das Beispiel des Kaiserreichs genügend Anschauungsmaterial für die politisch wie gesellschaftlich katastrophalen Folgen ihrer Gesinnung.

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Markierte die Reichsgründung den Anfang vom Ende der Geschichte Preußens? Oder hat Preußen das Deutsche Kaiserreich dominiert? Lennart Bohnenkamp (TU Braunschweig) schlägt mit seiner Forschung einen Mittelweg ein und zeigt an konkreten Beispielen, wie in der „doppelten Hauptstadt“ Berlin zwischen 1867 und 1918 regiert wurde. Als charakteristisch arbeitet er die „verdoppelten politischen Persönlichkeiten“ heraus: Der preußische König war zugleich Deutscher Kaiser, der Ministerpräsident fast ununterbrochen auch Reichskanzler, zahlreiche Parlamentarier saßen im Preußischen Landtag und im Reichstag. Bereits in der Bismarck-Ära klagten Amts- und Mandatsträger zwar über die Doppelbelastung, die Verknüpfung der Entscheidungen auf Reichs- und Landesebene funktionierte aber politisch. Dies sollte sich ändern, nachdem die Ergebnisse der Reichstags- und der Abgeordnetenhauswahlen – bedingt durch die unterschiedlichen Wahlsysteme – immer stärker auseinanderdrifteten. „Der Zwang, mit zwei Parlamenten verschiedener Zusammensetzung und entgegengesetzter Gesinnung zu arbeiten, mußte jede Regierung in lähmende Halbheiten verstricken“, urteilte der damalige Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg in der Rückschau.

Der Vortrag fand am 7. Dezember 2023 im Historischen Bahnhof Friedrichsruh statt. Titelbild unter Verwendung einer Fotografie, die Flaneure vor dem Berliner Reichstagsgebäude und der Statue des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck zeigt, um 1900.

Preußens antipolnische Siedlungspolitik in den Jahren 1886 bis 1914 war das Thema des Vortrags, den Dr. Daniel Stienen (Bayerische Akademie der Wissenschaften) am 9. Juni im Historischen Bahnhof Friedrichsruh gehalten hat.

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Mutsuhito (1852 – 1912) leitete als Tenno grundlegende Reformen ein, die heute mit seinem posthum gebräuchlichen Name Meiji verknüpft sind. Er war der erste Tenno, der fotografiert wurde. Für diese Aufgabe wurde 1872 und 1873 der renommierte Fotograf Uchida Kuichi ausgewählt. (Foto: The Metropolitan Museum of Art)

Trotz mannigfacher nationaler Eigenarten wird man das Verhältnis zwischen Deutschland und Japan heute nicht anders denn als freundschaftlich nennen können. Jüngst wurde die Kooperation mit einem Geheimschutzabkommen beider Regierungen über die Zusammenarbeit im Bereich von Rüstung, Technologie und Cybersicherheit um eine gänzlich neue Facette erweitert. Bei einer Doppelkonsultation lobten die japanischen und deutschen Außen- und Verteidigungsminister resp. Ministerinnen die beiderseitige Wertepartnerschaft etwa im Multilateralismus und der Rechtsstaatlichkeit.

Historisch betrachtet, kann der Weg dorthin allerdings als steinig bezeichnet werden. Unter den seit dem 17. Jahrhundert herrschenden Shogunen der Tokugawa-Dynastie frönte Japan einer Abschottungspolitik und pflegte Außenbeziehungen allein zu den Niederlanden. Erst 1853 und nur unter militärischem Zwang öffnete sich das Land der aufgehenden Sonne ein Stück weit der Außenwelt, indem es den USA, dann auch Russland, Großbritannien und Frankreich freien Handel gewährte.

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Historische Karte der Provinz Schleswig-Holstein aus dem Jahr 1905.

Weder eigenstaatliche Unabhängigkeit noch Integration in das dänische Königreich – für viele deutsch wie dänisch gesinnte Menschen in Schleswig und Holstein folgte auf den Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und den Deutschen Krieg 1866 nicht, was sie sich jeweils erträumt hatten. Stattdessen wurden beide Herzogtümer als gemeinsame Provinz in den preußischen Staat integriert. Einen neuen Blick auf diese Entwicklung und den folgenden Modernisierungsschub zwischen Nord- und Ostsee eröffnet der Band „Pflichthochzeit mit Pickelhaube. Die Inkorporation Schleswig-Holsteins in Preußen 1866/67“. Er ist das Ergebnis der Tagung „150 Jahre Schleswig-Holstein in Preußen“, zu der die Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 2017 in die Räume der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh eingeladen hatte.

Den Beiträgen gemeinsam ist die Feststellung, dass die Inkorporation Schleswig-Holsteins in Preußen aus norddeutscher Sicht zunächst eher eine Zwangs- und weniger eine Liebesheirat war. Für das Herzogtum Lauenburg, das bis 1876 mit Preußen in Personalunion verbunden wurde, geriet die Mitgift zudem teuer: Es musste die 2,5 Millionen dänische Taler aufbringen, die Preußen gemäß der Konvention von Gastein aus dem Jahr 1865 an Österreich zu zahlen hatte, um das kleine Herzogtum übernehmen zu können. „Bei einer Einwohnerzahl von 49.650 Personen bedeutete das rund 50,35 Taler pro Kopf“, schreibt Carsten Walczok.

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Ferdinand von Bismarck (1771 – 1845)

Als Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck am 22. November 1845 aus dem Leben schied, wusste er wenigstens zwei seiner Kinder auf einem guten Lebensweg. Der älteste Sohn, der 35-jährige Bernhard, war Gutsbesitzer und Landrat und hatte ihn zum zweifachen Großvater gemacht. Die Zukunft seiner Tochter, der erst 18-jährigen Malwine, war seit ihrer Hochzeit ein Jahr zuvor mit Oskar von Arnim-Kröchlendorff finanziell abgesichert. Nur für den zweiten Sohn schienen die Ausschichten nicht allzu rosig zu sein: Der 30-jährige Otto hatte zwar sein Jurastudium beendet, das Referendariat aber abgebrochen und bewirtschaftete nun – immerhin erfolgreich – in Pommern das Gut Kniephof, das der Familie lange Jahre als Hauptsitz gedient hatte.

Ferdinand von Bismarck selbst konnte auf ein langes Leben zurückblicken, in das er in privilegierter Stellung hineingeboren worden war. Er erlebte aber auch persönlich wirtschaftlich schwierige Zeiten, wurde Zeitzeuge großer politischer Umwälzungen und musste sich privat damit abfinden, nicht das ganz große Glück gefunden zu haben.

Geboren wurde er am 13. November 1771 auf dem elterlichen Gut in Schönhausen/Elbe. Da seine Mutter Christiane kurz vor seinem ersten Geburtstag starb, wuchs er mit seinen drei Brüdern beim Vater Karl Alexander auf. Ferdinand wurde kein kultivierter Schöngeist wie dieser, galt aber als gutmütig und hatte später als Familienvater ein Herz für Kinder. Sein Sohn Otto erinnerte sich an ihn als einen unkomplizierten Menschen:

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Was sich nicht immer alles jährt! In diesem Jahr ist es neben dem Wittenberger Thesenanschlag Martin Luthers, dem Wartburgfest, der Oktoberrevolution und anderen mehr das Aufgehen der Herzogtümer Schleswig und Holstein als Provinzen im Königreich Preußen im Jahr 1867.

Wie es zu dieser Kriegsbeute kam, was der bisherige dänische Landesherr dazu sagte, wie sich die Landeskinder zum Obrigkeitswechsel stellten und welches Schicksal das oft unterschlagene dritte Herzogtum Lauenburg erwartete, das sind Fragen, denen eine Konferenz in Friedrichsruh nachgehen wird.Von Bismarcks Annexion bis zur Kieler Jamaika-Koalition sozusagen. Das Programm finden Sie hier.

Als Kooperationverstaltung der Abteilung Regionalgschichte der Universität Kiel und der Otto-von-Bismarck-Stiftung wird die Tagung am 1. Dezember 2017 in den Räumen der Stiftung in Friedrichsruh stattfinden. Interessenten sind herzlich eingeladen, um Anmeldung wird gebeten.

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Wir laden zu einer öffentlichen Führung durch unsere Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ im Historischen Bahnhof Friedrichsruh ein. Leben und Politik des ersten Reichskanzlers werden vor dem Hintergrund wichtiger Entwicklungen im Deutschland des 19. Jahrhunderts erläutert. Dazu zählen die Nationalstaatsbewegung, die rasante Industrialisierung und die Lebenssituation der Arbeiter, aber auch der wirtschaftliche Aufstieg des Bürgertums und die politische Arbeit im Reichstag. Zu entdecken sind unter anderem die goldene Feder, mit der Bismarck 1871 den Friedensvertrag mit Frankreich unterschrieb, Zeugnisse der deutschen Kolonialpolitik sowie Nippes, der den Bismarck-Mythos veranschaulicht. Deutlich werden die politischen Erfolge Bismarcks ebenso wie seine Fehlleistungen.

Der Eintritt ist frei.


Abb.: Blick in die Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Immanuel Kant (1724 – 1804) gehört zu den wichtigsten Denkern der Moderne. Dr. Tim Kunze stellt in seinem Vortrag die zentralen Ideen des großen Philosophen vor. Von besonderer Bedeutung ist dabei der kategorische Imperativ, mit dem Kant das autonome Individuum und ein vernünftiges Miteinander ins Zentrum stellte und damit den Universalismus begründete. Mit seinen Schriften, entstanden in der aufgeklärten Atmosphäre seiner Heimatstadt Königsberg, steht Kant auch für die liberale Seite Preußens.

Dr. Tim Kunze ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Immanuel-Kant-Abteilung am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg und Kurator der neu entstehenden Kant-Dauerausstellung des Museums. Er hält seinen Vortrag auf Einladung des Vereins zur Förderung der Otto-von-Bismarck-Stiftung e.V.

Abb.: Immanuel Kant, Gemälde von Gottlieb Doebler (Ausschnitt), Öl/Leinwand, nach 1791, Leihgabe Stadt Duisburg © Ostpreußisches Landesmuseum


Anmeldungen nimmt die Otto-von-Bismarck-Stiftung für den Förderverein unter der Telefonnummer 04104 / 97710 oder per E-Mail an info@bismarck-stiftung.de entgegen.