Der Vortrag „Der imperiale Irrweg in der russischen Geschichte“ von Prof. Dr. Martin Schulze Wessel im Historischen Bahnhof Friedrichsruh wurde mit großem Interesse aufgenommen.

Bei sommerlicher Hitze lockte am vergangenen Sonntag nicht nur der etwas kühlere Sachsenwald nach Friedrichsruh. Wir hatten am Nachmittag zu einem Sommerempfang mit Vortrag in und vor den Historischen Bahnhof eingeladen und freuten uns, knapp 90 Gäste begrüßen zu können.

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In der Presse spiegelte sich die zeitgenössische Kritik am deutschen und europäischen Eigennutz der Berliner Afrika-Konferenz. „Unser Stolz. Wie stehen wir nun in der Welt da?“, Karikatur zur „Congo-Konferenz“, 1884, in: Kladderadatsch, Bismarck-Album, S. 162 (l.), „A chacun sa part, si l’on est bien sage“ (Jedem sein Teil, wenn er brav ist), in: L’illustration, Januar 1885.

Die Berliner Afrika-Konferenz 1884/85 sei ein „Mosaikstein“ auf dem langen Weg gewesen, den die europäischen Mächte beim Aufbau ihrer Kolonialreiche verfolgt hätten. Allerdings sei fraglich, wie einflussreich diese Konferenz auf die konkrete Politik der Teilnehmerländer tatsächlich gewesen sei. Ihre große Bedeutung aber liege in ihrem Symbolcharakter: Sie stehe für die willkürliche Aufteilung Afrikas. Mit diesem knappen Überblick fasste der Historiker Stig Förster in der Abschlussrunde der Tagung „Die Berliner Afrika-Konferenz 1884/85: Impulse zu einem umstrittenen globalen Ereignis“ den diskutierten Forschungsstand knapp zusammen.

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Prof. Dr. Jörn Leonhard eröffnet mit seinem Vortrag die wissenschaftliche Tagung „Die Berliner Afrika-Konferenz 1884/85: Impulse zu einem umstrittenen globalen Ereignis“.

Das Deutsche Reich sei „in Ungerechtigkeit geboren“ und „in Schmach geendet“. Mit diesem Zitat des damaligen französischen Staatspräsidenten Raymond Poincaré aus seiner Eröffnungsrede der Versailler Friedenskonferenz 1919 setzte Prof. Dr. Jörn Leonhard (Universität Freiburg) zu Beginn seines Vortrags einen wichtigen Akzent. Unter dem Titel „Der imperiale Nationalstaat: Das Deutsche Reich in internationaler Perspektive“ eröffnete er am Montag dieser Woche die wissenschaftliche Tagung, zu der die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nach Bonn eingeladen hatte. Gewidmet war sie der Berliner Afrika-Konferenz 1884/85, ihrer historischen Einordung und den Nachwirkungen.

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Exponate aus dem Bismarck-Museum Schönhausen sind in den kommenden Wochen in der Zitadelle Spandau zu sehen. (Foto: privat)

„Bismarck-Streit: Kultfigur und Denkmalsturz in einer interaktiven Ausstellung“ heißt die Sonderschau des Stadtgeschichtliche Museums in der Zitadelle Spandau. Bis zum 1. April 2024 sind dort – neben künstlerischen Arbeiten von Márcio Carvalho und georgia Krawiec sowie den Künstlergruppen „Monumental Shadows“ und „Projektion Bismarck“ – auch zahlreiche Exponate aus dem Schönhauser Bismarck-Museum zu sehen.

Die abwechslungsreiche Ausstellung zeigt die Auseinandersetzung mit dem ersten deutschen Reichskanzler früher und heute und lädt zu eigenen kreativen Interventionen ein. Während sich der zeitgenössische Kult um ihn in den Schönhauser Objekten spiegelt, zeugen die Arbeiten der genannten Künstlerinnen und Künstler von der gegenwärtigen Kontroverse um Otto von Bismarck.

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Liberale und demokratische Politiker und Intellektuelle, die eine Revolution vorbereiteten, Bauern, die sich von der Last des Feudalismus befreien wollten – für einen kurzen historischen Augenblick schien es 1848 möglich, mit vereinten oppositionellen Kräften die Macht der Fürsten und Könige in den deutschen Ländern konstitutionell einzuhegen und einen freiheitlichen, nationalen Verfassungsstaat zu gründen. Prof. Dr. Christian Jansen (Universität Trier) zeigt in seinem Vortrag, an welchen Widersprüchen die Revolutionen 1848/49 trotz erster Erfolge dann doch scheiterten. Deutlich wird aber auch, welche langfristigen Folgen vor allem die Debatten in der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und die – nie in Kraft getretene – Verfassung für die weitere politische Entwicklung in Deutschland haben sollten. Zu den zentralen Stichworten gehören der aufkommende Nationalismus, das unheilvolle Streben nach einer machtvollen Größe eines Deutschen Reichs einschließlich der Erwerbung von Kolonien, aber auch die Emanzipation der Juden und das allgemeine Männerwahlrecht.

Das Vortragsvideo ist auf dem YouTube-Kanal „Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh“ zu sehen.

The Elephant in the Room (Otto von Bismarck), Installation von Julius von Bismarck, 2023 ( Foto: Natalie Wohlleben)

Die Pickelhaube sitzt fest auf dem Kopf, aber der Torso hat sich zweigeteilt und das Pferd scheint sich angesichts dieser Dekonstruktion überrascht umzublicken. Der Künstler Julius von Bismarck kommentiert in der Berlinischen Galerie, dem Museum für moderne Kunst in Berlin-Kreuzberg, mit Leichtigkeit und Witz die aktuellen Debatten über die Zukunft der Denkmäler seines Urururgroßonkels Otto von Bismarck: Das zusammengesunkene Reiterstandbild, dem Bremer Denkmal aus Holz nachempfunden, richtet sich wieder auf, scheint intakt – und fällt wieder in sich zusammen.

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„Gestern Mittag traf hier der Generaladjutant des Königs von Siam, Phya Tejo, ein, um dem Fürsten Bismarck den ihm vom Könige am 2. September verliehenen Familienorden des Königlichen Hauses, in Brillanten und mit dem Bildnisse des Königs geziert, zu überreichen. Ferner war Phya Tejo Überbringer einer Anzahl von Geschenken, darunter der Platin-Photografien des Königs und der beiden Prinzen mit deren Unterschrift und zweier großer Blumenvasen (Hörner, getragen von siamesischen Kriegern) in hervorragend künstlerischer Arbeit.“

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Die Revolution von 1848/49, Teil I

 

Einführung

2023 jährt sich zum 175. Mal der Ausbruch der Deutschen Revolution (auch: Märzrevolution) von 1848/49, die zu den herausragendsten historischen Ereignissen im 19. Jahrhundert auf dem Weg Deutschlands zu einem freiheitlichen Nationalstaat zählt. Aus ihr ging das erste frei gewählte deutsche Nationalparlament hervor, das sich die Errichtung eines liberal verfassten deutschen Nationalstaats auf parlamentarischen Wege vorgenommen hatte. Zwar scheiterte dieser Versuch, aber das Scheitern bedeutete nicht das Ende der Bemühungen der Nationalbewegung, ein vereintes und freiheitliches Deutschland zu begründen.

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Doppelkürass, Geschenk Kaiser Wilhelms II. (1859 – 1941) zum 1. April 1895, Deutschland, um 1895, Metall, versilbert, Seide, Leder, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 093 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg) / Otto von Bismarck, Porträtsitzung

Mit welcher Garderobe sollte er sich als preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler in der Öffentlichkeit zeigen? Otto von Bismarck löste diese tägliche Frage wie für einen Adeligen durchaus üblich mit einer Uniform. Diese Entscheidung erscheint mit Blick auf seine persönliche Haltung zum eigenen Militärdienst allerdings keinesfalls selbstverständlich.

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Das Ehe- und Künstlerpaar Helene von Heldburg und Georg II. am Kaffeetisch, um 1900 (Sammlung Meininger Museen / Reproduktion: Manfred Koch)

Der Einfluss seiner Erziehung und Sozialisation auf spätere Lebensentscheidungen zog sich als roter Faden durch diesen reich bebilderten Vortrag: Dr. Maren Goltz, Kustodin der Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv der Meininger Museen, stellte im Historischen Bahnhof Friedrichsruh das ungewöhnliche Leben von Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826 – 1914) vor – im Kaiserreich war er als „Theaterherzog“ bekannt.

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