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Reisepass, Druck, Frankreich, 1854, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2780)

Der hier abgebildete Reisepass für den spanischen Diplomaten Tomás de Ligués y Bardají, Marquis de Alhama (1812 – 1883) wurde am 20. Dezember 1854 vom kaiserlich französischen Außenminister Édouard Drouyn de Lhuys (1805 – 1881) ausgestellt. De Ligués war 1854 Geschäftsträger an der spanischen Vertretung in Paris. Hervorzuheben ist bei dem Dokument das farbig gestaltete Wappen des Zweiten Französischen Kaiserreichs.

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Anne Louise Germaine Baronin de Staël-Holstein (1766 – 1817), Punktierstich von Edward Scriven (1775 – 1841), nach François Pascal Simon Gérard (1770 – 1837), Großbritannien, 1835, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh, Inventar-Nr.: ZSg 2760)

Auch wenn kriegerische Auseinandersetzungen insbesondere in der frühen Neuzeit Spuren im kollektiven historischen Gedächtnis von Deutschen und Franzosen hinterließen, führte dies noch nicht zu beiderseitigen Hassgefühlen. Eine jahrhundertealte „Erbfeindschaft“ zwischen beiden Völkern existierte bis dahin nicht. Erst mit der Entstehung einer nationalen Identität beiderseits des Rheins infolge der Französische Revolution und der Napoleonischen Kriege wurde der Nachbar zum potenziellen „Feind“. Dichter und Schriftsteller trugen mit ihren Schriften zum Abbau, aber auch zur Verbreitung der Feindbilder bei. Bis 1870 wechselten jedoch gegenseitige Gleichgültigkeit, Neugier und Bewunderung sowie Furcht und Feindschaft einander ab.

Anne Louise Germaine Baronin de Staël-Holstein („Madame de Staël“) war eine französische Schriftstellerin und Tochter des aus Genf stammenden Bankiers und Finanzministers Ludwigs XVI., Jacques Necker (1732 – 1804). Schon als Jugendliche interessierte sie sich für Literatur und Politik. Ihre liberale Einstellung machte sie zur Gegnerin Napoleons I. Zeitweise musste sie deswegen Frankreich verlassen. Sie unterhielt in Paris einen literarischen Salon und verfasste Romane und literaturtheoretische Schriften, veröffentlichte aber auch Werke mit politischem Inhalt.

Ihr bedeutendstes Werk, das zeitweise in Frankreich verbotene Buch „De l’Allemagne“ („Über Deutschland“), erschien 1813 in London in französischer Sprache und in einer englischen Übersetzung. Die Autorin verarbeitete darin die Erlebnisse während ihrer Deutschlandreisen 1803/04 und 1807/08. Sie schildert die Deutschen als begeisterte Anhänger von Literatur, Musik und Philosophie, aber auch als ein politisch rückständiges Volk. Innerhalb weniger Wochen nach Erscheinen wurden rund 70.000 Exemplare des Werks verkauft. Das gelobte, aber auch geschmähte Buch machte deutsche Literatur und Lebensart nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa einem größeren Publikum bekannt. Germaine de Staël starb 51-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls.


Dieses besondere Exponat wurde in der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ gezeigt, der Katalog ist in unserem Online-Shop und in unseren Ausstellungshäusern in Friedrichsruh erhältlich.

Zuvor erschienen: Das besondere Exponat: Das besondere Exponat: Ghosts at Versailles

 

Die deutsche und die französische Geschichte gehen in den Ausstellungsräumen im Bismarck-Museum nicht nur optisch ineinander über. Die doppelte Schwerpunktsetzung vermittelt einen Eindruck von der europäischen Dimension der Reichsgründung (Foto: Jürgen Hollweg)

In der fünften Sektion unserer Sonderausstellung wird noch einmal Frankreich in den Mittelpunkt gerückt. Das Land spielte im historischen Prozess der deutschen Reichsgründung eine Schlüsselrolle, die es auch selbst tiefgreifend verändern sollte: Es hatte als Monarchie und europäische Großmacht den Krieg erklärt und beendete ihn als militärisch besiegte Republik, die eine schwere innenpolitische Krise zu bewältigen hatte und sich außenpolitisch erst wieder positionieren musste.

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Keine Dokumentation der Gegenwart, sondern Inszenierung der Vergangenheit – auf diese Formel ließe sich der reiche Bildfundus aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges bringen, den der Kunsthistoriker Paul Mellenthin (Universität Basel) in verschiedenen französischen Archiven recherchiert und ausgewertet hat. In seinem Vortrag im Rahmen des Begleitprogramms der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ stellte er seine bisherigen Forschungsergebnisse vor.

Mellenthin setzte zunächst die Augenzeugenschaft, die die Historienmalerei anbot, mit derjenigen der Fotografie in Beziehung und zeigte die wechselseitigen Beeinflussungen auf. Beide Darstellungsweisen waren sich in diesem Krieg und während des unmittelbar auf die französische Niederlage folgenden Aufstands der Pariser Kommune ähnlicher, als es auf den ersten Blick zu vermuten wäre: Dem  Betrachter eines Schlachtengemäldes ist bewusst, dass dieses später im Atelier entstanden ist. Weniger offensichtlich aber ist, dass auch die Fotografie aufgrund ihrer damaligen begrenzten technischen Möglichkeiten keine unmittelbare Augenzeugenschaft bieten konnte. Die französischen Fotografen, deren Arbeit Mellenthin präsentierte, inszenierten vielmehr den im Krieg entstandenen Zustand, ein Beispiel dafür sind Aufnahmen aus den zerstörten Städten Paris und Straßburg.

Mit der Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte ausgewählter Fotografien zeigt Mellenthin aus der französischen Perspektive auf, wie Erinnerung nicht nur visuell konstruiert, sondern auch politisch genutzt wurde.


Fotografie „Belagerung von Strassburg 1870. Bastion 12. Innere Ansicht mit Kaserne Finkmatt nebst Stadttheil“ (© Stiftung Schloss Glücksburg, Leihgabe für die Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“).

Stadtansicht mit Blick auf das Viertel Petite France, Fotografie aus dem Leporello „Strassburg“, nach 1871 (Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung)

Der Friede von Frankfurt, mit dem im Mai 1871 der Deutsch-Französische Krieg beendet wurde, sicherte dem neu gegründeten Deutschen Reich nicht nur beträchtliche Reparationen. Es gewann als „Reichsland“ auch das Elsass und Lothringen hinzu. Damit wurde vor 150 Jahren die Stadt Straßburg zu einem Symbol, das für Deutsche und Franzosen mit äußerst gegensätzlichen Bedeutungen aufgeladen wurde.

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Handkolorierter Stahlstich, gezeichnet und gestochen von Daniel John Pound, Großbritannien, um 1860 – Maße: 19,5 cm x 13,5 cm, Material: Papier – Herkunft: Leihgabe aus Privatbesitz

Napoleon III. (reg. 1852 – 1870) verfolgte die preußische Politik in Deutschland seit dem Sieg Preußens über Österreich 1866 und der Gründung des Norddeutschen Bundes im Jahr darauf mit wachsendem Misstrauen. Der Kaiser der Franzosen war nicht prinzipiell gegen eine Vereinigung von Nord- und Süddeutschland eingestellt, aber er verlangte territoriale Kompensationen als Ausgleich für Preußens Machterweiterung in Deutschland. So hielt er beispielsweise die Korrektur der Rheingrenze zu Frankreichs Gunsten für angemessen.

Charles Louis Napoléon Bonaparte wurde am 20. April 1808 in Paris geboren. Trotz zweier kläglich gescheiterter Umsturzversuche (1836, 1840) wurde er 1848 zum Präsidenten der politisch und gesellschaftlich tief gespaltenen Zweiten Französischen Republik gewählt. Endlich an die Macht gekommen, festigte er 1851 durch einen Staatsstreich seine Stellung und erneuerte 1852 das 1815 untergegangene Kaiserreich.

Während seiner Regierungszeit entwickelte sich Frankreich politisch, militärisch und wirtschaftlich zur führenden Nation Europas. Napoleons III. Herrschaft stützte sich auf das Militär, die Polizei, den Geheimdienst, insbesondere aber auf die plebiszitäre Zustimmung durch eine Mehrheit der Franzosen, insbesondere der bürgerlich-konservativen und klerikalen Schichten sowie großer Teile der ländlichen Bevölkerung. Eine fortschrittliche Sozialpolitik sollte die Arbeiterschaft an das Regime binden. Die Hauptstadt Paris baute er zur glanzvollen und modernen Metropole aus. Mit den Siegen über Russland im Krimkrieg (1853 – 1856) und über Österreich im italienischen Einigungskrieg (1859/60) erreichte Napoleon III. den Zenit seiner Macht. Doch seit 1860 verstärkte sich im Innern die Kritik am autoritären Kurs des Kaisers, insbesondere als sich außenpolitische Rückschläge häuften. Die Folge war eine schrittweise Parlamentarisierung des Herrschaftssystems im Zweiten Kaiserreich.

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Gemälde von Wilhelm Camphausen (1878), „Napoleon III. und Bismarck am Morgen nach der Schlacht bei Sedan“, 2. September 1870, vor dem Weberhäuschen in Donchery (Public Domain / {{PD-US}})

Welche Rolle spielte Otto von Bismarck, preußischer Ministerpräsident und erster deutscher Reichskanzler, bei der Ausgestaltung des (preußisch-)deutsch-französischen Verhältnisses? Diese Frage war bislang tatsächlich noch nicht im Detail beantwortet, obwohl die fundamentale Bedeutung dieses Verhältnisses für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs von der historischen Forschung intensiv untersucht worden ist. Um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen, bündelt Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, in seinem neu veröffentlichten Werk Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898. Chancen zur Bildung einer „ganz unwiderstehlichen Macht“? die Transformation der internationalen Beziehungen im „langen“ 19. Jahrhundert und die Geschichte der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Panorama, in dem Otto von Bismarck als eine Schlüsselgestalt auftritt.

In seiner persönlichen Entwicklung vom Beobachter zum Meinungsbildner, dann zum politischen Akteur und schließlich zum Zuschauer im (Un-)Ruhestand spiegelt sich dabei ein Wandlungsprozess in den Beziehungen der Staaten zueinander, der vom aufkommenden Nationalismus, von politischen Reformbestrebungen und Revolutionen, wirtschaftlichen Interessen, aber auch gegenseitiger kultureller Faszination geformt wird. Welche Kenntnisse und welches Bild Otto von Bismarck in diesen verschiedenen Phasen seines Lebens von den Franzosen, ihrer Geschichte und Kultur besaß, erhellt der Autor auf der Basis der Literatur sowie insbesondere einer vollständigen Auswertung des Bismarck-Archivs in Friedrichsruh und intensiver Recherchen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin, in den Diplomatischen Archiven des französischen Außenministeriums in Paris sowie in den dortigen Archives Nationales.

Ulrich Lappenküper
Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898
Chancen zur Bildung einer „ganz unwiderstehlichen Macht“?
Paderborn 2019 (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe, Band 27), ISBN: 978-3-506-79333-1

Das Buch ist auch direkt hier erhältlich.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 20. Februar 2017 um 11:47 Uhr

Auf eine sehenswerte Sendereihe bei Arte sei hier knapp hingewiesen: im dritten von vier Teilen geht es um die Verflechtungen von Berlin und Paris während des Deutschen Kaiserreichs.

Außer den Wiederolungen gibt es die Sendungen sicher bald auch in der Mediethek von Arte oder (demnächst) bei YouTube.

Prädikat: besonders wertvoll!

Unser Bild zeigt den Blick auf den Champs Elysee im Jahr 1900.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 08. Juli 2016 um 08:03 Uhr

Als Historiker erinnern wir aber auch gern daran, dass nach dem Spiel immer vor dem Spiel ist und auf „Jena und Auerstedt“ auch auch „Waterloo“ folgte. In dem Sinne, liebe Sieger des gestrigen Abends: Genießt den Einzug ins Finale, denkt aber auch ein bißchen an den „alten Blücher“ oder im Hinblick auf Portugal an den Duke of Wellington!

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 29. Januar 2016 um 09:16 Uhr

Bismarck und Frankreich, dieses Thema löst eine Reihe von Assoziationen aus: Vor seiner Geburt waren die elterlichen Besitzungen von französischen Truppen geplündert worden, die darauf in seiner Kindheit folgenden Redensarten bei Tisch dürften wenig freundlich gewesen sein. Als junger Mann reiste Bismarck trotzdem gern über den Rhein, als Diplomat genoß er das Pariser Leben und die Kuratmosphäre in Biarritz.

Als Ministerpräsident setzte er sich mit dem bonapartistischen Frankreich der 1860er Jahre auseinander, den Krieg gegen dasselbe gewann er, und mit der Annexion von Elsass-Lothringen trieb er sehenden Auges einen dauerhaften Keil in das Verhältnis zwischen seinem neuen Kaiserreich und die auf Revanche sinnende Pariser Politik, die er in der Folge bei allen Bündnissen-Plänen als negativen Faktor außen vor hielt.

Ist Ihnen das zu holzschnittartig? Uns auch. Viel lieber lesen wir einen ausgewogenen Text über „Bismarck und Frankreich“. Er stammt von unseren französischen Kollegen von der „Encyclopédie pour une nouvelle de l’Europe“, die Teil der Forschungsverbundes „LabEx Ehne – Écrire une nouvelle histoire de l’Europe“ ist. Das Stöbern auf deren Seiten lohnt sich!