Reisepass für den Marquis de Alhama

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Reisepass, Druck, Frankreich, 1854, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2780)

Der hier abgebildete Reisepass für den spanischen Diplomaten Tomás de Ligués y Bardají, Marquis de Alhama (1812 – 1883) wurde am 20. Dezember 1854 vom kaiserlich französischen Außenminister Édouard Drouyn de Lhuys (1805 – 1881) ausgestellt. De Ligués war 1854 Geschäftsträger an der spanischen Vertretung in Paris. Hervorzuheben ist bei dem Dokument das farbig gestaltete Wappen des Zweiten Französischen Kaiserreichs.

Frankreich betrachtete das Königreich Spanien aufgrund vielfältiger politischer und wirtschaftlicher Interessen als sein Einflussgebiet. Die wirtschaftliche Durchdringung des Landes mit Hilfe französischen Kapitals und durch technische Unterstützung, beispielsweise durch die Entsendung französischer Ingenieure für den Eisenbahnbau, sorgte für eine enge Anbindung Spaniens an den nördlichen Nachbarn. Vor allem aus politischen und strategischen Gründen war das Land für Frankreich wichtig. Außenpolitisch gedachte die Regierung in Paris Spanien, das sich zu dieser Zeit sowohl an Frankreich als auch an Großbritannien anlehnte, lediglich die Rolle eines zu Hilfsdiensten verpflichteten Juniorpartners zuzugestehen. Mit einer verstärkten Hinwendung in Richtung Großbritannien wollte die spanische Regierung den übermächtigen Einfluss Frankreichs kompensieren, um sich einen größeren Handlungsspielraum zu verschaffen.


Dieses besondere Exponat wurde in der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ gezeigt, der Katalog ist im Online-Shop und in unseren Ausstellungshäusern in Friedrichsruh erhältlich.

Zuvor erschienen: Französische Erinnerungsmedaille an die Mexiko-Expedition