Auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung hat Prof. Dr. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr München) am 29. März 2022 den diesjährigen „Hamburger Bismarck-Vortrag“ gehalten. Der Politikwissenschaftler ordnete dabei den aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in langfristige Entwicklungen der globalen internationalen Ordnung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein.

Ghosts at Versailles, Karikatur von Bernard Partridge (1861 – 1945), erschienen in: The Punch, Großbritannien, 7. Mai 1919 (Druck, © Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2757)

An der Pariser Friedenskonferenz, die am 18. Januar 1919, genau 48 Jahre nach der Kaiserproklamation von 1871, eröffnet wurde, nahmen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges teil. Bis Ende Mai arbeitete eine interalliierte Vorkonferenz die Friedensbedingungen ohne die Beteiligung der unterlegenen Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn aus. Erst danach wurden die Bedingungen den Mittelmächten und deren Nachfolgestaaten vorgelegt. Die folgenden Verhandlungen verliefen kurz und zumeist schriftlich.

Die englische Satirezeitung The Punch veröffentlichte am 7. Mai 1919, also noch während der internen Verhandlungen der Alliierten, eine Karikatur, die Kaiser Wilhelm II. am Schreibtisch sitzend zeigt. Er trägt eine preußische Uniform und eine Pickelhaube, um ihn in den Augen der Leser eindeutig als deutschen Militär zu identifizieren. Widerwillig muss er mit einer Feder seine Unterschrift unter ein Dokument mit der Aufschrift „Peace Terms 1919“ setzen. Der Spiegelsaal des Versailler Schlosses wird durch die hohen Glasfenster symbolisch dargestellt.

Im Hintergrund erscheinen schemenhaft – als Geister dargestellt – drei Herren, die 48 Jahren zuvor ebenfalls im Spiegelsaal standen: General Helmuth von Moltke (d. Ältere), Reichskanzler Otto von Bismarck und in der Mitte Kaiser Wilhelm I. Die Kaiserproklamation von 1871 – die Zahl wird ebenfalls schemenhaft zur Verdeutlichung der Aussage über den Köpfen dargestellt – wird somit in direktem Zusammenhang mit dem neuerlichen Ereignis in Versailles gebracht.

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In seinem Vortrag über „Denken und Wirken Houston Stewart Chamberlains im deutschen Kaiserreich“ am vergangenen Donnerstag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh leuchtete der Historiker Dr. Sven Fritz eine dunkle Seite des Kaiserreichs aus: Chamberlain avancierte 1899 mit seiner Publikation „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ zu einem einflussreichen Vordenker des modernen, rassisch begründeten Antisemitismus. Dr. Fritz skizzierte Lebenslauf, Weltanschauung und Wirken dieses Publizisten und veranschaulichte damit den Einfluss, den seine Aussagen auf die Öffentlichkeit ausübten.

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Der Hof Ludwigs XV. beim Spiel in Schloss Versailles. Kolorierter Stahlstich von James Baylis Allen, nach Charles Aubry, Großbritannien, 1839, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2733)

Betrug, Diebstahl, Gotteslästerung – die absolutistischen Herrscher Frankreichs verboten das Glücksspiel, drohte es doch ihrer Ansicht nach die soziale Ordnung zu gefährden. Allerdings gab es eine aufsehenerregende gesetzliche Ausnahme: Alle Glücksspiele, die durch die königlichen Verordnungen untersagt waren, wurden am eigenen Hofe ungestraft gespielt.

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Zusam[m]enkunft der National-Versammlung im Ballspielhause zu Versailles den 19. Jun. 1789, Kupferstich von Paul Jakob Laminit (1773 – 1831), Deutschland, 1794, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2738)

In loser Folge stellen wir ausgewählte Darstellungen und Objekte aus dem Katalog der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ vor:

Am 5. Mai 1789 erfolgte die Einberufung der Generalstände durch König Ludwig XVI. im Großen Saal des Hôtel des Menus Plaisirs du Roi, einem Verwaltungsgebäude des königlichen Hofes in Versailles. Bei den Generalständen handelte es sich um eine Versammlung von rund 1.200 gewählten Vertretern aus Adel, Geistlichkeit und Bürgertum. Die Generalstände sollten Steuerreformen genehmigen. Stattdessen legten sie dem König einen Katalog mit Wünschen und Beschwerden vor.

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Ein Meilenstein auf dem langen Weg zur parlamentarischen Demokratie: Sitzung des Reichstags des Norddeutschen Bundes im Herrenhaus des Preußischen Landtags, erschienen in: Parlamentstagebuch, 1867 (Reproduktion, © Otto-von-Bismarck-Stiftung)

Als Reiseführer durch die deutsche Demokratiegeschichte bieten sich drei Broschüren an, die der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. herausgegeben hat. Dabei geht es kreuz und quer durch die Republik, es stellen sich unter anderem das Alliierten-Museum in Berlin, die Erinnerungsstätte Matthias Erzberger auf der Schwäbischen Alb, die Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh und die pfälzische Stiftung Hambacher Schloss vor – insgesamt 51 Institutionen, die unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte zusammenarbeiten.

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Matthias Erzberger am 6. Februar 1919 anlässlich der Eröffnung der Nationalversammlung vor dem Weimarer Schloss, Foto: Bildagentur Presse-Photo A. Frankl (© Haus der Geschichte Baden-Württemberg)

Matthias Erzberger wurde für seinen kompromisslosen Einsatz für die Demokratie in Deutschland ermordet. Der bekannte Politiker, der der Weimarer Republik als Vizekanzler und Reichsfinanzminister gedient hatte, wurde am 26. August 1921 auf einer Wanderung im Schwarzwald von zwei rechtsextremistischen Terroristen erschossen. Mit Dr. Christopher Dowe erläuterte auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung am vergangenen Donnerstag ein ausgewiesener Experte die Vorgeschichte dieses Attentats, seine Bedeutung und Auswirkungen.

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Ansicht auf das Schloss von Versailles, auf Teile der Gartenanlage sowie auf einen kleinen Teil der Stadt, laut Bildunterschrift vom erhöhten Standpunkt des Gemüsegartens aus. Kolorierter Kupferstich, Pierre Menant, Frankreich, 1724.

Das Schloss von Versailles wurde unter Ludwig XIV. nicht nur zum Fixpunkt im Leben von Hof und Adel. Seine Räumlichkeiten standen zudem ebenso wie die bald eindrucksvollen Garten- und Parkanlagen allen Neugierigen und Hilfesuchenden offen.

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Otto von Bismarcks erste Wahlrede, gehalten in Rathenow. Er kandidierte für das neu geschaffene Preußische Abgeordnetenhaus, das im Februar 1849 zum ersten Mal zusammentrat (Zeichnung von Johann Bahr).

Als Ministerpräsident Preußens und Kanzler des Deutschen Reiches ging Otto von Bismarck in die Geschichte ein. Dass seine politische Karriere als Parlamentarier begann, ist weithin in Vergessenheit geraten. Nicht selten stempeln Wissenschaft und Öffentlichkeit ihn gar zum Gegner des Parlamentarismus und halten ihm vor, die Parlamentarisierung des Kaiserreichs blockiert zu haben. Doch die Wahrheit ist, wie so oft im Falle Bismarcks, vielschichtig und ambivalent.

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Friedrichsruh ist bis heute untrennbar mit Otto von Bismarck verbunden. Er hatte 1871 Teile des Sachsenwaldes von Kaiser Wilhelm I. als Dank für seine Verdienste um die Reichsgründung erhalten und sich in dem beschaulichen Ort an der Bahnlinie Hamburg – Berlin niedergelassen. Mit der Ruhe war es dort dann allerdings bald vorbei.

Wir zeigen im letzten Video unserer Reihe „Bismarck und seine Zeit“, dass Friedrichsruh nach dem Zuzug des ersten Reichskanzlers zahlreiche Anhänger anzog – aus einfachen Bevölkerungskreisen bis hin zum Adel. Es reisten außerdem Unternehmer und Politiker an, die aus ganz eigenen Gründen die Nähe Bismarcks suchten.

Viele Exponate im Bismarck-Museum erzählen von diesen zahlreichen Besuchen. Dort vermittelt auch das Arbeitszimmer, das mit originalem Mobiliar ausgestattet ist, einen unmittelbaren Eindruck aus dem Alltag des Staatsmanns.