Bismarck in Kissingen. Bayerische Landesausstellung zeigt Leihgaben der Otto-von-Bismarck-Stiftung

Pistole, Metall/Nussbaum; Tatwaffe vom 13. Juli 1874  (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Der Attentäter zielte gut, aber die Kugel verfehlte dennoch den Kopf seines Opfers. Otto von Bismarck hatte gerade die Hand zum Gruß in Richtung einer neugierigen Menschentraube erhoben, die an diesem 13. Juli 1874 in Kissingen vor seiner Unterkunft wartete. Der Reichskanzler wollte sich in einer Kutsche zu den Kuranwendungen bringen lassen, als er sich mit einer freundlichen Geste zufällig selbst das Leben rettete. Der Attentäter Eduard Kullmann – ein katholischer Böttchergeselle, der am nächsten Tag 21 Jahre alt wurde – sah sich rasch von den Anhängern Bismarcks überwältigt und von der Polizei verhaftet.

Dieses Attentat zählt zu den Ereignissen, an die in der diesjährigen Bayerischen Landesausstellung erinnert wird. Eröffnet wird sie unter dem Titel „Typisch Franken?“ am 25. Mai in der barocken Orangerie in Ansbach. Das Haus der Bayerischen Geschichte setzt damit seine Ausstellungsreihe fort, die im jährlichen Wechsel an historischen Schauplätzen gezeigt wird.

Dieses Paar Lederhandschuhe trug Otto von Bismarck am Tag des Attentats (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

In der aktuellen Ausstellung illustrieren zwei originale Exponate aus dem Bismarck-Museum Friedrichsruh die Erinnerung an das Attentat: die Pistole Kullmanns, die Bismarck als Geschenk erhielt und in seinem Schreibtisch aufbewahrte, sowie ein Paar Glacéhandschuhe aus weißem, feinem Leder, das er am Tag des Attentats getragen hatte. Die Objekttexte im Ausstellungskatalog verfasste für die Otto-von-Bismarck-Stiftung ihr Museumspädagoge Dr. Maik Ohnezeit.

Das Fragezeichen im Ausstellungstitel ist mit Blick auf den Anschlag auf das Leben des ersten Reichskanzlers durchaus berechtigt, denn der Attentäter stammte aus Magdeburg. Fränkisch aber war der Ort des Geschehens, Kissingen – die Auszeichnung als „Bad“ erfolgte 1883. Seit Jahrzehnten zog der Kurort prominente Gäste an, zu denen Künstler, Politiker und Adelige zählten. Entsprechend ist dieser Teil der Ausstellung mit „Bad Kissingen – High Society in Franken” überschrieben. Neben dem Attentat wird unter anderem daran erinnert, dass sich dort 1846 der bayerische König Ludwig I. zum letzten Mal mit seiner Geliebten Lola Montez traf und im April 1898 dem Fotografen Johann Kolb die vorletzte Aufnahme der österreichischen Kaiserin Elisabeth („Sisi“) gelang.

Wie für viele andere Gäste sollte auch für Bismarck der erste Kuraufenthalt – trotz des Attentats – nicht der letzte sein, er reiste weitere 14-mal an, blieb oft mehrere Wochen, erledigte seine Amtsgeschäfte vor dort aus und formulierte 1877 seine außenpolitischen Überlegungen im Kissinger Diktat. Heute erinnert das Bismarck-Museum im Museum Obere Saline an seine Aufenthalte.


Die Bayerische Landesausstellung 2022 „Typisch Franken?“ ist vom 25. Mai bis zum 6. November 2022 in der Orangerie Ansbach, Promenade 33, 91522 Ansbach zu sehen.