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Amboss mit Werkzeugen, Geschenk der Bergischen Schmiede, Remscheid, zum 1. April 1895, Hans Friedel, Deutschland, um 1895, Eiche, Metalle, Email, Leder, Buche, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 052 (@ Otto-von-Bismarck-Stiftung, Fotograf: Jürgen Hollweg) / Postkarte „Der Schmied der deutschen Einheit“ (Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung)
Auf Postkarten, als Bebilderung von Notgeld oder als Nippes: Otto von Bismarck wurde von seinen Anhängern gerne als „Reichsschmied“ verklärt. Damit wurde aus dem gebildeten Adligen, studierten Juristen und Politiker, der öffentlich bevorzugt in Uniform auftrat, ein volksnaher Handwerker gemacht, der mit feuerfester Schürze am Amboss steht, den Hammer fest in der Hand.

„Fackelzug zu Ehren des Herzogs Friedrich in Kiel“, 1864.
Als eigenes Bundesland Teil eines geeinten Deutschlands werden – dieser politische Traum einer großen Mehrheit der Schleswig-Holsteiner schien im 19. Jahrhundert in zwei Phasen eine historische Möglichkeit zu sein: während der Revolution von 1848/49 und der sich anschließenden Schleswig-Holsteinischen Erhebung sowie kurz vor und nach dem Deutsch-Dänischen Krieg. Die Realität aber entwickelte sich (zunächst) anders. Die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden zusammen mit dem Herzogtum Lauenburg mit der Übernahme der preußischen Verfassung im Oktober 1867 zur Provinz.
Der wiederholte Versuch, sich politisch zu behaupten, bildet den regionalspezifischen Kern der umfangreichen Analyse, die Tobias Köhler mit seiner Dissertation „Die Berichterstattung der schleswig-holsteinischen Presse anlässlich der Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Abgeordnetenhaus (1867 – 1881)“ vorlegt. Wie im Titel angezeigt, ist die Untersuchung der Wahlberichterstattung eingegrenzt auf die Phase zwischen der Wahl zum konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes und der Reichstagswahl 1881. Das Ende des Beobachtungszeitraums begründet Köhler mit mehreren Faktoren. Dazu gehören die „konservative Wende“ in der Politik von Reichskanzler Otto von Bismarck sowie die Heirat von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm II., mit Auguste Viktoria, der ältesten Tochter des ein Jahr zuvor verstorbenen Friedrich VIII. zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg – mit dieser Vermählung sei der Verbleib Schleswig-Holsteins bei Preußen in der öffentlichen Wahrnehmung besiegelt worden.

Bismarcks Außen- und Bündnispolitik beschäftigte wiederholt auch die Karikaturisten: „Verantwortungsvoller Posten. Europas Central-Weichensteller“, aus: Kladderadatsch, Heft 49, 23. Oktober 1887
Am 22. Oktober 1873, fast auf den Tag genau vor 150 Jahren, vereinbarten das Deutsche Kaiserreich, Russland und Österreich-Ungarn den Abschluss eines „Dreikaiserabkommens“. Mit dieser Grundsteinlegung seiner Bündnispolitik beging Reichskanzler Otto von Bismarck quasi eine revolutionäre Tat, denn feste (wenn auch zeitlich befristete) Bündnisse kannte die internationale Staatenwelt eigentlich nur in Kriegszeiten. Bismarcks Bündnissystem dagegen, in Friedenszeiten geschlossen, sollte den Krieg verhindern. In deutsch-nationalen Kreisen wird das Dreikaiserabkommen mit antibritischem und antidemokratischem Zungenschlag als konterrevolutionäres Bündnis und Verdienst Bismarcks gefeiert. Bei genauerem Blick in die Geschichte ergibt sich hingegen ein differenzierteres Bild. Es lohnt sich daher, die Ereignisse erneut in Erinnerung zu rufen.