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Die aktuelle, westliche Debatte über Kolonialgeschichte, Dekolonialisierung und die Frage der historischen Verantwortung erweiterte Prof. Dr. Sven Saaler mit seinem Vortrag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh um eine fernöstliche Perspektive: Er zeichnete den Aufstieg Japans zur Kolonialmacht nach.

Der Historiker, der an der Sophia-Universität in Tokio lehrt, setzte den Schwerpunkt seiner Analyse auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und zeigte so auch die Ursprünge gegenwärtiger Grenzstreitigkeiten Japans mit verschiedenen anderen Staaten auf. Indem er die japanischen Expansion in die vier Stufen Inlandskolonialismus, formales und informales Kolonialreich sowie Besatzung ausdifferenzierte, schlug er zugleich einen Bogen bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wurde die Besetzung und Annexion Koreas, dessen Gesellschaft jahrzehntelang um ihre Selbstbestimmung kämpfte.

 

Im Video genannter Literaturhinweis:

Chiharu Inaba / Sven Saaler
Der Russisch-Japanische Krieg 1904/05 im Spiegel deutscher Bilderbogen

Mutsuhito (1852 – 1912) leitete als Tenno grundlegende Reformen ein, die heute mit seinem posthum gebräuchlichen Name Meiji verknüpft sind. Er war der erste Tenno, der fotografiert wurde. Für diese Aufgabe wurde 1872 und 1873 der renommierte Fotograf Uchida Kuichi ausgewählt. (Foto: The Metropolitan Museum of Art)

Trotz mannigfacher nationaler Eigenarten wird man das Verhältnis zwischen Deutschland und Japan heute nicht anders denn als freundschaftlich nennen können. Jüngst wurde die Kooperation mit einem Geheimschutzabkommen beider Regierungen über die Zusammenarbeit im Bereich von Rüstung, Technologie und Cybersicherheit um eine gänzlich neue Facette erweitert. Bei einer Doppelkonsultation lobten die japanischen und deutschen Außen- und Verteidigungsminister resp. Ministerinnen die beiderseitige Wertepartnerschaft etwa im Multilateralismus und der Rechtsstaatlichkeit.

Historisch betrachtet, kann der Weg dorthin allerdings als steinig bezeichnet werden. Unter den seit dem 17. Jahrhundert herrschenden Shogunen der Tokugawa-Dynastie frönte Japan einer Abschottungspolitik und pflegte Außenbeziehungen allein zu den Niederlanden. Erst 1853 und nur unter militärischem Zwang öffnete sich das Land der aufgehenden Sonne ein Stück weit der Außenwelt, indem es den USA, dann auch Russland, Großbritannien und Frankreich freien Handel gewährte.

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