Schleswig-Holstein sei ein wirklich winziger Fleck auf der großen Weltkarte, stellt Prof. Dr. Oliver Auge (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) in seinem Vortrag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh fest. Umso erstaunlicher sei es, dass es in der Vergangenheit oftmals Schauplatz oder Objekt und Thema großer Weltpolitik gewesen sei. Der Historiker zeigt, wie sich seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein Landes- sowie Regionalgeschichte und Weltpolitik immer wieder denkbar nahekamen. Zu den wichtigen Ereignissen und Personen, die er in den Blick rückt, zählen die Schlacht von Bornhöved im Jahr 1227, der „Schwiegervater Europas“, König Christian IX., und die Volksabstimmung über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze 1920.

Titelbild unter Verwendung einer Miniatur aus der Sächsischen Weltchronik, die die Schlacht von Bornhöved im Jahr 1227 zeigt.

Bundesminister a.D. Peter Altmaier war eingeladen, im Rahmen der wissenschaftlichen Konferenz „Entscheidungskulturen in der Bismarck-Ära“ einen öffentlichen Abendvortrag im Schloss Reinbek zu halten. Vor 140 Gästen entfaltete er die „Entscheidungskulturen der Gegenwart“ aus seiner Perspektive als politischer Akteur.

 

Preußens antipolnische Siedlungspolitik in den Jahren 1886 bis 1914 war das Thema des Vortrags, den Dr. Daniel Stienen (Bayerische Akademie der Wissenschaften) am 9. Juni im Historischen Bahnhof Friedrichsruh gehalten hat.

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Welche Gestaltungspotenziale bot der Föderalismus bei der (Neu-)Gestaltung der staatlichen Ordnung im Deutschland des 19. Jahrhunderts? Auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung lotete Prof. Dr. Dieter Langewiesche (Universität Tübingen) in seinem Vortrag „Das Reich als Föderativnation“ im Historischen Bahnhof Friedrichsruh die historischen Möglichkeiten aus und stellte dabei die Umbrüche von 1815, 1848 und 1866/67 in den Mittelpunkt seiner Analyse.

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Auf Einladung der Otto-von-Bismarck-Stiftung hat Prof. Dr. Carlo Masala (Universität der Bundeswehr München) am 29. März 2022 den diesjährigen „Hamburger Bismarck-Vortrag“ gehalten. Der Politikwissenschaftler ordnete dabei den aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in langfristige Entwicklungen der globalen internationalen Ordnung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zeigte die Dritte Französische Republik auch mit ihrer Baupolitik die Vorzüge einer demokratischen Ordnung auf: Statt strikter Vorgaben schuf sie den Rahmen für eine sich weiterentwickelnde Architektur und förderte auch das Kunsthandwerk.

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Der Historikertag fand in diesem Jahr Anfang Oktober in München unter dem Titel „Deutungskämpfe“ statt. Die Politikergedenkstiftungen des Bundes haben sich mit der Diskussionsveranstaltung „Deutsche Staatsmänner postkolonial – eine geschichtspolitische Herausforderung“ beteiligt, moderiert wurde diese von Prof. Dr. Gabriele Metzler (Humboldt-Universität zu Berlin).

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Die aktuelle, westliche Debatte über Kolonialgeschichte, Dekolonialisierung und die Frage der historischen Verantwortung erweiterte Prof. Dr. Sven Saaler mit seinem Vortrag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh um eine fernöstliche Perspektive: Er zeichnete den Aufstieg Japans zur Kolonialmacht nach.

Der Historiker, der an der Sophia-Universität in Tokio lehrt, setzte den Schwerpunkt seiner Analyse auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und zeigte so auch die Ursprünge gegenwärtiger Grenzstreitigkeiten Japans mit verschiedenen anderen Staaten auf. Indem er die japanischen Expansion in die vier Stufen Inlandskolonialismus, formales und informales Kolonialreich sowie Besatzung ausdifferenzierte, schlug er zugleich einen Bogen bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wurde die Besetzung und Annexion Koreas, dessen Gesellschaft jahrzehntelang um ihre Selbstbestimmung kämpfte.

 

Im Video genannter Literaturhinweis:

Chiharu Inaba / Sven Saaler
Der Russisch-Japanische Krieg 1904/05 im Spiegel deutscher Bilderbogen

Keine Dokumentation der Gegenwart, sondern Inszenierung der Vergangenheit – auf diese Formel ließe sich der reiche Bildfundus aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges bringen, den der Kunsthistoriker Paul Mellenthin (Universität Basel) in verschiedenen französischen Archiven recherchiert und ausgewertet hat. In seinem Vortrag im Rahmen des Begleitprogramms der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ stellte er seine bisherigen Forschungsergebnisse vor.

Mellenthin setzte zunächst die Augenzeugenschaft, die die Historienmalerei anbot, mit derjenigen der Fotografie in Beziehung und zeigte die wechselseitigen Beeinflussungen auf. Beide Darstellungsweisen waren sich in diesem Krieg und während des unmittelbar auf die französische Niederlage folgenden Aufstands der Pariser Kommune ähnlicher, als es auf den ersten Blick zu vermuten wäre: Dem  Betrachter eines Schlachtengemäldes ist bewusst, dass dieses später im Atelier entstanden ist. Weniger offensichtlich aber ist, dass auch die Fotografie aufgrund ihrer damaligen begrenzten technischen Möglichkeiten keine unmittelbare Augenzeugenschaft bieten konnte. Die französischen Fotografen, deren Arbeit Mellenthin präsentierte, inszenierten vielmehr den im Krieg entstandenen Zustand, ein Beispiel dafür sind Aufnahmen aus den zerstörten Städten Paris und Straßburg.

Mit der Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte ausgewählter Fotografien zeigt Mellenthin aus der französischen Perspektive auf, wie Erinnerung nicht nur visuell konstruiert, sondern auch politisch genutzt wurde.


Fotografie „Belagerung von Strassburg 1870. Bastion 12. Innere Ansicht mit Kaserne Finkmatt nebst Stadttheil“ (© Stiftung Schloss Glücksburg, Leihgabe für die Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“).

Konfliktoffenheit und Konfliktfähigkeit sind Voraussetzungen für das Funktionieren einer Demokratie. (Abbildung: Blick in den Plenarsaal des Deutschen Bundestages.)

Am Ende des Beitrags finden Sie diesen Hamburger Bismarck-Vortrag in voller Länge.

Sind die momentan vielerorts zu hörenden lauten Klagen über eine immer tiefere Spaltung unserer Gesellschaft berechtigt? Stört die sogenannte Identitätspolitik den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sollte nicht ein größerer Gemeinsinn vorherrschen? Diese aktuellen Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen Hamburger Bismarck-Vortrags, für den wir den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Jan-Werner Müller gewinnen konnten. Er lehrt an der Princeton University und ist in diesem Akademischen Jahr Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Jan-Werner Müller hat mehrere Bücher zu demokratietheoretischen Fragen vorgelegt und wählte diese Perspektive auch in seinem Vortrag „Konflikt und Kohäsion in der Demokratie“, den wir live im Internet übertragen haben.

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