Titelbild: Königliches Schloss zu Berlin. Blick vom Alten Museum über den Lustgarten mit dem Denkmal König Friedrich Wilhelms III. auf die nördliche Schlossfassade; Fotografie, Deutschland, 1891, Abzug auf Papier, Pappe, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 389.

In ihren Baugeschichten spiegeln sich politische Aufstiege und Systemwechsel, dokumentiert sind Brände, Kriegszerstörungen und Sprengungen, aber auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit, die zu ihrem Erhalt führten: Residenzschlösser erzählen auf eigene Weise von den regionalen Besonderheiten der deutschen Geschichte. In einer Auswahl historischer Fotografien werden zwölf dieser Bauwerke in unserem Wandkalender 2024 präsentiert.

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Statuette Pallas Athene mit goldener Nike (fehlt), Geschenk der Allgemeinen Kunstgenossenschaft zum 1. April 1895, Ferdinand v. Miller (1842 – 1929) nach einem Entwurf von Heinrich Waderé (1865 – 1950), Deutschland, um 1895, Bronze, Levante Verde, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 157 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Die kleine vergoldete Siegesgöttin Nike ist längst verloren, nur die Kugel, auf der sie thronte, wird noch von dem ausgestreckten Arm gehalten. Der Speer in der anderen Hand, Kopfbedeckung und Gewand verraten aber, wen die Statuette zeigt: Pallas Athene. Die Tochter des Zeus, so die griechische Mythologie, steht hier unverkennbar für Krieg und Sieg.

Die Statuette gehört zu der fast unüberschaubaren Anzahl an Geschenken, die Otto von Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 erhielt. Ihr Absender war – wie auf der Rückseite des Sockels zu lesen ist – die Allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft. Diese Berufsvertretung hatte sich mit großdeutschem Anspruch, also unter Einbeziehung der österreichischen Künstler, 1856 in Bingen am Rhein gegründet. Ihr Ziel war, die Interessen der bildenden Künstler gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten. Es gründeten sich zahlreiche Ortsgruppen, wie ein Eintrag im Stadtlexikon Darmstadt informiert. Den Vorstand stellten abwechselnd die Berliner und die Münchner Ortsgruppe – die dann 1868 eigens gegründete Münchener Künstlergenossenschaft existiert noch heute.

In München lag auch die künstlerische Federführung bei der Ausgestaltung des Geschenks für Bismarck. Übernommen wurde sie von zwei namhaften Bildhauern: Heinrich Waderé (1865 – 1950) entwarf die elegante Figur; von ihm stammen beispielsweise auch die Attikafiguren über dem Portikus des Prinzregententheaters sowie das Richard-Wagner-Denkmal in München-Bogenhausen. Gegossen wurde die Statuette von Ferdinand von Miller (1842 – 1929), der später, von 1900 bis 1919, die Akademie der Bildenden Künste in München leitete.

Diese kleine Krieg-und-Sieg-Statue misst mit Sockel 87 Zentimeter Höhe und besteht aus zwei Metallen: aus Kupfer und Zinn, legiert zu Bronze. Die Bronze wurde mit grüner Patina so veredelt, dass der Faltenwurf des Gewandes den Eindruck von Stoff entstehen lässt. Das Material des Sockels ist in dem Band „Das Bismarck-Museum in Wort und Bild“ als Levante Verde identifiziert. Dieser Naturstein wird im italienischen Ligurien abgebaut, erdgeschichtlich hat er durch Druck und Temperatur zu seiner Form gefunden.

 

 

Quellen:

Akademie der bildenden Künste München: Personallisten

Athena, in: Britannica, 3. Juli 2023

A. de Grousilliers unter Mitwirkung von W. L. Schreiber: Das Bismarck-Museum in Wort und Bild. Ein Denkmal deutscher Dankbarkeit, Berlin 1899

Friedrich Wilhelm Hackländer: Die erste Versammlung deutscher bildender Künstler, in: ders. Erlebtes. Zweiter Band, Stuttgart 1856

Friedrich Wilhelm Knieß: Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft (Ortsverein), in: Stadtlexikon Darmstadt

Münchner Künstlergenossenschaft

Heinrich Waderé, in: Nordost-Kultur München, als Quelle wird angegeben: Yvette Deseyve: Heinrich Waderé (1865–1950): Ein Münchner Bildhauer der Prinzregentenzeit (Wiener Schriften zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege), München 2010

 

Die Statuette hat heute ihren Platz im Bismarck-Museum Friedrichsruh und ist als Oktober-Kalenderblatt in unserem Wandkalender „Durchlauchtigster Fürst“ zu sehen. Zuvor erschienen: Vom Souvenir zum Politikum: Bismarcks Olivenzweig

 

Die Mitglieder der AG Orte der Demokratiegeschichte haben sich in diesem Jahr in Frankfurt am Main getroffen (Foto: GEDG)

Die Mitglieder der AG Orte der Demokratiegeschichte haben sich in der vergangenen Woche zu ihrer Jahrestagung im Historischen Museum Frankfurt am Main getroffen. Für die Otto-von-Bismarck-Stiftung hat ihr wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Ulf Morgenstern teilgenommen.

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Der zwölf Meter umspannende Adlerbogen an der Ostflanke des Donnersbergs galt bei seiner Errichtung 1880 als Ingenieursleistung. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurden damit Helmuth von Moltke und Otto von Bismarck geehrt. Ebenso wie der Bau wurde auch die umfangreiche Restaurierung 2016 von Bürgern aus der Region getragen. (Foto: Natalie Wohlleben)

Die Pfalz hat Otto von Bismarck wahrscheinlich nur einmal durchquert – und das unter Jubel an den Bahnhöfen: Als er nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs von Versailles nach Berlin reiste, war er am 8. März 1871 von Metz aus vermutlich auf der Eisenbahnstrecke über Kaiserslautern und Neustadt nach Mainz und Frankfurt unterwegs – und kam damit in den seltenen Genuss, dass Untertanen des Königreichs Bayern, zu dem die Pfalz seit 1816 gehörte, einem Preußen zujubelten. Und die Pfälzer sollten es dabei nicht belassen. Ein Bürgerverein ließ an der Ostseite des Donnersbergs, dem höchsten Berg der Region, 1880 den Adlerbogen mit Statuen von Helmuth von Moltke und Bismarck errichten. Generalfeldmarschall und Reichskanzler wurden damit für die Sicherung der pfälzischen Grenzen im Deutsch-Französischen Krieg und die Reichsgründung geehrt.

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Der Flüchtling, Gemälde von Felix Nussbaum (1904-1944), Brüssel 1939 (Yad Vashem Art Museum, Jerusalem, gemeinfrei für nichtkommerzielle Zwecke). Der Maler Felix Nussbaum und seine Ehefrau, die Künstlerin Felka Platek, wurden im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Für die Hitler-Zitate entschuldigte sich Dr. Joachim Riecker vorab. Aber sie waren ihm unumgänglich, um das Gedankengut des NS-Diktators zu illustrieren. „Hitlers 9. November – Wie der Erste Weltkrieg zum Holocaust führte“ lautete der Titel des Vortrags, den der Historiker auf Einladung des Vereins zur Förderung der Otto-von-Bismarck-Stiftung am vergangenen Freitag im Theatersaal des Augustinums Aumühle hielt.

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Olivenzweig und Haarnadel im Zigarrenetui (Olivenbaum, Leder, Metall, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 030), © Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg

Im Kanon der Erzählungen über Otto von Bismarck, der sich schon zu seinen Lebzeiten in der Öffentlichkeit zu verbreiten begann, zählt an prominenter Stelle seine „Eisen und Blut“-Rede, die er am 30. September 1862 als designierter Ministerpräsident vor der Budgetkommission des Preußischen Landtages hielt. An deren Ende soll er den Zweig eines Olivenbaums als Zeichen seiner friedlichen Absichten präsentiert haben.

Die Darstellung dieses historischen Moments ist seit jenem Tag ausgeschmückt und mit Mutmaßungen versehen worden, wie ein Streifzug durch die Bismarck-Bibliothek in Friedrichsruh zeigt. Gesichert ist, dass Bismarck, der als Gesandter Preußens in Paris diente, im Sommer 1862 eine ausgedehnte Reise in den Südwesten Frankreichs unternahm. Anstatt den Urlaub bei seiner Frau Johanna und den drei Kindern im pommerschen Reinfeld zu verbringen, suchte der Diplomat – der hoffte, von König Wilhelm I. in die Regierung berufen zu werden – Erholung möglichst weit weg von Berlin. Dort spitzte sich währenddessen die politische Lage zu: Die Regierung, die nur dem König verantwortlich war, und der Preußische Landtag konnten sich nicht über eine Heeresreform einigen. Das einzige Druckmittel, das den Abgeordneten zur Verfügung stand, war die Blockade des preußischen Haushalts. In dieser Situation entschloss sich König Wilhelm I. nun doch, den politisch polarisierenden, aber vermutlich durchsetzungsstarken Bismarck an die Spitze seiner Regierung zu stellen. Bismarck reiste nach Berlin und sprach schon bald nach seiner Ankunft mit den Mitgliedern der Budgetkommission, um das Problem im Sinne der Krone zu lösen.

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Die Revolution von 1848/49, Teil II

Die deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt a/M. Kolorierter Stahlstich von Joseph Maximilian Kolb und Frederick (Friedrich) Girsch, gezeichnet von Heinrich Hasselhorst, Deutschland, 1848, Höhe: 14,6 cm, Breite: 23,7 cm, Material: Papier (Leihgabe aus Privatbesitz)

Die in Frankfurt am Main tagenden Gesandten der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes (Bundesversammlung) stimmten den Beschlüssen des Vorparlaments und damit unter anderem der Wahl eines nationalen Parlaments zu (siehe den Beitrag „Einzug der Mitglieder des Vorparlaments in die Frankfurter Paulskirche“). Ebenso erklärte die Bundesversammlung den doppelköpfigen Adler – seit dem Spätmittelalter Symbol für das Kaisertum und das Heilige Römische Reich – mit der Umschrift „Deutscher Bund“ zum Bundeswappen sowie die schwarz-rot-goldene Fahne zur Fahne des Deutschen Bundes – letzteres ebenfalls mit (allerdings falschem) Bezug auf das Alte Reich, dessen „Reichspanier schwarz-roth-gold“ gewesen sei.1

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„Gartenfest für Vertreter der Ausländischen Presse beim Reichskanzler Dr. [Gustav] Stresemann. Der Reichskanzler inmitten ausländischer Journalisten.“ September 1923 (Bundesarchiv, Bild 102-00169 / CC-BY-SA 3.0)


Vor 100 Jahren, am 13. August 1923, wurde Gustav Stresemann (1878 – 1929) zum Reichskanzler und Außenminister der Weimarer Republik ernannt: ein Rückblick auf die Stresemann-Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949

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Königin Victoria von England und Irland (1819 – 1901), Gemälde von Henry Macbeth-Raeburn (1860 – 1947) nach einem Bildnis von Heinrich von Angeli (1840 – 1925), Öl/Leinwand, 1889, Bismarck-Museum Friedrichsruh (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Sie waren fast gleichaltrig, konnten sich auf drei Sprachen miteinander verständigen – Deutsch, Englisch und Französisch – und zählten zu den Persönlichkeiten, die Europa im 19. Jahrhundert prägten: die britische Königin Victoria (1819 – 1901) und Otto von Bismarck (1815 – 1898). Im Bismarck-Museum Friedrichsruh ist das großformatige Porträt der Monarchin zu sehen, das sie 1889 dem deutschen Reichskanzler schenkte.

Das Geschenk traf nach einer bewegten Phase der deutsch-britischen Beziehungen ein. Obwohl Großbritannien sich im 19. Jahrhundert in Friedenszeiten traditionell nicht vertraglich an einen Partner gebunden habe, wie in der Dissertation über „Deutsch-Britische Optionen“ von Jörg Femers nachzulesen ist, habe Bismarck der britischen Regierung in einer „informatorischen Voranfrage“ am 11. Januar 1889 ein zeitlich befristetes Bündnisabkommen vorgeschlagen. Vorgesehen gewesen sei ein gegenseitiger militärischer Beistand im Fall eines französischen Angriffs. Das Abkommen sollte im britischen Parlament ratifiziert, dem Reichstag aber nur bekanntgegeben werden. Premierminister Lord Robert Arthur Salisbury (1830 – 1903) habe auf dieses Angebot nicht geantwortet, weil es für Großbritannien nicht attraktiv gewesen sei, erläutert Femers, da sich Deutschland damit nicht von Russland distanziert hätte. – Mit dem Zarenreich konkurrierte Großbritannien seit dem Krimkrieg von 1853 – 1856 in der Balkanregion und in Zentralasien um Einflusssphären. Zugleich nahm es im Bündnissystem des Deutschen Reichs einen zentralen Platz ein. Das Interesse an Russland war also höchst gegensätzlich.

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„Bismarck in a Bubble“, Beitrag zum internationalen Ideenwettbewerb „Bismarck neu denken“ von Ralph Heinsohn, Professor für Audiovisuelle Medien an der Hochschule Aachen, und Markus Schäfer (© Stiftung Historische Museen Hamburg)

In Hamburg und Berlin steht Otto von Bismarck im Mittelpunkt dreier Ausstellungen, die sich ihm und ihm gewidmeten Denkmälern künstlerisch nähern – „Bismarck-Streit“ in der Zitadelle Spandau, „Bismarck neu denken“ im Museum für Hamburgische Geschichte und „When Platitudes Become Form“ in der Berlinischen Galerie. Konzipiert wurden sie als visuelle Beiträge zu den aktuellen Debatten in Öffentlichkeit und Wissenschaft über die Kolonialpolitik des Deutschen Kaiserreichs und insbesondere über die Verantwortung, die dem ersten Reichskanzler dabei zukommt.

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