Das besondere Exponat

Objekte aus der Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung

Foto: Bronzeminiatur, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Hersteller unbekannt

Die Miniaturstatuette ist ein Geschenk Kaiser Wilhelms I. an Otto von Bismarck. Ursprünglich ist die Säule als ein Denkmal anlässlich des preußischen Sieges im deutsch-dänischen Krieg 1864 geplant. Der aufwendige Bauvorgang ab 1869 ist der Grund, warum die Säule auch Zeugnis für den Sieg gegen Österreich 1866 und Frankreich 1870/71 werden soll.

Wilhelm I. hat selbst großen Anteil am Denkmalsentwurf. Er bestimmt auch den Standort. Die Berliner Siegessäule steht seit ihrer Enthüllung am 2. September 1873 für 65 Jahre auf dem Königsplatz, einem ehemaligen Exerzierplatz der Berliner Regimenter. Dieser Platz gewinnt zunehmend an politischer Bedeutung im Kaiserreich: Nach und nach wird er Ort des Reichstags (1894), des monumentalen Bismarckdenkmals (1902), der Statuen Generalfeldmarschall Helmut von Moltkes und Kriegsminister Albrecht von Roons (1904). Schließlich kommt die Siegesallee hinzu mit den 32 Statuen wichtiger Regenten Brandenburg-Preußens.

Der Königsplatz verändert sein Gesicht in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Zuge der Umbaupläne Berlins lässt Albert Speer die Siegessäule an ihren heutigen Platz auf dem großen Stern in den Tiergarten bringen, ebenso die Denkmäler Roons, Moltkes und Bismarcks. Damit die Siegessäule dort ebenso zur Geltung kam, werden der Sockel erhöht und die drei Geschosse der Säule, wie sie die Miniatur zeigt, um ein viertes, kanonenloses ergänzt.

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Text: Christian Wächter. Der spätere Reichskanzler fiel den akademischen Autoritäten Göttingens nicht gerade als ein mustergültiger Studiosus auf. Sein Benehmen führte rasch zur Bekanntschaft mit dem Karzer, dem universitätseigenen Gefängnis. Doch nicht nur ein Blick auf den eher unsteten Lebensstil zu seiner Studentenzeit lohnt sich, auch der später das gesamte […]

Mit ihrem geschichtspolitischen Bewußtsein dürften die Radebeuler momentan in der Bundesrepublik eine Ausnahme sein. Denn wo sonst wird gerade ein Bismarckturm mit Enthusiasmus und Tatendrang restauriert, mit dem Ziel, ihn buchstäblich zu retten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen?

Der Dresdner Vorort, in dem einst der ideenreiche Schriftsteller Karl May lebte, birgt offenbar dieses seltene Potential an bürgerschaftlichem Engagement für einen scheinbar aus der Mode gekommenen architekturgeschichtlichen Klotz. Hier ist nicht der Ort, die Geschichte aller 234 Bismarcktürme und -säulen zu erzählen, die zwischen 1869 und 1934 in Deutschland und seinen überseeischen Kolonien errichtet wurden. Ganz sicher ist der Radebeuler Turm aber ein besonderer, denn er wurde nach einem Entwurf eines Freundes von Karl May 1907 gebaut, hat also einen doppelt-berühmten lokalgeschichtlichen Bezug.[1]

Der Architekt Wilhelm Kreis (1873-1955) lehrte von 1902 bis 1909 als Professor für Raumkunst an der Kunstgewerbeschule Dresden und zeichnete in dieser Zeit für etliche neobarocke Bauwerke verantwortlich. Kreis war ein Schüler Paul Wallots (1841-1912), der in Berlin den Reichstag und in Dresden das Ständehaus, den alten Landtag an der Brühlschen Terrasse, gebaut hatte, und wer sich die von Kreis stammende neue Friedrich-August-Brücke (sie ersetzte die alte Augustusbrücke) anschaut, erkennt die ästhetische Verwandtschaft.

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