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Dr. Ulf Morgenstern zeigte den besonderen Platz Friedrichsruhs in der deutschen Kolonialgeschichte auf. Eleonora von Bergen (Violine) und Rolf von Bergen (Gitarre) sorgten mit schwungvoller Musik für gute Stimmung.
Fotografien eines japanischen Prinzenpaares, die Otto von Bismarck 1887 vermutlich persönlich als Cartes de Visite überreicht wurden, Hölzer aus den Tropen, die der Journalist Eugen Wolf 1896 von seinen Reisen mit nach Friedrichsruh brachte, oder das 1955 in Aumühle errichtete Ostafrika-Denkmal – mit dem kleinen Ort im Sachsenwald sind zahlreiche höchst unterschiedliche Berichte, Dokumente und Objekte verbunden, die von der Rolle Bismarcks in der Global- und Kolonialgeschichte des 19. Jahrhunderts und deren Nachwirkungen zeugen. Dr. Ulf Morgenstern, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung, bündelte einige Beispiele in seinem Festvortrag „Ein blinder Fleck? Friedrichsruh als kolonialgeschichtlicher Erinnerungsort“. Dieser Vortrag stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs, zu dem die Stiftung am vergangenen Freitag 100 Gäste begrüßte.

Auf dem Weg in die Republik: Die Sozialdemokraten warben in Berlin auch mit einem Autokorso um Stimmen bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919. (Bundesarchiv, Bild 146-1972-033-15 / Gebrüder Haeckel / CC-BY-SA 3.0)
Aus Anlass des 100. Jahrestages der Gründung der Weimarer Republik ist in der Bundesrepublik 2019 mit vielfältigen Veranstaltungen der ersten freiheitlichen Demokratie auf deutschem Boden gedacht worden. Auch der Weimarer Reichsverfassung wurde dabei nach Jahren einer eher kritischen Betrachtung jene Beachtung zuteil, die ihr in der deutschen Verfassungsgeschichte gebührt. Unverkennbar war jedoch zugleich eine Fokussierung auf die gesamtdeutsche Ebene, wohingegen die Rolle der Länder bei der Bildung der demokratischen Ordnung weit weniger Aufmerksamkeit erfuhr, obwohl sich gerade dort bis 1871, wenn nicht bis 1919 wesentliche verfassungsgeschichtliche Entwicklungen in Deutschland ergeben haben.

Im Empfangsbereich des Bismarck-Museums steht die Standuhr, die Gustav Becker 1885 Otto von Bismarck schenkte (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)
Diese Standuhr hat – zusätzlich zu ihrer Aufgabe, das Voranschreiten der Minuten und Stunden anzuzeigen – auch eine Zeit festgehalten: jene um den 1. April 1885. Otto von Bismarck wurde an diesem Tag 70 Jahre alt und der Kult, der sich um ihn entwickelte, unübersehbar. Es fanden Festveranstaltungen statt, Huldigungen wurden verfasst und Geschenke zum Wohnsitz des Reichskanzlers in Friedrichsruh geschickt. Dazu zählte auch eine eindrucksvolle Standuhr.