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Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 20. März 2015 um 07:41 Uhr
Am vergangenen Dienstag machte der MDR auf den Lebensweg eines eigenwilligen Landeskindes aufmerksam. Zwar verkörpert Otto von Bismarck das Preußische schlechthin, geboren wurde er jedoch in der Provinz Sachsen, die ihren Namen nicht von ungefähr trug. Der Magazin-Beitrag behandelt aber weniger Bismarcks altmärkische Wurzeln, als vielmehr die Bismarck-Begeisterung der Mitteldeutschen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Diese bezog sich bekanntlich nicht auf die preußischen Facetten des Landjunkers, sondern auf die nationalen. Heute spielt diese etwas eindimensionale Zuschreibung keine Rolle mehr, die Mitteldeutschen haben den Reichsgründer ebenso historisiert wie es anderswo auch geschehen ist. Wie groß aber die mythische Verehrung in den Jahrzehnten nach Bismarcks Tod war bzw. wie hoch, dass zeigt u.a. der Bismarck-Turm in Weißenfels. Dessen jüngere Geschichte ist ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements – ganz ohne politische Präferenzen und historische Verklärungen.
Zu Sendung geht es hier.
Sie wird auch wiederholt im Rahmen einer langen Bismarck-Nacht am 29. März ab 22.45 Uhr.
Viel Vergnügen!
Geschrieben von Christian Wachter am Mittwoch, den 18. März 2015 um 13:59 Uhr
Nicht nur im Jahr 2015, in dem Otto von Bismarck 200 Jahre alt geworden wäre, sind Orte mit Bezug zum „Eisernen Kanzler“ quasi allgegenwärtig. Fast überall befindet sich eine Bismarckstraße, ein Bismarckturm, -stein, oder eine Bismarckapotheke, irgendwo in der Nähe. Darüber hinaus entstehen immer wieder lebhafte Debatten über Sinn und Unsinn von Straßen(um)benennungen, wird die Pflege von in die Jahre gekommenen Denkmälern vorangetrieben oder stehen sonstige Orte mit Bismarckbezug im öffentlichen Fokus, etwa wenn eine Bismarck-Eiche in Berlin dem Verkehr weichen muss. Dass dies zwar insbesondere, aber nicht alleine für Großstädte gilt, lässt unsere Weltkarte deutlich werden. Sie wurde 2012 im Rahmen des BISMARCKIERUNG-Projektes erstellt und wird seitdem beständig erweitert.
Die genannten Diskussionen und Initiativen stehen natürlich im größeren Kontext der lebhaft diskutierten Frage, welches Verhältnis heutige Generationen zum ersten deutschen Reichskanzler haben, haben sollten oder haben können. Für diese Frage also nach der Erinnerungskultur stellt der 200. Geburtstag Bismarcks einen ganz besonderen Anlass dar. Entsprechend sind aktuell ausnehmend viele Berichte in den Medien zu finden. Beispielsweise ist über die Leipziger AfD zu lesen, dass sie Otto von Bismarck in dem städtischen Namensvorrat verewigt wissen wollte, dabei aber übersehen hat, dass es bereits eine Bismarckstraße gibt. Für einen „Geburtstagsputz“ legten im brandenburgischen Herzberg (Elster) BürgerInnen jüngst Hand an das hiesige Bismarckdenkmal an und die Sanierung des Bismarckdenkmals im hessischen Dillenburg wurde vom ortsansässigen Geschichtsverein erfolgreich abgeschlossen. Die Frankfurter Rundschau portraitiert in einem Onlineartikel die Bismarcksäule in Hanau und erinnert gleichzeitig an die Geschichte der typgleichen Säulen, wie sie im gesamten Deutschen Reich verstreut errichtet wurden. Und die Mitteldeutsche Zeitung berichtet von der Eröffnung der Ausstellung „Bismarck – Ort und Erinnerungen“ im Kreismuseum Genthin.
Diese und viele weitere Beispiele illustrieren nicht nur, welche Formen das Bismarckgedenken im Jubiläumsjahr annimmt, sie bieten auch wertvolle Informationen für neue Markierungen, die in unsere Karte aufgenommen werden sollen. Denn für dieses offene und in Kooperation mit der Community betriebene Projekt sind solche Meldungen wertvolle Hinweise, wo noch „Bismarckierungen“ fehlen. Schließlich gibt es ständig etwas zu „bismarckieren“.
Während bei uns im Bismarck-Trubel die Telefone heiß und die Email-Accounts überlaufen, wollen wir nicht übersehen, wo andernorts noch auf Bismarck aufmerksam gemacht wird. Aus der Fülle von Unternehmungen im In- und Ausland heute eine besondere Perle:
Nicht nur filmisch, sondern auch auf der Theaterbühne wird Bismarck in diesem Jahr zum Gegenstand historisch-künstlerischer Darstellungen. Und wenn die Berliner Volksbühne und die Singakademie zu Berlin dafür verantwortlich zeichnen, sind Brüche und unerwartete Spannungsbögen zu erwarten. Zum Beispiel bis zu Bakunin. Neben der großartigen Sophie Rois ist das Stück „Die Bismarck“ aber auch aus einem anderen Grund sehens- und vor allem hörenswert: Drei Chöre mit insgesamt 150 Stimmen, ein Streichquartett, Schlagzeug Flöte und Jagdhörner sorgen für eine außergewöhnliche Orchestrierung. Das findet auch der Deutschlandfunk bemerkenswert. Wir meinen: Bitte noch einmal aufführen!!!!