Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 21. Dezember 2016 um 10:03 Uhr

In einem – vorsichtig formuliert: durchwachsenen Dezember hat die Otto-von-Bismarck-Stiftung überraschend eine sehr gute Nachricht zu verkünden:

Wir sind wieder an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden!

Stündlich einmal verkehrt ein VHH-Bus der neuen Linie 433 von Aumühle nach Trittau mit Zwischenhalt am Museum in Friedrichsruh. Das HVV-Ticket bis Aumühle gilt auch für den Bus!

Nach drei Jahren können Besucher nun wieder ohne Auto bzw. ohne einen halbstündigen Fußmarsch zu uns kommen.

Vielen Dank an die Verantwortlichen!

Und an Sie an Leser: Bitte weitererzählen!

Kanonenkugel auf steinernem Sockel mit der Inschrift „Rolf Krake, 28.3.1864“ aus Eisen und Stein, Maße: 55 x 132 x 107 cm, Inventar-Nummer: A 206, Bismarck-Museum, Friedrichsruh

Der Schreibtisch Otto von Bismarcks in dessen nachgestelltem Arbeitszimmer im Bismarck-Museum von Friedrichsruh wird von einem mächtigen Bilderrahmen, einer Standuhr, zwei Lampen und einer großen Ledermappe, welche den Eindruck erweckt, als würde der Reichskanzler gleich wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren, dominiert.

Während der flüchtige Blick nur diese Objekte wahrnimmt, offenbaren sich dem aufmerksamen Besucher eine Vielzahl weiterer interessanter Gegenstände, die jedoch aufgrund ihrer Größe unscheinbarer wirken. Eines dieser Objekte ist eine kleine schlichte Metallkugel, die auf eine steinerne Platte montiert wurde, welche die Gravur „Rolf Krake 28.3.1864“ trägt.

Das Objekt gehört zu den wenigen Exponaten des Museums, die einen unmittelbaren Bezug zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 haben. Auffällig an der Kugel ist der Umstand, dass der obere Teil abgeschliffen wurde. Trotz ihrer Schlichtheit und Unauffälligkeit zeugt dieses Objekt von einer der blutigsten Episoden des Deutsch-Dänischen Krieges, dem Ringen um die Düppeler Schanzen.

Der Name „Rolf Krake“ war vor 152 Jahren weit über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannt. Schließlich trug nicht nur ein legendärer nordischer Sagenkönig diesen Namen, sondern auch das erste moderne Panzerschiff Europas. In dänischem Auftrag in Glasgow gebaut und im Sommer 1863 vom Stapel gelaufen, stellte die „Rolf Krake“ ein Novum in der europäischen Seekriegsführung dar. Denn obgleich schon eiserne Panzerschiffe im amerikanischen Sezessionskrieg (1861 – 1865) zum Einsatz gekommen waren, hatte diese Technik bis dahin noch keinen Einzug in Europa gehalten.[1]

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Geschrieben von Dr. Maik Ohnezeit am Montag, den 05. Dezember 2016 um 07:55 Uhr

Die im traditionsreichen Bismarck-Museum von Friedrichsruh derzeit präsentierte Sonderausstellung „Li Hongzhang – ein Bismarck des Fernen Ostens? Das Reich der Mitte und Deutschlands Hinwendung nach Ostasien 1860 – 1914“ wird bis zum 15. Januar 2017 verlängert!

Zur Sonderausstellung ist ein mit vielen Abbildungen versehener Begleitband (120 Seiten) erschienen.Eine Reihe von Essays vertieft die Inhalte der Präsentation.

Der Begleitband kann für 10,00 Euro im Bismarck-Museum und in der Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh erworben werden. Der Katalog kann auch über info@bismarck-stiftung.de oder im Shop der Stiftungs-Webseite bestellt werden (zzgl. Versandkosten).

 

Heute kommen die erfreulichen Nachrichten gleich in Serie: 21 final-year-A-Level students (sprich: Abiturienten) von der Reepham High School and College im Herzen Norfolks haben unsere „Bismarck and Great Britain“-Ausstellung in Norwich besucht.

Prof. Thomas G. Otte von der University of East Anglia (UEA) hat den Geschichtskurs zwei Stunden lang mit deutscher Geschichte traktiert und das Studium an der UEA erklärt und – wie ich annehme – angespriesen.

Am Ende dürften den Schülern vor lauter „Bismarck“ die Ohren gerauscht haben! Oder auch nicht, denn: Die ostenglischen Oberprimaner waren bestens vorbereitet, heißt doch eines ihrer Geschichts-Module „The Quest for Political Stability: Germany, 1871-1991.“

Historisch-politische Bildungsarbeit und Vermittlung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse gehen hier Hand in Hand: Nach Studenten und Post-Graduates bei der Eröffnung in der letzten Woche sind nun auch Schüler unter den geführten Besuchern, „we are delighted“ und danken den englischen Kollegen für wunderbare Kooperation!

Der Förderverein der Otto-von-Bismarck-Stiftung hat zum wiederholten Mal  eine Zuwendung aus dem Zweckertrag des HASPA-Lotteriesparens erhalten.

Die Übergabe des Zusageschreibens fand am 22. November 2016 im Kinder-Kulturzentrum Lohbrügge durch den Leiter der Region Sachsenwald der HASPA, Kai Arnold, statt.

Die Zuwendung fließt in die Finanzierung eines Gemäldes mit dem Porträt Otto von Bismarcks auf KPM-Porzellan.

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung dankt dem Förderverein für die Spende und der HASPA für die Zuwendung!

Zur Eröffnung der „Bismarck und Großbritannien“-Ausstellung an der University of East Anglia hat es sich Christopher Clark nicht nehmen lassen, sich in das Verkehrsgetümmel  zwischen Cambridge und Norwich zu stürzen.

Auf den Punkt genau durchmaß der Regius-Professor Sir Christopher den nachmittäglichen Berufsverkehr Ostenglands.

Was das etwa 50köpfige Publikum dann zu hören bekam, waren fünf pointiert ausgearbeitete Axiome politischen Handelns. Nach Clarks Analyse lassen sich Bismarcks kurz- und mittelfristige Strategien auf diese fünf Maximen zuspitzen.

Nr.1: Deskaliere Situationen nicht, sondern provoziere! Bismarck erschien auf diese Weise nicht unbedingt als sympathisch, aber als hoch effektiver Akteur.

Die weiteren vier Axiome werden hier nicht verraten, schließlich bereitet Clark eine Publikation dieser historisch fundierten Handlungsanweisung für charismatische Alphatierchen vor.

Unterschwellige Parallelen zu Politikern der Gegenwart drängten sich vor dem angelsächsischen Hintergrund automatisch auf. Clark selbst spielte nur ironisch mit ihnen, ob sie in einer Druckversion explizit angesprochen werden, bleibt abzuwarten.

Unabhängig davon: Dem Mitglied des Beirats der Otto-von-Bismarck-Stiftung Clark ist ebenso herzlich für einen gelungenen Abend zu danken wie dem Gastgeber in Norwich, Prof. Dr. T.G. Otte. Und natürlich den zahlreichen, lebhaft diskutierenden Gästen!

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 17. November 2016 um 10:33 Uhr

Gern verlinken wir auf einen lesenswerten Jubiläumsartikel aus Anlass des 150jährigen Bestehens einer Qualitätszeitung aus Frankfurt am Main.

Ob da nun zwischen 1866 und 1890 gelegentlich scharf gegen den preußischen Ministerpräsidenten geschossen wurde oder nicht: Vergeben, vergessen und vorbei!

Die Journalisten aus der Mainmetropole mit den präzisen Informationen aus Berlin werden schon ihre Gründe gehabt haben, den Mann, der in den 1850er Jahren als Gesandter in Frankfurt lebte und dort 1871 mit Frankreich einen – gelinde gesagt – straffen Friedensvertrag schloss, zu kritisieren.

Ihre Nachfolger in der Redaktion konnten das 1899 im Frankfurter Stadtteil Höchst aufgestellte Bismarck-Denkmal zwar noch ignorieren, d.h. „umgehen“. Am 1908 vor dem Schauspielhaus aufgestellten, zentralen Frankfurter Bismarck-Denkmal mussten aber auch sie gelegentlich vorbei. (Diese und andere Bismarck-Ehrungen im öffentlichen Raum verzeichnet BISMARCKIERUNG.de)

Aber zurück zum Leitmedium vom Main: Herzlichen Glückwunsch und – wie man im 19. Jahrhundert lateinernd hinzufügte – Ad multos annos!

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 11. November 2016 um 12:24 Uhr

Seit einigen Jahren schießen überall in Deutschland kleine Brauereien aus dem Boden. Ihre Craft-Biere sind „handwerklich“ hergestellt, aber beileibe nicht nur für Handwerker gedacht. Das erkennt der Kunde in der Regel sofort an zwei Indikatoren: Am Preis und an den ausgefallenen Geschmackskompositionen. Für eine Flasche India Pale Ale aus Ingolstadt oder Itzehoe kann man problemlos 4 Euro bezahlen, um anschließend wie ein Weinkenner über Getränk zu fachsimpeln.

Man muss diese Auswüchse nicht bis ins Letzte ernstnehmen. Zu begrüßen ist jedoch, dass mehr Vielfalt in einen sonst immer heterogener werdenden Markt weniger Industriebier-Multis kommt.

Eine neue Sorte Bier gibt es seit wenigen Wochen auch in Neustadt an der Orla, gebraut wird unweit in der Nähe von Schleiz. Hinter dem Projekt stehen keine Hipster aus Großstadthinterhöfen, sondern der Bismarckturmverein in Neustadt an der Orla. Das Gebräu trägt daher auch keinen an die Exotik des Britischen Empires erinnernden Namen: es heißt schlicht „Turmbräu“.

Die kernige Euro-Flasche, früher weit verbreitet und heute noch in Bayern und Franken oft in Gebrauch, ist mit einem Etikett beklebt, das den namensgebenden Turm zeigt. Man muss also „Bismarck“ gar nicht explizit erwähnen, er ist auch indirekt präsent.

Ausgeschenkt wurde das neue Bier zum ersten Mal am 3. Oktober 2016. Und nach allgemeinem Bekunden scheint es das zahlreich erschienene Publikum am Tag der deutschen Einheit goutiert zu haben.

493 Kilometer von Friedrichsruh nach Neustadt an der Orla sind etwas zu weit für einen spontanen Bierkauf für das Wochenende. Beim nächsten Besuch in Ostthüringen wird aber eine Verkostung fest eingeplant!

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 10. November 2016 um 10:35 Uhr

In einer Debatte über das Reichsbranntweinmonopol äußerte sich Otto von Bismarck am 26. März 1886 im Reichstag über das Verhältnis von Wahlen und der „Volksmeinung“:

„Daß die Wahlen nicht das Barometer der Gefühle und Empfindungen des Volkes im Allgemeinen sind, das geht einmal schon aus den arithmetischen Verhältnissen hervor. Die Majorität des Reichstages, wie sie den Regierungen ablehnend und obtruierend augenblicklich gegenübersteht, vertritt doch ihrerseits nur etwas – nicht mal gar viel – mehr als die Hälfte des Reichstages, und der ganze Reichstag vertritt in seiner Gesammtheit doch mit Notwendigkeit nur etwas mehr als die Hälfte des deutschen Volkes.

Also dieses Viertel der öffentlichen Meinung, welches in den Majoritätsabstimmungen zum Ausdruck kommt, ist nicht nothwendig die Volksmeinung.“

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 07. November 2016 um 11:14 Uhr

Vorteilsnahme im Amt, Bestechung, Klientelismus: Diese mordernen, Amt und Privatperson trennenden Kategorien hätten Bismarck um den Großteil seiner Geschenke gebracht.

Neben Kunstwerken und geschmacklich fragwürdigem Nippes erhielt Bismarck von Verehrern und Geschäftsleuten immer wieder Lebensmittel. Ein Klassiker unter den unaufgeforderten Zuwendungen waren Wein- und Bierlieferungen.

Der langjährige Diener Pinnau berichtete in seinen Memoiren, dass in Friedrichsruh irgendwann keine alkoholischen Getränke mehr angeschafft worden seien, da die Geschenke die Keller des Hauses mit Vorräten gefüllt hätten, die sogar der umfänglichen Haushaltung mit den regelmäßigen Gästen völlig genügt hätten.

Irgendwann muss darunter auch ein Faß Bier aus Wiesenburg (Mark) gewesen sein. Wie das „Fürstenbräu“ den Herrschaften geschmeckt hat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich hat man es beim Verlesen der mitgesandten Zeilen einfach getrunken und sich anschließend anderen Aufgaben zugewandt.

 

„Schon oft hab` ich vernommen, Daß die aus Bayerland /

Zum Wiegenfest dem Kanzler / Ihr bestes Bier gesandt.

Da dachte ich beim Sinnen / Ob diesem schönen Brauch;

Was die in Bayern können, Das kannst Du Märker auch.

Vom allerbesten Hopfen / Nahm ich, vom besten Malz;

Das muß ein Tränklein werden / Gar prächtig jedenfalls!

Und als der erste Tropfen / Uns über die Zunge rann,

Da riefen in dem Kreise / Die Zecher, Mann für Mann:

Das ist ein biedres Tränklein, Gleich milde und gleich stark,

Ohn` Falsch und ohne Fehle, Ein echtes Kind der Mark!

Drum gebt ihm mit dem Namen / Auch gleich die rechte Weih`!

Da nannten wir dem Kanzler / Zur Lieb` es „Fürstenbräu!“

So mag den Weg es nehmen / Vom märkschen Fürstenstein /

Zu allen deutschen Zechern / Weit in die Welt hinein!

Das erste Fäßlein aber, Das davon wird versandt.

Das senden wir dem Manne, Nach dem es ward genannt!

Mag es Dem Fürsten munden / Heut und noch manches Jahr!

Mit diesem Wunsche bringen /Wir diese Gabe dar.

So lang Er in den Händen / Hält fest die Zügel noch /

Blüht Deutschlands Malz und Hopfen/der Kanzler lebe hoch.“

 

Näheres in einem Artikel der Märkischen Online-Zeitung.