Schlagwortarchiv für: Parlamentarismus

Gabriele Grote (VHS Meppen), Daniel Stienen (Otto-von-Bismarck-Stiftung), Ludwig Windthorst, Ines Heidemann und Marc Stroot (beide Windthorst-Gymnasium Meppen, v.l.n.r.). Foto: Hanna Wichmann

In Raum 2-01 der Volkshochschule Meppen herrscht arbeitsame Stille, unterbrochen nur von gelegentlichem Geflüster. Rund 20 Schülerinnen und Schüler des Windthorst-Gymnasiums beugen sich in vier Arbeitsgruppen über die Tische. Auf ihnen ausgebreitet: Parlamentsreden, Infografiken und Zeitungsartikel.

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Bernhard von Bismarck als junger Erwachsener (Reproduktion eines Gemäldes von E. Boltz, Bismarck-Museum)

„Lieber Bruder. In dieser scheußlichen Zeit muss man an alten Gewohnheiten festhalten, um sich mit ihr in Widerspruch zu setzen, und darum schreibe ich Dir einen feierlichen Gratulationsbrief zu Deinem Geburtstag. Möge Heil und Segen Dich auf allen Wegen u.s.w.“ Otto von Bismarck musste in diesem Brief vom 22. Juli 1848 nicht ausführen, was diese Zeit aus seiner Sicht so „scheußlich“ machte: Am 18. Mai 1848 hatten sich in der Frankfurter Paulskirche die Abgeordneten des ersten gesamtdeutschen Parlaments versammelt, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Die Brüder hatten zuvor als Abgeordnete im Ersten und Zweiten Vereinigten Preußischen Landtag die Anfänge des deutschen Parlamentarismus mitgestaltet, hielten aber treu zur preußischen Monarchie.

Bernhard von Bismarck wurde am 24. Juli 1810 in Schönhausen/Elbe geboren, fünf Jahre vor seinem Bruder Otto, 1827 kam ihre Schwester Malwine zur Welt. Er verlebte die ersten zehn Jahre seines Lebens auf dem Land, erst in Schönhausen/Elbe, dann auf dem pommerschen Gut Kniephof, bevor er nach Berlin in die Schule geschickt wurde. Sein kleiner Bruder Otto folgte – sechsjährig und unfreiwillig – ein Jahr später. Einige Jahre lebten sie in der elterlichen Stadtwohnung, betreut von einer Haushälterin und einem Hauslehrer, die Eltern waren nur in den Wintermonaten bei ihnen. Während der Vater Ferdinand in den verschiedenen Biografien Otto von Bismarcks als gutmütiger Mensch beschrieben wird, behandelte die Mutter Luise Wilhelmine ihre beiden Söhne mit großer Strenge. Dem 15jährigen Bernhard schrieb sie: „Ich muß es dir vorher sagen, daß, wenn dein Zeugnis zu Michaelis nicht vorzüglich gut ausfällt, du für den kommenden Winter nicht bei uns wohnst, und auch nur selten, und nie ohne [Schuldirektor] H. Plamanns Erlaubnis uns wirst besuchen dürfen.“

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Schlagwortarchiv für: Parlamentarismus

Heute gilt es als selbstverständlich, dass die Deutschen in freien Wahlen ihre Repräsentanten bestimmen können, die für sie politische Entscheidungen treffen. Doch das war nicht immer der Fall. Die repräsentative parlamentarische Demokratie musste in einem rund zweihundertjährigen Prozess im Rahmen von Reformen erreicht oder durch politische Umstürze erkämpft werden. Im Rahmen der Herausbildung des modernen Parlamentarismus in Deutschland nimmt das Deutsche Kaiserreich mit seinem Nationalparlament, dem Reichstag, eine zentrale Stellung ein. Dieser war – anders als die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 sowie das Erfurter Unionsparlament von 1850 – auf Reichsebene das erste Sprachrohr für „Volkes Stimme“, das von den Regierungen aller Bundesstaaten sowie der Bevölkerung anerkannt wurde.

In der Sonderausstellung „Volkes Stimme! Parlamentarismus und demokratische Kultur im Deutschen Kaiserreich“ wird an die parlamentarischen Traditionen in Deutschland erinnert. Im Mittelpunkt der Präsentation steht der Parlamentarismus im Kaiserreich. Dieses war zwar keine Demokratie, aber auch kein autokratischer Fürstenbund oder eine Diktatur – als ein Verfassungs-, Rechts- und Interventionsstaat war es ebenso durch überkommene obrigkeitsstaatliche Strukturen wie durch demokratische Elemente gekennzeichnet. Sichtbar wird die Gleichzeitigkeit von politisch-sozialer Modernität und Rückständigkeit.

Die Sonderausstellung ist in einigen Räumen des Bismarck-Museums in Friedrichsruh zu sehen.

Vortrag von Prof. Dr. Ute Daniel (TU Braunschweig) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Volkes Stimme!“

Abb.: Der neue Reichstag 1907, Postkarte, gestempelt 1908


Ihre Anmeldung nehmen wir gerne ab dem 11. September telefonisch unter der Nummer 04104 / 97710 oder per E-Mail an info@bismarck-stiftung.de entgegen. Der Eintritt ist frei.

Öffentlicher Abendvortrag Vortrag von Prof. Dr. Thomas Mergel (Humboldt-Universität zu Berlin) im Begleitprogramm der Ausstellung „Volkes Stimme!“

Abb.: Eine Sitzung des Deutschen Reichstages. Druck nach einem Holzstich von Ewald Thiel, 1897


Ihre Anmeldung nehmen wir gerne ab dem 25. September telefonisch unter der Nummer 04104 / 97710 oder per E-Mail an info@bismarck-stiftung.de entgegen. Der Eintritt ist frei.