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Geschrieben von Dr. Maik Ohnezeit am Montag, den 10. August 2015 um 12:19 Uhr

„inside Bismarck- eine szenische Intstallation“ von FACTORY Theater Produktionen e.V., unterstützt u.a. von der Otto-von-Bismarck-Stiftung

Mit: Florentine Weihe, Christian Nisslmüller, Guido Bayer, Text/Regie: Gaby Schelle, Dramaturgie: Andre Becker

Otto von Bismarck schreibt seine Memoiren und feilt akribisch an seinem Bild für die Nachwelt. Seine Ehefrau Johanna jedoch führt ihn zurück in die Zeit vor ihrer Hochzeit und wir begegnen einem jüngeren Bismarck, der der Idealvorstellung ganz und gar nicht entspricht. 23 Jahre alt, geplagt von innerer Zerrissenheit, enormen Schulden und einer Abscheu vor dem herrschenden bürokratischen System kämpft er um einen Sinn in seinem Leben. In Johanna findet er eine verwandte Seele. Sie vermag den vielen spöttischen, ironischen, bildgewaltigen Stimmen in Bismarcks Innerem zuzuhören. In vielen Kämpfen um Wahrheit und Lüge, Liebe und Politik, Religion, Natur und Poesie, dokumentiert in ihren Briefen, schließen die beiden einen Pakt. Der berühmte, aber kaum bekannte Briefwechsel zeigt uns einen radikal anderen Bismarck und fügt unserer Vorstellung von ihm eine neue, überraschend moderne Facette hinzu.

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Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 16. Juli 2015 um 11:58 Uhr

Es gab eine Zeit, da fiel den meisten Deutschen beim Stichwort „Sansibar“ nicht Sylt, sondern Helgoland ein. Nicht die Wochenendvergnügungen der Hamburger Schickeria, sondern karge Felsen mit endemischen Pflanzen kamen einem immer dann in den Sinn, wenn man beim Hören des Wortes „Sansibar“ automatisch auf Gedankenreise zu der sturmumtosten Nordsee-Insel ging.

Und wieso war das so? Weil der Tausch der zum deutschen Kolonialbesitz gehörenden Insel Sansibar vor der ostafrikanischen Küste gegen die bis dahin britische Insel Helgoland im Jahr 1890 eine der ersten außenpolitischen Handlungen Wilhelms II. nach der Entlassung Bismarcks gewesen war.

So jedenfalls ist Geschichte durch die Köpfe von Generationen von Deutschen hindurch bis fast in die Gegenwart weitererzählt worden (bis eine zur Premiummarke aufgestiegende Bar dem Wort „Sansibar“ eine völlig andere Konnotation gegeben hat, doch das ist nicht unser Thema).

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Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 13. Juli 2015 um 10:10 Uhr

Seit 1882 wird in Kiel die bekannteste Regatta Deutschlands ausgetragen. In Bismarcks Regierungszeit segelten die stolzen Jachten also schon durch die Kieler Förde, aber der Kanzler hatte damit nichts zu tun. Anders als heute, wo es sogar eine „Fürst-Bismarck-Lounge“ bei der Regatta gibt.

Wilhelm II., der Bismarck im März 1890 den Stuhl vor die Tür stellte, bevor im Juli des Jahres zum 8. Mal die „Kieler Woche“ stattfand (die seit 1894 auch so heißt), war dagegen ein erklärter Fan des Wettbewerbs zur See. An Bord seiner Jacht „Meteor“ war der Marine-Enthusiast Dauergast bei der Regatta, die 1914 zum letzten Mal in seiner Regierungszeit veranstaltet wurde. Wie er sich nach langen Abenden stärkte? Wir wissen es nicht. Möglich ist, dass bereits er das herzhafte Menü orderte, mit dem die Segler heutzutage zu neuen Kräften kommen. Wenn auch der Hering bei ihm mit Sicherheit einen anderen Namen trug!

Unser Bild zeigt eine von Sedef Karakan fotografierte Angebotstafel in Kiel aus diesem Jahr. Die mit 5,50 € gnadenlos günstige Speise- und Getränkefolge gibt dem Begriff Katerfrühstück gleich noch eine zweite Bedeutung. Denn mit dem Genuss von Hering, Bier und Korn kämpft man nicht nur gegen einen Kater an, sondern arbeitet wohl auch direkt auf den nächsten zu. Na denn, Prost! Und natürlich: Mast- und Schotbruch!