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Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 04. April 2016 um 13:25 Uhr
Eben lesen wir: Im Weißenfelser Bismarck-Turm ist eingebrochen worden. Sammler von Bismarck-Kitsch und Nippes und besonders an regionalen Bismarck-Erinnerungen Interessierte möchten wir nachdrücklich darauf hinweisen, dass es sich bei unter der Hand angebotenen Gegenständen mit Weißenfels-Bezug um Hehler-Ware handeln kann.
Wie Bismarck auf den Diebstahl reagiert hätte, zeigt die Abbildung, der Langfinger sollte sich also besser bald stellen.
Genannt sind entwendeten Objekte in einem Artikel im Naumburger Tageblatt.
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 04. April 2016 um 12:36 Uhr
Am vergangenen Wochenende hatten die Fans von Hertha BSC Grund sich die Augen zu reiben, bis die Tränen flossen: Ihr Verein ging in Mönchengladbach 0:5 unter gegen einen überragenden Tabellen-Vierten. Woran sich auch andere Vereine in dieser Saison gewöhnen müssen, erinnert den Historiker an einen politisch-militärischen Trend der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Im Zweikampf gewinnt am Ende oft Preußen, die „Borussia“ eben.
Im Moment machen das außer den „Fohlen“ vom Niederrhein auch ihre westfälischen Namensbrüder (oder besser: Namensschwestern) aus Dortmund vor. Wo die Borussia aufmarschiert, wird es für die gegnerische Elf eng.
Hätte man sich da in Berlin in der Gründerzeit des deutschen Fußballs nicht vielleicht doch für den naheliegenden Namen Borussia entscheiden sollen?
Auf den hätte man ja sozusagen das Hausrecht bei der Vergabe gehabt. Stattdessen votierten die Altvorderen an Spree und Havel für den Namen eines Ausflugsdampfers: Hertha, eben. Kann man machen. Muss man aber nicht.
Man kann sich auch für Borussia entscheiden, und dann „Fohlen“ genannt werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wer wissen will, woher das „Borussia“ im Namen vieler deutscher Sportvereine stammt, dem erklärt es wie immer sehr unterhaltsam das deutsch-französische Bildungsfernsehen. Und man ahnt es, ohne Bismarck geht das natürlich nicht.
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 21. März 2016 um 11:17 Uhr
Landauf, landab stehen in Deutschland Bismarck-Denkmäler. Dem verehrten Reichsgründer wurden schon zu Lebzeiten Denkmäler gesetzt wie sonst nur den Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Der gravierende Unterschied: Die Bismarck-Ehrungen im öffentlichen Raum waren keine staatlich-politischen Maßnahmen (die Verwaltungen der Kommunen begleiteten sie allenfalls wohlwollend), sondern sie entstanden aus „zivilgesellschaftlichem“ Engagement heraus.
Unter den unterschiedlichen Anhängern des Kanzlers fanden sich in den Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg überall Enthusiasten, die Denkmalserrichtungen initiierten und begleiteten (ganz ähnlich war es auch im Falle der Bismarck-Türme und -Säulen).
Arte erinnerte im Januar in seinem deutsch-französischen Kulturmagazin Karamabolage an diese noch heute sichtbare Form der Politikerverehrung. Ob man aus der vielerorts nur noch recht oberflächlichen Fortexistenz der Denkmäler zu dem Schluss kommen muss, dass der Bismarck-Kult in Deutschland noch andauert, ist Geschmackssache. Aus französischer Sicht mag die schiere Tatsache der vielen Denkmäler so anmuten. Als „Inventar“ deutscher Erinnerungslandschaften ist Bismarck aber schon längst profanisiert und entmythifiziert.
Wenn es den Kult also noch gibt, dann doch in deutlich gewandelter Form als Rest der einstigen Heldenerzählung. Zahlreiche Beispiele für diese Tendenz finden sich in unserem Online-Projekt BISMARCKIERUNG. Auch die bei Karambolage zusammengestellten Türme.
Vielen Dank jedenfalls an ARTE für das Aufgreifen dieses im deutsch-französischen Verhältnis lange nicht selbstverständlichen Themas!