Wer im Fontane-Jubiläumsjahr schon lange auf einen kleinen Fontane-Text im Bismarck-Blog gewartet hat, für den haben wir jetzt etwas gefunden. Und zwar etwas mit der Fontane-typischen Genauigkeit der Beobachtung, die als sicheres Stilmittel gelegentlich zur überdetaillierten Schilderung neigt und dann unerwartet in einer lakonischen Pointe endet. Das Zitat stammt aus einem Brief Fontanes an den Schriftstellerkollegen und Verleger Julius Rodenberg vom 11. Juni 1889.*

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Das „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ in Aumühle (zur Erläuterung siehe unten).

Welche Bedeutung hat die Vergangenheit als Kolonialmacht für Deutschland heute? Während diese Frage lange Jahre eher überhaupt nicht gestellt wurde, ist sie seit drei Jahren im öffentlichen Diskurs virulent – ausgelöst durch Recherchen über Raubkunst in deutschen Museen, wie Prof. Dr. Jürgen Zimmerer bei seinem Vortrag mit dem Titel „Vergangenheit, die nicht vergehen will? 135 Jahre deutsche Kolonialgeschichte“ im Historischen Bahnhof Friedrichsruh berichtete. Er ist Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die (frühe) Globalisierung“.

Anfänglich habe der Fokus auf den Diebstählen jüdischen Eigentums in der NS-Zeit gelegen, so Zimmerer, aber dann seien die Bestände ethnologischer Sammlungen insgesamt in den Blick geraten. Vor allem ausgelöst worden sei dies durch die Frage, was im neuen Humboldt-Forum in Berlin gezeigt werden wird – rechtmäßig erworbene oder geraubte Kunst? Denn im dort geplanten Ethnologischen Museum sollen unter anderem die Benin-Bronzen ausgestellt werden, die größtenteils zweifelsfrei in Afrika von der britischen Kolonialmacht geraubt und auch von deutschen Sammlungen aufgekauft worden waren.

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Wie ist zu erklären, dass sogar noch in den Anfangsjahren der Berliner Republik in den Reden in- wie ausländischer Politiker ein Nachhall der Politik des ersten Reichskanzlers zu vernehmen war? „Ein Grund für das anhaltende Interesse an Bismarck dürfte daran liegen, dass er eine außergewöhnliche, vielleicht einzigartige Verbindung von Staatsdenker und Staatslenker war“ (7), schreiben Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, und Dr. Ulf Morgenstern, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung, im Vorwort des Sammelbandes Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen. Das Staatsverständnis Otto von Bismarcks. Erschienen ist dieser in der renommierten Reihe „Staatsverständnisse“, die Prof. Dr. Rüdiger Vogt seit vielen Jahren mit dem Ziel herausgibt, nicht nur (politische) Philosophen anzusprechen, sondern auch zum allgemeinen Diskurs beizutragen.

Diesem Anspruch folgt dieser thematisch breit aufgestellte Band, der mit einem Beitrag über das Staatsverständnis des jungen Otto von Bismarck beginnt und sogleich das wichtigste Charakteristikum seiner Politikauffassung erkennen lässt: Er bekannte sich zu Pragmatismus und Flexibilität, es gab „[k]ein Festklammern am Alten“ (17), schreibt Hans-Christoph Kraus (Universität Passau). Dass diese Haltung allein einem klaren Ziel dienen sollte, wird in den „Positionsbestimmungen“ im Hauptteil des Bandes deutlich. Ob mit Blick etwa auf „Bismarcks Staatsdenken in europäischen und globalen Bezügen“ (Beitrag von Ulrich Lappenküper), das Verfassungssystem (Beitrag von Martin Otto, Fernuniversität Hagen) oder die Wirtschaft (Beitrag von Michael Epkenhans, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam), stets zielte Bismarck auf „die Stärkung, dann die Sicherung der preußischen und später der preußisch-deutschen Macht“ (143), wie Ewald Frie (Universität Tübingen) in Übereinstimmung mit allen Autoren des Bandes feststellt.

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Dr. Meik Woyke, Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, im Historischen Bahnhof Friedrichsruh.

Wie weit die Wurzeln der SPD in die europäische und deutsche Geschichte zurückreichen, zeigte Dr. Meik Woyke, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung in Hamburg, in seinem Abendvortrag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh auf. Deutlich wurde, auch in der anschließenden lebhaften Diskussion mit dem Publikum, dass die Partei vor dem Hintergrund ihrer langen (Vor-)Geschichte „über feste Orientierungspunkte“ verfügt, wie der Referent unter Hinweis auf die in der Französischen Revolution geforderten Menschen- und Bürgerrechte formulierte. Lange aber schlugen zwei Herzen in ihrer Brust, strebte doch der eine Parteiflügel nach Reformen, der andere nach Revolution.

Im September 1869 fand in Basel der Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) statt, an dem für die SDAP Wilhelm Liebknecht und Samuel Spier teilnahmen. (Public Domain)

Die Ursprünge dieses Spannungsverhältnis zwischen den jeweiligen Befürwortern von Reform oder Revolution führte Woyke auf die zwei Vorgängerorganisationen der SPD zurück, den 1863 in Leipzig maßgeblich von Ferdinand Lassalle initiierten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Sie wurde im August 1869, also vor 150 Jahren, unter der Federführung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach gegründet. Der Rückblick auf diese beiden Organisationen – und auf Stephan Born, der zur Zeit der Revolution 1848 mit der Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbrüderung den ersten Zusammenschluss in der Arbeiterbewegung ins Leben gerufen hatte – vermittelte auch einen Eindruck der Atmosphäre im 19. Jahrhundert: Man war in diesem politischen Spektrum eher genossenschaftlich und an der Selbsthilfe orientiert, parteiliche und gewerkschaftliche Anliegen wurden erst kurz vor der Jahrhundertwende voneinander getrennt.

Woyke hob die lange organisatorische Kontinuität der SPD hervor, die 1875 aus dem Zusammenschluss von ADAV und SDAP hervorging, wobei ihre „festen Grundwerte“ weiter modernisiert worden seien: So habe August Bebel es zwar von Anfang an gefordert, aber es habe noch bis zur Weimarer Republik gedauert, bis den Frauen ihr Wahlrecht zugestanden worden sei.

Mit historischem Lokalkolorit ist die Otto-von-Bismarck-Stiftung in die Veranstaltungen der zweiten Jahreshälfte gestartet. Zum Auftakt blickte Dr. Ulf Morgenstern, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Hause, 100 Jahre zurück und zeigte bei seinem sehr gut besuchten Vortrag auf, wie hier in Friedrichsruh 1918/19 über Revolution und Republik gedacht wurde.

Nach ihrer Heirat mit Herbert von Bismarck identifiziert sich Marguerite völlig mit den politischen Anliegen ihres Schwiegervaters. Foto: Ihre Büste im Bismarck-Museum Friedrichsruh.

„Wir sind auf alle Fälle ruiniert“, schrieb Marguerite, die verwitwete Schwiegertochter Otto von Bismarcks, am 6. November 1918 an ihre Mutter. Wie fest sie auf diesem Standpunkt mit Blick auf das Ende des Kaiserreichs stand, zeigt ihre umfangreiche Korrespondenz jener Jahre, die Morgenstern erstmals ausgewertet hat. Die Hausherrin, die nach dem Tod ihres Manns 1904 als Kopf der Familie für knapp zwei Jahrzehnte die Verwalterin und Gestalterin des Bismarck-Erbes war, fürchtete in diesen Wochen des Umbruchs, durch „Sozialisierung“ Grundbesitz und Vermögen zu verlieren, und stand der Demokratie denkbar fern. „Ihr Urteil über die Weimarer Republik wurzelte in der Gedankenwelt ihres Schwiegervaters zur Mitte des 19. Jahrhunderts“, so die Einschätzung des Referenten. Dabei blieb es nicht allein bei brieflichen Klagen: Im Juni 1919 begrüßte Marguerite von Bismarck eine Symbolfigur der kaiserlichen Kolonialpolitik, ihren entfernten Verwandten Paul von Lettow-Vorbeck1, in Friedrichsruh. Er war mit einem Freiwilligenkorps von Reichswehrminister Gustav Noske nach Hamburg beordert worden, um einen Hungeraufstand niederzuschlagen, über den Marguerite von Bismarck in ihr Friedrichsruher Tagebuch schrieb: „In Hamburg sollen grosse Unruhen sein wegen Lebensmittelfälschungen, eine Fabrik hat Ratten verarbeitet.“ Ihren Briefkopf ergänzte sie in jenen Tagen sofort um „Großes Hauptquartier“.

Insgesamt falle auf, so Morgenstern, dass unter dem Eindruck der drohenden Enteignung und des Verlusts des gesellschaftlichen Status in den intimen Familienbriefen in Bezug auf die revolutionäre Linke ohne Rücksicht auf adlige Etikette erstaunlich schroff gesprochen wurde. Die Briefe sind unmittelbare Dokumente der Zukunftsängste jener monarchischen und politisch rechts stehenden Kreise, die nur schwer in die Weimarer Republik fanden.

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Der renommierte Journalist und Buchautor Michael Jürgs, der noch im Juni mit dem Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, ist am 4. Juli 2019 in Hamburg verstorben. Für sein Buch „Wer wir waren, wer wir sind. Wie Deutsche ihre Geschichte erleben“, das 2015 im C. Bertelsmann Verlag erschienen ist, hatte er auch Friedrichsruh aufgesucht und mit Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Otto-von-Bismarck-Stiftung, über den ersten deutschen Reichskanzler gesprochen. Wir veröffentlichen sein Porträt des Politikers und zugleich des Ortes mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

Vor der Expedition zu einem einstigen Mythos deutscher Nation musste ich zuerst einmal das Archiv auf meiner Festplatte Gehirn durchforsten. Ich hatte mir Wegzehrung angelesen und im Kopf verstaut. Über Otto von Bismarck neue Erkenntnisse zu verbreiten wäre zwar zum Scheitern verurteilt. Aber Spuren des mal unsterblich Scheinenden müssten sich noch finden lassen draußen im Sachsenwald. Dort gab er den Geist auf. Dort liegt er begraben.

Von Michael Jürgs porträtiert als ein „preußischer Bullerkopf“, der auch „zarte Liebesbriefe“ schrieb: Otto von Bismarck, hier mit seiner Schwiegertochter Marguerite, aufgenommen mutmaßlich 1895 in Friedrichsruh. (© Otto-von-Bismarck-Stiftung)

Sein Leben, das politische und das private, seine Entscheidungen für Krieg oder für Frieden sind in gefühlt tausendundeins Büchern, Magazinen, Dissertationen, Artikeln, Filmen analysiert, beleuchtet, geschildert worden. Sogar die zarten Liebesbriefe, die er an seine Frau Johanna – aber während der Ehe auch an andere Frauen – schrieb, veröffentlicht bereits zwei Jahre nach seinem Tod, gehören zu diesem Allgemeingut. Den Olivenzweig, den ihm eine Angebetete zum Abschied überreichte, bewahrte er bis zum Ende in seiner Tabaksdose auf. Soviel Empfindsamkeit hätten ihm nicht mal seine alle Schwächen übersehenden Verehrer zugetraut. Sie liebten ihn blind für seine andere Seite als preußischen Bullerkopf.

Unter all jenen bekannten großen Deutschen, die bei näherer Betrachtung sämtlich nicht gar so groß erscheinen, wie sie in den Schulbüchern dargestellt werden, war er für die Generation der Groß- und Urgroßväter ein Mythos. Ein Held. Eine Kultfigur. Das Wort „Kult“ im Zusammenhang mit Bismarck würden heutzutage Menschen mit einigermaßen intakten Gehirnzellenschon deshalb nicht mehr verwenden, weil inzwischen sogar irgendwelche Masseure von meist geringem Verstand darunter subsumiert werden. Bei aller berechtigter Kritik am Eisernen Kanzler wäre es gleichfalls posthumer Rufmord, würde man ihn mit Udo Walz, Klaus Wowereit oder Mario Barth in einen Kulttopf werfen.

Wahrlich, ein in preußischer Wolle gefärbter Reaktionär, das war er beileibe. Die beim Hambacher Fest bürgerliche Freiheiten fordernden Demokraten von 1832 oder gar die Revolutionäre von 1848 waren ihm ein rechtes Gräuel: „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut.“ Nach den drei siegreichen Einigungskriegen wurde der Gründer des Deutschen Reiches von der Mehrheit des Volkes vergöttert als ein Reichsschmied, der die Machtverhältnisse im Herzen Europas zugunsten Deutschlands verändert hatte und anschließend als ehrlicher Makler zwischen den Völkern den Frieden wahren konnte.

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Die Otto-von-Bismarck-Stiftung trauert um ihr Kuratoriumsmitglied Ferdinand von Bismarck.
Seit den Anfängen der von der Gemeinde Aumühle initiierten Idee zur Gründung einer Stiftung zum Erhalt des Bismarck-Erbes in Friedrichsruh hat sich Ferdinand von Bismarck seit 1987 an den Beratungen mit der Kommune, dem Land Schleswig-Holstein und dem Bund beteiligt. Seine Zusage, große Teile des Bismarck-Archivs der Stiftung als Eigentum zu übertragen, trug 1994 erheblich dazu bei, die jahrelangen Debatten positiv mit der Gründung der Stiftung abzuschließen.
Als Mitglied des Vorstands und später des Kuratoriums der seit 1997 bundesunmittelbaren Stiftung des öffentlichen Rechts hat Ferdinand von Bismarck die Arbeit der Stiftung stets wohlwollend und im Interesse des Andenkens an seinen Ahnherrn, den Reichskanzler Otto von Bismarck, unterstützt und aktiv mitgeprägt.
Die mit ihm 2013 bereits weitgehend vereinbarte weitere Förderung der Stiftung konnte aufgrund seiner langjährigen Krankheit nicht mehr von ihm realisiert werden. Seine geplante zukunftsweisende Unterstützung der politisch-historischen Stiftungsarbeit zur Bewahrung und Vermittlung des Erbes von Otto von Bismarck obliegt nun seinen Nachfahren.
Das Wirken Ferdinand von Bismarcks bleibt uns in dankbarer Erinnerung.

Dr. Rüdiger Kass
Vorsitzender des Vorstands

Prof. Dr. Ulrich Lappenküper
Geschäftsführer und Vorstandsmitglied

Historische Ansichtskarte aus Posen mit Blick auf das Gebäude der Königlich Preußischen Ansiedlungskommission (heute das Hauptgebäude der Adam-Mickiewicz-Universität Posen) und die St.-Pauli-Kirche (heute: Kirche des Heiligen Erlösers).

Ob es um die Begrenzung der Einfuhr billiger Heringe aus Skandinavien oder den Ausbau von Eisenbahnlinien ging, auf dem Schreibtisch Otto von Bismarcks, der zugleich deutscher Reichskanzler sowie preußischer Ministerpräsident und Handelsminister war, landeten wie in den Jahren zuvor die verschiedensten Aufgaben. Die mehr als 2000 Dokumente aus den Jahren 1886 und 1887 lassen allerdings erkennen, dass ihn dennoch nur die Spitze des Eisbergs politischer Angelegenheiten erreichte. Aus diesem Konvolut hat Dr. Ulf Morgenstern, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung, für diesen siebten Band der Gesammelten Werke, Abteilung III 548 Schriften ausgewählt, 410 davon bisher ungedruckt. In ihnen spiegelt sich nicht nur die hohe Arbeitsbelastung, sondern auch der Gesundheitszustand des über Siebzigjährigen: Nur zwanzig der abgedruckten Dokumente verfasste Bismarck eigenhändig, andere wurden ihm vorgefertigt zur Unterschrift vorlegt und eine große Anzahl „auf seine ‚Weisung‘ hin bzw. in seinem Namen zu Papier gebracht“ (XII). Dazu zählten auch acht Absagen auf Einladungen der Kaiserfamilie.

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Gemälde von Wilhelm Camphausen (1878), „Napoleon III. und Bismarck am Morgen nach der Schlacht bei Sedan“, 2. September 1870, vor dem Weberhäuschen in Donchery (Public Domain / {{PD-US}})

Welche Rolle spielte Otto von Bismarck, preußischer Ministerpräsident und erster deutscher Reichskanzler, bei der Ausgestaltung des (preußisch-)deutsch-französischen Verhältnisses? Diese Frage war bislang tatsächlich noch nicht im Detail beantwortet, obwohl die fundamentale Bedeutung dieses Verhältnisses für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs von der historischen Forschung intensiv untersucht worden ist. Um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen, bündelt Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, in seinem neu veröffentlichten Werk Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898. Chancen zur Bildung einer „ganz unwiderstehlichen Macht“? die Transformation der internationalen Beziehungen im „langen“ 19. Jahrhundert und die Geschichte der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Panorama, in dem Otto von Bismarck als eine Schlüsselgestalt auftritt.

In seiner persönlichen Entwicklung vom Beobachter zum Meinungsbildner, dann zum politischen Akteur und schließlich zum Zuschauer im (Un-)Ruhestand spiegelt sich dabei ein Wandlungsprozess in den Beziehungen der Staaten zueinander, der vom aufkommenden Nationalismus, von politischen Reformbestrebungen und Revolutionen, wirtschaftlichen Interessen, aber auch gegenseitiger kultureller Faszination geformt wird. Welche Kenntnisse und welches Bild Otto von Bismarck in diesen verschiedenen Phasen seines Lebens von den Franzosen, ihrer Geschichte und Kultur besaß, erhellt der Autor auf der Basis der Literatur sowie insbesondere einer vollständigen Auswertung des Bismarck-Archivs in Friedrichsruh und intensiver Recherchen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin, in den Diplomatischen Archiven des französischen Außenministeriums in Paris sowie in den dortigen Archives Nationales.

Ulrich Lappenküper
Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898
Chancen zur Bildung einer „ganz unwiderstehlichen Macht“?
Paderborn 2019 (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe, Band 27), ISBN: 978-3-506-79333-1

Das Buch ist auch direkt hier erhältlich.

Zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1885 erreichte Otto von Bismarck ein aufsehenerregendes Geschenk: Die chinesische Kaiserin Cixi ließ ihm einen mit Schnitzereien reich verzierten Elefantenzahn zukommen, der auf einer Halterung aus Ebenholz ruht. Dieses besondere Werk ist heute eines der kunsthistorisch bedeutendsten Exponate des Bismarck-Museums.

Die Vorbereitungen des Besuchs von Vize-Staatspräsident Wang Qishan im Mai 2019 haben der Otto-von-Bismarck-Stiftung die Gelegenheit geboten, genauere Erkundigungen über diesen Elefantenstoßzahn einzuholen. Auf Vermittlung des chinesischen Generalkonsulats in Hamburg erhielt sie die Kurzexpertise eines Historikers, der im Museum der Verbotenen Stadt in Beijing tätig ist.

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