1862 wurde Otto von Bismarck von Paris nach Berlin und Babelsberg gerufen, auf einem Ölporträt hat er in der deutschen Botschaft in Paris in der Galerie der Chefs des Hauses einen festen Platz, nun ist er in ganz anderer Form zurückgekehrt. 153 Jahre nach seiner Demission als preußischer Gesandter ist der nachmalige Ministerpräsident und Reichskanzler wieder in der französischen Hapustadt präsent. In den Räumen des Pariser Goethe-Instituts wird in den nächsten Wochen eine Sonderausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung zu sehen sein. Unter dem Titel „L’homme – Le pouvoir – Le mythe“ geht die Ausstellung wie die Petersburger und Londoner Schwesterschauen in einem eröffnenden Teil auf Bismarcks Leben und Wirken in allgemeinerer Hinsicht ein und behandelt in einem zweiten Teil sein besonderes Verhältnis zu Frankreich.

Zur Eröffnung hielt der Düsseldorfer Historiker Christoph Nonn am 17. Juni einen Vortrag über genau dieses Thema: „Bismarck und Frankreich“. In den nächsten Wochen folgen im Rahmenprogramm der Ausstellung ein Vortrag,  eine Podiumsdiskussion und eine Konferenz des Deutschen Historischen Instituts Paris. Wir freuen uns über eine weitere Zusammenarbeit mit europäischen Kollegen und wünschen der Ausstellung interessierte Besucher!

Auf dem Foto erläutert der frankophile Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, die Arbeit der der Stiftung und die Konzeption der Ausstellung.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 17. Juni 2015 um 06:59 Uhr

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung gratuliert dem neuen Sir Christopher Clark herzlich zu dem am 15. Juni verliehenen Titel eines Knight Bachelor. Congratulations! Christopher Clark, der Mitglied unseres wissenschaftlichen Beirats ist, lehrt seit einer Reihe von Jahren Moderne Europäische Geschichte an der Universität Cambridge. 2014 wurde er dort zum Nachfolger von Richard J. Evans ernannt und damit mit Bestätigung der Queen Regius Professor of History. Nun ist ihm binnen Jahresfrist die nächste königliche Ehre zu Teil geworden. In der Begründung heißt es, den Ritterschlag habe Clark auch für seine „services to British-German relations“ erhalten. Besser hätten wir es nicht formulieren können, schließlich gehört seine Mitarbeit bei der Bismarck-Stiftung ebenso zur Pflege der deutsch-britischen Beziehungen wie sein umfangreiches und vor allem breit rezipiertes Werk! Nun bleibt zu hoffen, dass Sir Christopher neben seiner neuen Mitgliedschaft, nämlich der in der Imperial Society of Knights Bachelor, auch weiterhin Zeit und Muße für die Bismarck-Stiftung hat. Quod bonum faustum felix fortunatumque sit!

Übrigens hat sich bis hierher noch nicht herumsgesprochen, bei welcher Gelegenheit der Ritterschlag erfolgte. Dass es wie bei Hägar einfach en passant passierte, kann aber wohl ausgeschlossen werden.

Kommentierte Lesungen aus der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ anlässlich des 200. Geburtstags Otto von Bismarcks in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund in Berlin, im Warburg-Haus in Hamburg und im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg

Über den letzten Platz hinaus gefüllt war die Landesvertretung Sachsen-Anhalt, als der Schauspieler Hanns Zischler am 19. April unter dem Motto „Der Zauberlehrling“ in einer von der Historikerin Dr. Andrea Hopp konzipierten und kommentierten Lesung aus der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ vortrug. Diese grundlegend erweiterte Neuausgabe der Gesammelten Werke Otto von Bismarcks mit einer Fülle teils erstmalig veröffentlichter Dokumente zu Deutschland, Europa und der Welt stellt das „Herzstück“ der wissenschaftlichen Arbeit der Otto-von-Bismarck-Stiftung dar, wie deren Kuratoriumsvorsitzender, Dr. Rudolf Seiters, in seinem Grußwort betonte.

Im wohlabgestimmten Quellen- und Kommentar-Wechsel von Hanns Zischler und Andrea Hopp erschien der erste deutsche Reichskanzler als politische Schlüsselfigur der deutschen und europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts in seiner gesamten Widersprüchlichkeit: als ein Staatsmann in einer Zeit des Umbruchs und Übergangs, der durch die politischen Maßnahmen, die er beim Auf- und Ausbau des Nationalstaats von 1871 ergriff, wider Willen der Moderne zum Durchbruch verhalf, obwohl er angetreten war, das hergebrachte Gesellschaftsideal einer vergangenen Epoche zu bewahren. Die Überschrift „Der Zauberlehrling“ gab darum Lothar Gall – einer der Herausgeber der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ – in seiner Bismarck-Biografie aus dem Jahr 1980 dem Kapitel, das er den Jahren der Reichskanzlerschaft widmet. Denn nach der Gründung des deutschen Nationalstaats von 1871 sei Bismarck „seiner Schöpfung und der in ihr angelegten oder durch sie zusätzlich geförderten Probleme und Entwicklungstendenzen nur sehr begrenzt Herr geworden“.

Dass dem so war, veranschaulichten die vorgetragenen Dokumentenauszüge. Untermalt von Versen aus Goethes Ballade vom „Zauberlehrling“, gewährten sie anhand eines breiten Spektrums innen- und außenpolitischer Themen einen differenzierten Einblick in Bismarcks politischen Alltag. In den bereits erschienenen Bänden der Neuedition können diese und andere Bismarck-Schriften in vollständiger Form nachgelesen werden.

Weitere Lesungen fanden am 16. April im Hamburger Warburg-Haus und am 9. Juni im Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften statt.

„Sink the Bismarck“: dieser Schlachtruf der britischen Streitkräfte richtete sich im Zweiten Weltkrieg gegen das größte deutsche Schlachtschiff. Im Februar 1939 war es in Hamburg in Anwesenheit Adolf Hitlers vom Stapel gelassen worden. Ab 1940 war es im Nordatlantik im Einsatz. Den Zorn der Biten zog das Schiff auf sich, weil es im Mai 1941 deren größtes Schlachtschiff, die Hood, versenkte. Allerdings folgte die Bismarck ihr nur wenige Tage später auf den Meeresgrund. Ihre schiere Größe war lange ein Grund für die außergwöhnliche Faszination, die diesseits und jenseits des Kanals von ihr ausging. „Sink the Bismarck“ war in den Nachkriegsjahrzehnten eine in England überall bekannte Parole, große Leinwandepen beschäftigten sich mit dem Stoff, die Blues Brothers besangen das Drama zwischen der Hood und der Bismarck und unzählige Badewannenkapitäne bastelten das Schiff als Modell nach. Noch im September 2014 wurde einer der letzten britischen Veteranen, ein Schotte, der an der Versenkung der Bismarck beteiligt war, mit den eigentümlichen Worten in der „Times“ zitiert, die bei der bevorstehenden Volksabstimmung drohende Abspaltung Schottlands sei „Verrat an seinen Kameraden“ („Yes Vote would betray fallen Comrades“, The Times vom 5. September 2014).

Wenn mehr als 70 Jahre nach dem Untergang eines Schiffes dessen Name noch so stark polarisiert, kann es nicht wundern, wenn Werbe-Experten sich der Sache annehmen. Und wo, wenn nicht in Schottland könnte dabei eine so wunderbare Verbindung von Hochprozentigem und nahrhaftem Bier herauskommen? Die sogar die Australier begeistert. „Sink the Bismarck“ ist der Name eines Bieres der Indie-Brauerei „BrewDog“, und zwar nicht irgendeines Bieres, sondern des vermeintlich stärksten Bieres der Welt. Unser Mitarbeiter Christian Wachter hat in Edinburgh den Test gemacht und ist begeistert. Er empfiehlt „Sink the Bismarck“ nachdrücklich. Vielleicht nicht als tägliche Nahrungsergänzung, aber doch für den besonderen Genuss. Ab und zu. Auf die deutsch-britische Freundschaft!

Achso: Schauen Sie unbedingt mal in den Werbefilm von BrewDog. Über die Geheimwaffe der Firma, den „Tactical Nuclear Penguin“, kann man nicht genug wissen.

Das Institute of Historical Research hat Jonathan Steinbergs Rede bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Bismarck and Great Britain“ am 6. Mai 2015 jetzt als Film online gestellt. Wer den gedankenscharfen Vortrag Steinbergs verpasst hat oder ihn noch einmal nachschauen möchte, kann das bei Youtube tun, bequem vom heimischen Sessel aus. Wir danken dem IHR für diesen Service und wünschen viel Vergnügen!