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Ferdinand von Bismarck (1771 – 1845)

Als Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck am 22. November 1845 aus dem Leben schied, wusste er wenigstens zwei seiner Kinder auf einem guten Lebensweg. Der älteste Sohn, der 35-jährige Bernhard, war Gutsbesitzer und Landrat und hatte ihn zum zweifachen Großvater gemacht. Die Zukunft seiner Tochter, der erst 18-jährigen Malwine, war seit ihrer Hochzeit ein Jahr zuvor mit Oskar von Arnim-Kröchlendorff finanziell abgesichert. Nur für den zweiten Sohn schienen die Ausschichten nicht allzu rosig zu sein: Der 30-jährige Otto hatte zwar sein Jurastudium beendet, das Referendariat aber abgebrochen und bewirtschaftete nun – immerhin erfolgreich – in Pommern das Gut Kniephof, das der Familie lange Jahre als Hauptsitz gedient hatte.

Ferdinand von Bismarck selbst konnte auf ein langes Leben zurückblicken, in das er in privilegierter Stellung hineingeboren worden war. Er erlebte aber auch persönlich wirtschaftlich schwierige Zeiten, wurde Zeitzeuge großer politischer Umwälzungen und musste sich privat damit abfinden, nicht das ganz große Glück gefunden zu haben.

Geboren wurde er am 13. November 1771 auf dem elterlichen Gut in Schönhausen/Elbe. Da seine Mutter Christiane kurz vor seinem ersten Geburtstag starb, wuchs er mit seinen drei Brüdern beim Vater Karl Alexander auf. Ferdinand wurde kein kultivierter Schöngeist wie dieser, galt aber als gutmütig und hatte später als Familienvater ein Herz für Kinder. Sein Sohn Otto erinnerte sich an ihn als einen unkomplizierten Menschen:

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Das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark wird derzeit saniert.

„Bismarck neu kontextualisieren“ lautete der Titel eines digitalen Podiumsgesprächs, zu dem der Hamburger Kultursenator Dr. Carsten Brosda am Donnerstagabend eingeladen hatte. Eröffnet wurde damit eine Reihe von Veranstaltungen, in denen der gegenwärtige Blick der Stadt Hamburg und ihrer Bürgerinnen und Bürger auf die Vergangenheit diskutiert werden soll. Festgemacht wird diese Debatte in der Hansestadt derzeit vor allem am Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark, das nach Beschlüssen des Deutschen Bundestages und der Hamburgischen Bürgerschaft saniert wird und durch eine wissenschaftlich fundierte Ausstellung ergänzt werden soll.

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Der Ankauf von Pferden wurde in dem Artikel „Ist der Krieg in Sicht?“ als Indiz für die kriegerischen Absichten Frankreichs interpretiert. Abbildung: „Un Cavalier“, Gemälde von Alphonse de Neuville (1836–1885) aus dem Jahr 1884 (Sammlung des Metropolitan Museum of Art).

„Seit einigen Wochen hat sich der politische Horizont mit dunklem Gewölk bezogen. Zuerst kamen die starken Pferdeankäufe für französische Rechnung, welchen die deutsche Regierung ein Ausfuhrverbot entgegenzusetzen wußte. Dann wurde man aufmerksam auf die starke Vermehrung der Cadres des französischen Heeres, welche die Nationalversammlung zu Versailles, wie absichtlich versteckt zwischen die Verhandlungen zur Begründung der neuen Verfassung, beschloß.“

Am 9. April 1875 erschien in der regierungsnahen Berliner Zeitung Die Post anonym ein Artikel, der mit Vermutungen und Unterstellungen gespickt war. Betitelt war er mit einer Frage, die in der in- und ausländischen Öffentlichkeit eher als Drohung verstanden wurde: „Ist der Krieg in Sicht?“. Der Text sollte als Auslöser der schwersten außenpolitischen Niederlage Otto von Bismarcks in die Geschichte eingehen. Kurz nach der Veröffentlichung wurde Constantin Rößler als Verfasser bekannt. Für die Öffentlichkeit dürfte dies keine große Überraschung gewesen sein, hatte er sich doch längst einen Namen als engagierter Verfechter der Politik des Reichskanzlers gemacht.

Rößler wurde vor 200 Jahren, am 14. November 1820, in Merseburg als Sohn des Diakons an der Stadtkirche St. Maximi geboren. Nach dem Studium der Fächer Theologie, Philosophie und Staatswissenschaften schrieb er seine Doktorarbeit über den Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi. Im Revolutionsjahr 1848 habilitierte er sich in Jena und begann, als außerordentlicher Professor zu lehren. In den folgenden Jahren aber wurde die deutsche Einheit zu seinem Lebensthema und so verzichtete er 1860 auf eine akademische Laufbahn, um als freiberuflicher Publizist für das von Bismarck geführte preußische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und später für das neugegründete Auswärtige Amt zu arbeiten. Initiiert wurden seine Veröffentlichungen in einer Abteilung, die sich – ähnlich wie das Literarische Büro des Innenministeriums – um eine Beeinflussung der (nun auch ausländischen) Presse kümmerte. Erzielt wurde dies nicht nur über den Aufbau enger Kontakte zu Verlegern, sondern auch durch Subventionen von Zeitungen und die direkte Bezahlung einzelner Publizisten.

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