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Geschrieben von Christian Wachter am Samstag, den 18. April 2015 um 08:32 Uhr

In unserem Artikel „Ständig etwas zu bismarckieren“ haben wir bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Medien im Jahr von Bismarcks 200. Geburtstag natürlich besonders intensiv über alles mögliche berichten, das mit dem ersten deutschen Reichskanzler zu tun hat. Die hochfrequentierten Beiträge setzen sich zu diesem besonderen Anlass (mal mehr, mal weniger) kritisch mit Bismarck auseinander. Neben Berichten, die explizit die historische Figur und ihre Rezeption in den Blick nehmen, treten solche, die öffentliche Orte mit einem Bismarck-Bezug thematisieren. In Form von Denkmälern, Straßen, aber auch „Bismarck-Apotheken“ und anderem manifestiert sich ein Stück Erinnerungskultur. Wenn in Zwickau eine „Schiller-Apotheke“ 110 Jahre alt wird, darf anscheinend im besonderen Jahr 2015 nicht der Hinweis fehlen, dass sie ursprünglich doch Bismarcks Namen trug.

Solche Orte haben in Deutschland eine gefühlte Allgegenwart – irgendetwas mit Bismarck-Bezug findet sich quasi immer in der Nähe. Deswegen ist die Sache an sich nicht neu, doch das Besondere an der aktuellen Berichterstattung ist, dass sie Initiativen erkennbar werden lässt, die der runde Geburtstag vielerorts hervorzubringen scheint. Diese dienen der Verschönerung eines Denkmals, zur Benennung einer Straße, oder beabsichtigen, den diskursiven Streit um die historische Deutung von Bismarck für die Gegenwart zu entscheiden. Letzterer Punkt äußert sich etwa in dem Sinn oder Unsinn, der der Sanierung eines Bismarckdenkmals zugeschrieben wird, oder in der erörterten Frage, wie ein solches Denkmal in dem Sanierungskonzept einer Grünanlage zu berücksichtigen ist. Als gutes Beispiel hierfür können aktuelle Bestrebungen in Hamburg genannt werden, den Alten Elbpark zu verschönern. Immerhin ist der Park Heimat des weltweit größten Bismarckdenkmals, das durch umstehende Bäume nicht aus allen Perspektiven problemlos betrachtet werden kann und dessen Eigengewicht es langsam aber sicher zur Seite neigen lässt. Hier wird munter über Gestaltungsvarianten diskutiert.
Wer weiß, wie in ein paar Jahren die Umgebung des „Roland“-Standbildes von Bismarck aussehen wird – in jedem Fall werden wir die Impressionen von der entsprechenden „Bismarckierung“ in unserer interaktiven Weltkarte anpassen.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 08. April 2015 um 18:13 Uhr

Die Presse ist rund um Bismarcks 200. Geburtstag voll von Berichten über ihn und die Formen der Erinnerung an ihn, kritisch, abwägend, resümierend oder auch schlicht erschrocken, wie viel Raum die Medien-Konkurrenz dem längst vergangenen Reichskanzler einräumt.

Dass das in Sachsen auch so ist, kann kaum verwundern. Schließlich waren die Sachsen zur Zeit Bismarcks trotz aller Preußenskepsis bald ins Lager des Reichsgründers gewechselt und hatten nach dessen Tod das Übermaß der Verehrung geteilt und mächtig am Bismarck-Mythos mitgestrickt. Die heutigen Sachsen finden deshalb zahlreiche Ehrungen Bismarcks im öffentlichen Raum vor, mit denen irgendwie umzugehen ist. Wie das wo geschieht, ist in den letzten Tagen ein wichtiges Thema für Presse, Funk und Fernsehen gewesen.

Ohne Wertung und Anspruch auf Vollständigkeit seien nur einige wenige Berichte erwähnt, Ergänzungen sind willkommen. Natürlich auch aus dem gesamten Bundesgebiet und auch darüber hinaus, schließlich dokumentiert die Otto-von-Bismarck-Stiftung nicht nur historische Versatzstücke, sondern auch alle gegenwärtigen Bismarck-Thematisierungen und -Bezüge, mit einem vertretbaren Arbeitsaufwand, versteht sich. Und bei dem momentanen Blow-Up an Bismarckiana sind wir natürlich über jede Meldung erfreut, die wir selbst nicht aus dem Netz fischen.

Aber zu den Saxonica.

Einen regen Bismarck-Turm Verein gibt es in Mitteldeutschland nicht nur in Weißenfels, sondern u.a. auch (knapp hinter der sachsen-anhaltinischen – sächsischen Grenze) in Lützschena, s. unser Bild. Dort wird mit großem Erfolg seit Jahren an der Restaurierung eines der größten Bismarck-Türme gearbeitet, verantwortlich ist ein Verein. Weiter südlich, in Chemnitz, berichtete die örtliche Tageszeitung ausführlich über den Bismarck-Mythos im Allgemeinen und die sächsischen Spezifika im Besonderen. Auch am Bismarckturm in Radebeul wurde wieder am Erhalt des nicht unkomplizierten, kaiserzeitlichen Architekturerbes gearbeitet. In Glauchau war der Turm über Stadt wieder ein Thema. Der MDR ging gemäß seines Sendeauftrags mit Bezug auf den gesamten mitteldeutschen Raum auf Bismarck und dessen 200. Geburtstag ein.

Die ebenso zahlreichen Thüringer Aktivitäten zu dokumentieren, ist Aufgabe eines weiteren Blog-Eintrags, auch hier sind Hinweise hochwillkommen!

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 25. März 2015 um 12:50 Uhr

In den letzten Wochen nimmt die Medienaufmerksamkeit für Otto von Bismarck immer mehr zu und eine der am häufigsten an uns gestellten Fragen ist die nach der gegenwärtigen Einschätzung Bismarcks. Wieso interessiert sich überhaupt irgendjemand für einen vor 200 Jahren geborenen Monarchisten? Was sagt uns Bismarck heute noch? Können sich Politiker noch etwas von ihm abschauen? Und wenn ja, was? Wie stehen die Deutschen zu Bismarck? Wie ist mit den vielen Bismarck-Denkmälern und -Türmen umzugehen? Ist er tatsächlich vollständig historisiert? Und zwar als die tatsächliche, 1898 gestorbene Person und als der danach bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wirksame Lieblingsmythos der Deutschen, in den unterschiedlichste nationale Vorstellungen gespiegelt wurden? Die Antworten sind vielgestaltig und für die bisher erfreulich ausgewogenen Pressestimmen sind wir ausgesprochen dankbar. Dass der mythisch verehrte Bismarck eben so wie seine reale Grundlage trotz gelegentlicher unkritischer Zuschreibungen (die es ja bei anderen Figuren der Geschichte auch gibt) gründlich historisiert sind, beweisen nun zwei schelmische Zeitschriften-Cover. Der alles andere als respektvolle Spiegel unter der spitzen Feder Rudolf Augsteins ging da 1965 zu Bismarcks 150. Geburtstag noch deutlich ehrfurchtsvoller zu Werke.

Von grafischer Ehrfurcht ist jedoch weder beim Stern, noch bei Cicero viel zu spüren. Wir meinen mit den Worten eines Berliner Bürgermeisters: Und das ist gut so! Kritische Beschäftigungen mit Bismarck fördern Erkenntnisse zu Tage und tragen dazu bei, auch die letzten Reste des Mythos zu schleifen. Den allerdings muss man kennen, um die Bildsprache der Cover zu verstehen. Dass die Redaktionen diese Tatsache bei Ihren Lesern voraussetzen, beweist, dass es den Bismarck-Mythos also doch noch gibt. Aber kein Grund zur Beunruhigung: er wird jeden Tag ein Stück mehr historisiert…

Wenn Sie testen wollen, wie mythisch oder entzaubert Ihr Wissen über Bismarck ist, dann schauen Sie doch mal hier nach.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 20. März 2015 um 07:41 Uhr

Am vergangenen Dienstag machte der MDR auf den Lebensweg eines eigenwilligen Landeskindes aufmerksam. Zwar verkörpert Otto von Bismarck das Preußische schlechthin, geboren wurde er jedoch in der Provinz Sachsen, die ihren Namen nicht von ungefähr trug. Der Magazin-Beitrag behandelt aber weniger Bismarcks altmärkische Wurzeln, als vielmehr die Bismarck-Begeisterung der Mitteldeutschen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Diese bezog sich bekanntlich nicht auf die preußischen Facetten des Landjunkers, sondern auf die nationalen. Heute spielt diese etwas eindimensionale Zuschreibung keine Rolle mehr, die Mitteldeutschen haben den Reichsgründer ebenso historisiert wie es anderswo auch geschehen ist. Wie groß aber die mythische Verehrung in den Jahrzehnten nach Bismarcks Tod war bzw. wie hoch, dass zeigt u.a. der Bismarck-Turm in Weißenfels. Dessen jüngere Geschichte ist ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements – ganz ohne politische Präferenzen und historische Verklärungen.

Zu Sendung geht es hier.

Sie wird auch wiederholt im Rahmen einer langen Bismarck-Nacht am 29. März ab 22.45 Uhr.

Viel Vergnügen!

Geschrieben von Christian Wachter am Mittwoch, den 18. März 2015 um 13:59 Uhr

Nicht nur im Jahr 2015, in dem Otto von Bismarck 200 Jahre alt geworden wäre, sind Orte mit Bezug zum „Eisernen Kanzler“ quasi allgegenwärtig. Fast überall befindet sich eine Bismarckstraße, ein Bismarckturm, -stein, oder eine Bismarckapotheke, irgendwo in der Nähe. Darüber hinaus entstehen immer wieder lebhafte Debatten über Sinn und Unsinn von Straßen(um)benennungen, wird die Pflege von in die Jahre gekommenen Denkmälern vorangetrieben oder stehen sonstige Orte mit Bismarckbezug im öffentlichen Fokus, etwa wenn eine Bismarck-Eiche in Berlin dem Verkehr weichen muss. Dass dies zwar insbesondere, aber nicht alleine für Großstädte gilt, lässt unsere Weltkarte deutlich werden. Sie wurde 2012 im Rahmen des BISMARCKIERUNG-Projektes erstellt und wird seitdem beständig erweitert.

Die genannten Diskussionen und Initiativen stehen natürlich im größeren Kontext der lebhaft diskutierten Frage, welches Verhältnis heutige Generationen zum ersten deutschen Reichskanzler haben, haben sollten oder haben können. Für diese Frage also nach der Erinnerungskultur stellt der 200. Geburtstag Bismarcks einen ganz besonderen Anlass dar. Entsprechend sind aktuell ausnehmend viele Berichte in den Medien zu finden. Beispielsweise ist über die Leipziger AfD zu lesen, dass sie Otto von Bismarck in dem städtischen Namensvorrat verewigt wissen wollte, dabei aber übersehen hat, dass es bereits eine Bismarckstraße gibt. Für einen „Geburtstagsputz“ legten im brandenburgischen Herzberg (Elster) BürgerInnen jüngst Hand an das hiesige Bismarckdenkmal an und die Sanierung des Bismarckdenkmals im hessischen Dillenburg wurde vom ortsansässigen Geschichtsverein erfolgreich abgeschlossen. Die Frankfurter Rundschau portraitiert in einem Onlineartikel die Bismarcksäule in Hanau und erinnert gleichzeitig an die Geschichte der typgleichen Säulen, wie sie im gesamten Deutschen Reich verstreut errichtet wurden. Und die Mitteldeutsche Zeitung berichtet von der Eröffnung der Ausstellung „Bismarck – Ort und Erinnerungen“ im Kreismuseum Genthin.

Diese und viele weitere Beispiele illustrieren nicht nur, welche Formen das Bismarckgedenken im Jubiläumsjahr annimmt, sie bieten auch wertvolle Informationen für neue Markierungen, die in unsere Karte aufgenommen werden sollen. Denn für dieses offene und in Kooperation mit der Community betriebene Projekt sind solche Meldungen wertvolle Hinweise, wo noch „Bismarckierungen“ fehlen. Schließlich gibt es ständig etwas zu „bismarckieren“.

Während bei uns im Bismarck-Trubel die Telefone heiß und die Email-Accounts überlaufen, wollen wir nicht übersehen, wo andernorts noch auf Bismarck aufmerksam gemacht wird. Aus der Fülle von Unternehmungen im In- und Ausland heute eine besondere Perle:

Nicht nur filmisch, sondern auch auf der Theaterbühne wird Bismarck in diesem Jahr zum Gegenstand historisch-künstlerischer Darstellungen. Und wenn die Berliner Volksbühne und die Singakademie zu Berlin dafür verantwortlich zeichnen, sind Brüche und unerwartete Spannungsbögen zu erwarten. Zum Beispiel bis zu Bakunin. Neben der großartigen Sophie Rois ist das Stück „Die Bismarck“ aber auch aus einem anderen Grund sehens- und vor allem hörenswert: Drei Chöre mit insgesamt 150 Stimmen, ein Streichquartett, Schlagzeug Flöte und Jagdhörner sorgen für eine außergewöhnliche Orchestrierung. Das findet auch der Deutschlandfunk bemerkenswert. Wir meinen: Bitte noch einmal aufführen!!!!

Mehr über das einmalige Oratorium hier… und hier…

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 23. Februar 2015 um 12:05 Uhr

Südlich von Berlin liegt der Ort Zossen, eine amtsfreie Stadt im Landkreis Teltow-Fläming. Als gute Preußen hatten die Zossener Brandenburger (s. links zu Luft und auf dem Boden) ihrem einstigen Ministerpräsidenten und nachmaligen Reichskanzler Otto von Bismarck ein Ehrung errichtet. Aber nicht in der Form eines Denkmals oder eines Bismarck-Turmes, sondern etwas dezenter als Plakette auf einem Findling. Auch diese Bismarck-Steine waren weit verbreitet und behielten auf dem Gebiet der DDR ihren Namen in der Umgangssprache auch dann noch bei, als er offiziell ungelitten war. Im Falles Zossens wurde die Plakette entfernt und nun ist es der Initiative von Thomas Krause aus Zossen zu verdanken, dass auf dem Stein wieder optisch an Bismarck erinnert wird. Krause hat weder Kosten noch Mühen gescheut und eine Replik der alten Aufschrift herstellen lassen, genauere Informationen gibt es hier.

Vermutlich ist Zossen damit wieder derjenige Ort mit einem Bismarck-Bezug, der am weitesten hinten im deutschen Alphabet liegt. Am anderen Ende der Skala dürfte es Aachen sein, wo es ein Hotel, eine Apotheke, einen Turm und eine Straße mit Bismarck im Namen gibt. Mindestens….