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Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 11. November 2016 um 12:24 Uhr
Seit einigen Jahren schießen überall in Deutschland kleine Brauereien aus dem Boden. Ihre Craft-Biere sind „handwerklich“ hergestellt, aber beileibe nicht nur für Handwerker gedacht. Das erkennt der Kunde in der Regel sofort an zwei Indikatoren: Am Preis und an den ausgefallenen Geschmackskompositionen. Für eine Flasche India Pale Ale aus Ingolstadt oder Itzehoe kann man problemlos 4 Euro bezahlen, um anschließend wie ein Weinkenner über Getränk zu fachsimpeln.
Man muss diese Auswüchse nicht bis ins Letzte ernstnehmen. Zu begrüßen ist jedoch, dass mehr Vielfalt in einen sonst immer heterogener werdenden Markt weniger Industriebier-Multis kommt.
Eine neue Sorte Bier gibt es seit wenigen Wochen auch in Neustadt an der Orla, gebraut wird unweit in der Nähe von Schleiz. Hinter dem Projekt stehen keine Hipster aus Großstadthinterhöfen, sondern der Bismarckturmverein in Neustadt an der Orla. Das Gebräu trägt daher auch keinen an die Exotik des Britischen Empires erinnernden Namen: es heißt schlicht „Turmbräu“.
Die kernige Euro-Flasche, früher weit verbreitet und heute noch in Bayern und Franken oft in Gebrauch, ist mit einem Etikett beklebt, das den namensgebenden Turm zeigt. Man muss also „Bismarck“ gar nicht explizit erwähnen, er ist auch indirekt präsent.
Ausgeschenkt wurde das neue Bier zum ersten Mal am 3. Oktober 2016. Und nach allgemeinem Bekunden scheint es das zahlreich erschienene Publikum am Tag der deutschen Einheit goutiert zu haben.
493 Kilometer von Friedrichsruh nach Neustadt an der Orla sind etwas zu weit für einen spontanen Bierkauf für das Wochenende. Beim nächsten Besuch in Ostthüringen wird aber eine Verkostung fest eingeplant!
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 10. November 2016 um 10:35 Uhr
In einer Debatte über das Reichsbranntweinmonopol äußerte sich Otto von Bismarck am 26. März 1886 im Reichstag über das Verhältnis von Wahlen und der „Volksmeinung“:
„Daß die Wahlen nicht das Barometer der Gefühle und Empfindungen des Volkes im Allgemeinen sind, das geht einmal schon aus den arithmetischen Verhältnissen hervor. Die Majorität des Reichstages, wie sie den Regierungen ablehnend und obtruierend augenblicklich gegenübersteht, vertritt doch ihrerseits nur etwas – nicht mal gar viel – mehr als die Hälfte des Reichstages, und der ganze Reichstag vertritt in seiner Gesammtheit doch mit Notwendigkeit nur etwas mehr als die Hälfte des deutschen Volkes.
Also dieses Viertel der öffentlichen Meinung, welches in den Majoritätsabstimmungen zum Ausdruck kommt, ist nicht nothwendig die Volksmeinung.“
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 07. November 2016 um 11:14 Uhr
Vorteilsnahme im Amt, Bestechung, Klientelismus: Diese mordernen, Amt und Privatperson trennenden Kategorien hätten Bismarck um den Großteil seiner Geschenke gebracht.
Neben Kunstwerken und geschmacklich fragwürdigem Nippes erhielt Bismarck von Verehrern und Geschäftsleuten immer wieder Lebensmittel. Ein Klassiker unter den unaufgeforderten Zuwendungen waren Wein- und Bierlieferungen.
Der langjährige Diener Pinnau berichtete in seinen Memoiren, dass in Friedrichsruh irgendwann keine alkoholischen Getränke mehr angeschafft worden seien, da die Geschenke die Keller des Hauses mit Vorräten gefüllt hätten, die sogar der umfänglichen Haushaltung mit den regelmäßigen Gästen völlig genügt hätten.
Irgendwann muss darunter auch ein Faß Bier aus Wiesenburg (Mark) gewesen sein. Wie das „Fürstenbräu“ den Herrschaften geschmeckt hat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich hat man es beim Verlesen der mitgesandten Zeilen einfach getrunken und sich anschließend anderen Aufgaben zugewandt.
„Schon oft hab` ich vernommen, Daß die aus Bayerland /
Zum Wiegenfest dem Kanzler / Ihr bestes Bier gesandt.
Da dachte ich beim Sinnen / Ob diesem schönen Brauch;
Was die in Bayern können, Das kannst Du Märker auch.
Vom allerbesten Hopfen / Nahm ich, vom besten Malz;
Das muß ein Tränklein werden / Gar prächtig jedenfalls!
Und als der erste Tropfen / Uns über die Zunge rann,
Da riefen in dem Kreise / Die Zecher, Mann für Mann:
Das ist ein biedres Tränklein, Gleich milde und gleich stark,
Ohn` Falsch und ohne Fehle, Ein echtes Kind der Mark!
Drum gebt ihm mit dem Namen / Auch gleich die rechte Weih`!
Da nannten wir dem Kanzler / Zur Lieb` es „Fürstenbräu!“
So mag den Weg es nehmen / Vom märkschen Fürstenstein /
Zu allen deutschen Zechern / Weit in die Welt hinein!
Das erste Fäßlein aber, Das davon wird versandt.
Das senden wir dem Manne, Nach dem es ward genannt!
Mag es Dem Fürsten munden / Heut und noch manches Jahr!
Mit diesem Wunsche bringen /Wir diese Gabe dar.
So lang Er in den Händen / Hält fest die Zügel noch /
Blüht Deutschlands Malz und Hopfen/der Kanzler lebe hoch.“
Näheres in einem Artikel der Märkischen Online-Zeitung.