Museum Huis Doorn als Ruhestätte Wilhelms II. und europäischer Erinnerungsort – Vortrag von Prof. Dr. Jacco Pekelder

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Als der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. 1918 ins Exil in die Niederlande ging, wurde er dort zu einem geduldeten Gast. Sein letzter Wohnsitz, Huis Doorn, etwa 25 Kilometer östlich der Stadt Utrecht gelegen, wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Feindvermögen beschlagnahmt. Der niederländische Staat sah zunächst vor, den Besitz zu liquidieren und den Verkaufserlös für die Beseitigung von Kriegsschäden einzusetzen. Doch das Engagement Freiwilliger und dann auch staatlicher Stellen führte zu einer gänzlich anderen Entwicklung: Huis Doorn wurde als Museum eröffnet und lud als „Zeitmaschine“ ein, wie Prof. Dr. Jacco Pekelder es formuliert, in das höfische Leben in Miniaturformat einzutauchen. 2012 änderte sich diese Situation, das Museum wurde durch Sparmaßnahmen der Regierung in seiner Existenz bedroht.

Die Vorbereitungen für die Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eröffneten eine neue Perspektive: Dem Museum Huis Doorn gelang es, sich zusätzlich als Erinnerungsort für den Ersten Weltkrieg zu definieren. Damit füllte es eine inhaltliche Lücke in der staatlich geförderten historisch-politischen Bildungsarbeit und sicherte sich zugleich dauerhaft seine Finanzierung.

Prof. Dr. Jacco Pekelder, Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien an der Universität Münster, schildert in seinem Vortrag diese Transformation von Huis Doorn aus erster Hand. Als damaliger Professor an der Universität Utrecht begleitete der Historiker die ersten neuen Museumsprojekte wissenschaftlich. So wurde das Verhältnis des letzten Kaisers und seiner Familie zum Nationalsozialismus untersucht und die Forschungsergebnisse in einer Ausstellung und einem Begleitband präsentiert, der in einer niederländischen und einer deutschen Fassung (s.u.) erschienen ist. Dem Museum Huis Doorn ist es gelungen, so das Resümee, sich thematisch neu zu verankern und seine Besucherzahlen deutlich zu steigern.

Literatur
Jacco Pekelder / Joep Schenk /Cornelis van der Bas
Der Kaiser und das „Dritte Reich“
Die Hohenzollern zwischen Restauration und Nationalsozialismus
Aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse
Göttingen 2021

Der Vortrag hat am 20. März 2025 im Historischen Bahnhof Friedrichsruh stattgefunden. Startbild unter Verwendung von: Huis Doorn, Foto: Bas / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 NL


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