Herzogliches Schloss zu Neustrelitz – Kalenderblatt

Herzogliches Schloss zu Neustrelitz. Blick auf die Stadtseite mit dem älteren Teil des Schlosses (Ostflügel); Fotografie, Deutschland, um 1890, Abzug auf Papier, Pappe, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 389.

Nachdem 1712 das Residenzschloss in Strelitz abgebrannt war, wurde als Ersatz das um 1710 in unmittelbarer Nähe gelegene „Fürstliche Haus“, ein Jagdschlösschen, zu einem dreiflügeligen und mit drei Stockwerken versehenen Barockschloss ausgebaut. Es war zwischen 1731 und 1918 die Hauptresidenz der Herzöge zu Mecklenburg(-Strelitz) und späteren Großherzöge von Mecklenburg(-Strelitz) und das erste Gebäude der 1733 von Herzog Adolf Friedrich III. gegründeten Residenzstadt Neustrelitz. Die weitere barocke Ausgestaltung insbesondere der Schlossfassaden erfolgte unter Herzog Adolf Friedrich IV. Sein Nachfolger Herzog Karl II. ließ die Innenräume im Stil des Klassizismus umgestalten, beließ das Äußere jedoch unverändert. Unter Großherzog Georg erfolgte ein massiver Ausbau der Residenzstadt sowie ein Umbau des Schlosses, dessen äußere Erscheinung dem zeittypischen Geschmack angepasst wurde.

Zu weiteren Um- und Erweiterungsbauten kam es ab 1865. So nahm Großherzog Friedrich Wilhelm am Ostflügel Veränderungen vor und ließ den Trakt in Richtung Tiergarten um eine Etage erhöhen. Eine umfangreiche Erweiterung erfuhr das Schloss letztmalig zwischen 1905 und 1909, als Großherzog Adolf Friedrich V. einen Erweiterungsbau mit Schlossturm an das bisherige Gebäude anschließen ließ. Drei zusätzliche Trakte wurden an den bisherigen Westflügel angebaut, womit sich die Fläche der Residenz nahezu verdoppelte. Der mächtige Turm war dem des Schlosses Charlottenburg nachempfunden und sollte an die engen dynastischen Beziehungen zwischen den Häusern Mecklenburg und Hohenzollern erinnern.

Nach dem Ende der Monarchie im November 1918 wurde das ehemalige Residenzschloss bis zur Wiedervereinigung der beiden mecklenburgischen Landesteile Schwerin und Strelitz (1934) zum Sitz des Landtages von Mecklenburg-Strelitz. Daneben erhielten 1921 auch das Landesmuseum und die Landesbibliothek sowie ab 1925 das Landeshauptarchiv Räume im Schloss, in dem sich auch noch Wohnungen für Landesbedienstete befanden. Ab 1934 nutzte auch die „Führerschule Neustrelitz“ den Gebäudekomplex, und während des Zweiten Weltkriegs wurde dort auch ein Lazarett eingerichtet. In der Nacht vom 29. auf den 30. April 1945 brannte das Schloss unter bis heute ungeklärten Umständen ab. Danach als Steinbruch missbraucht, wurde die Ruine 1949 gesprengt und deren Reste bis auf die erhaltenen Schlosskeller abgetragen. Es wird aktuell diskutiert, das ehemalige Residenzschloss zu rekonstruieren, zumindest aber den früheren Schlossturm – mit 51 Metern Höhe ein ehemaliges Wahrzeichen von Neustrelitz – wiederaufzubauen.

Der Schlossgarten Neustrelitz mit Blick auf Schloss und Schlosskirche. Die Kirche wurde von 1855 bis 1859 errichtet und ist heute eines der wenigen erhaltenen historischen Bauwerke des einstigen Anlage. (Postkarte, Verlag Franz Rogge, Neustrelitz, 1913)

Die Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern informieren auf ihrer Website über den Schlossgarten Neustrelitz.

Zuvor erschienen: Großherzogliches Schloss zu Darmstadt

Mit diesem Kalenderblatt endet die Reihe „Residenzschlösser im Kaiserreich“. Die ausgewählten Fotografien gehören zu einem Konvolut, das Otto von Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 vom Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in einer verzierten Holzkiste erhielt.


Ein Aufenthalt Otto von Bismarcks in Neustrelitz ist nicht dokumentiert.