Kalenderblatt: Blick auf das Schloss Versailles und einen Teil der Stadt vom Gemüsegarten aus

Ansicht auf das Schloss von Versailles, auf Teile der Gartenanlage sowie auf einen kleinen Teil der Stadt, laut Bildunterschrift vom erhöhten Standpunkt des Gemüsegartens aus. Kolorierter Kupferstich, Pierre Menant, Frankreich, 1724.

Das Schloss von Versailles wurde unter Ludwig XIV. nicht nur zum Fixpunkt im Leben von Hof und Adel. Seine Räumlichkeiten standen zudem ebenso wie die bald eindrucksvollen Garten- und Parkanlagen allen Neugierigen und Hilfesuchenden offen.

„Die Bevölkerung, selbst die niedersten Stände, hatten zu den Grands Appartements [den königlichen Wohnräumen] und zum Park freien Zugang. Man konnte dem Souper du Roi beiwohnen und dem König ein Bittschreiben überreichen, wenn er sich zur Kapelle begab“, schreibt Thomas W. Gaethgens in dem Band „Versailles als Nationaldenkmal“ (Berlin 1985). Diese Öffentlichkeit sollte bis zur Französischen Revolution gewahrt bleiben, und so gebar Königin Marie Antoinette, Ehefrau von Ludwig XVI., ihre Kinder vor den Augen eines Publikums, das sich in ihrem Schlafzimmer eingefunden hatte. Im damaligen Versailles war das Private immer auch politisch.

Pierre Menant hat auf diesem Kupferstich das rege Treiben rund um das Schloss und auf dessen Gelände eingefangen. In einiger Entfernung sind auf den Terrassen zahlreiche Flaneure zu erkennen, während im Vordergrund nicht nur Zeitvertreib zu beobachten ist. Die beiden schwerbeladenen Esel deuten an, wie mühsam die tägliche Versorgung gewesen sein muss: Der Hof Ludwigs XIV. zählte einschließlich der Bediensteten etwa 10.000 Personen.


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