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 Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 13. April 2017 um 11:38 Uhr

Die kleine Stadt Dietenheim besitzt etwas ganz Besonderes, das es nur zu besonderen Zeiten zu sehen gibt.

In den drei Wochen vor Karfreitag verdeckt in der Pfarrkirche St. Martinus ein acht Meter breites und neun Meter hohes Hungertuch ganz eigener Art den Altarraum.  Es handelt sich um eines der wenigen „Heiligen Gräber“, aufwändige Gemälde, die das Leiden und Sterben Christi darstellen. In Dietenheim sind es sage und schreibe 45 Szenen und der Betrachter kann sich kaum sattsehen an dem barocken Monumentalgemälde. Seit 1727 ersetzt das riesige Bild ein schnödes Tuch.

Nach 150 Jahren Einsatz in den letzten drei Wochen der Fastenzeit musste das Heilige Grab zum ersten Mal restauriert werden. Und da ritt 1872 den mit den Arbeiten beauftragten Maler der Schalk und er gab einem Hund, der einen römischen Soldaten begleitet, ein seinerzeit sehr prominentes menschliches Antlitz.

Schauen Sie bitte hier, das Detail findet sich am rechten Bildrand als drittes Bild unten.

Im Kulturkampf wurde Bismarck also unversehens zum Attribut eines Vollstreckers der antiken Christenverfolgung – eine zuzugeben nicht ausgesprochen hintersinnige Allegorie, die auch heute bei historisch bewanderten Kirchenbesuchern noch funktionieren dürfte.

Knapp 150 Jahre post festum und in Zeiten von Aufregungen um Mohammed-Karikaturen und die Grenzen von Satire und Humor sagen wir: Chapeau! Gelungene Herrschaftskritik im Kaiserreich, die vielleicht auch im Kirchenkampf des Dritten Reiches noch funktioniert haben dürfte.

Nach Ostern wird dann im katholischen Württemberg wieder zur liturgischen Normalität zurückgekehrt und mit der Auferstehung Christi wird auch der tierische Bismarck wieder verräumt.

Kein Plagiat, sondern eine Ressourcen schonende Zweitverwertung: Im Sinne der allgemein und zu recht geforderten Nachhaltigkeit des menschlichen Tuns erscheint der Tagungsbericht über die Frankfurter Konferenz über „Europäische Kulturkämpfe“ nun auch in der Theologischen Literaturzeitung.

Der Gegenwartsbezug des Themas hat nach den November-Anschlägen in Paris leider eher noch zugenommen.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 16. Oktober 2015 um 07:48 Uhr

Der Tagungsbericht zur Frankfurter Konferenz vom 3. bis 4. September über „Europäische Kulturkämpfe und ihre gegenwärtige Bedeutung“ ist bei HSozuKult erschienen und füllt seit gestern Abend den elektronischen Orkus noch ein wenig mehr an.

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung dankt den Mitveranstaltern vom Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften der Universität Münster, vom Europäischen Institut für interkulturelle und interreligiöse Forschung (Triesen/Liechtenstein) und von der Evangelischen Akademie Frankfurt für die Zusammenarbeit bei dieser anregenden Tagung.

Besonders gilt dies für die Gastgeber in Frankfurt und für Justus Bernhard in Münster, der sich der Mühe unterzogen hat, das an zwei Tagen Gehörte in knapper Form zu Papier zu bringen.

Zum Bericht geht es hier.

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 12. August 2015 um 08:41 Uhr

Veranstaltet von der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) gemeinsam mit dem Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften (Universität Münster),dem Europäischen Institut für interkulturelle und interreligiöse Forschung (Triesen/Liechtenstein) und der Evangelische Akademie Frankfurt am Main

Entgegen einer langlebigen Legende war der „Kulturkampf“ genannte Konflikt zwischen Staat und Kirche weder auf Preußen noch auf die 1870er/1880er Jahre beschränkt. Er begann vielmehr bereits im Vormärz und reichte in einigen europäischen Ländern bis weit ins 20. Jahrhundert. Das Massaker von Srebrenica 1995 und die Attentate islamistischer Terroristen in Paris und Brüssel 2014/15 werfen die Frage auf, ob das „Zeitalter der Kulturkämpfe“ (Manuel Borutta) tatsächlich beendet ist.

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