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„Sink the Bismarck“: dieser Schlachtruf der britischen Streitkräfte richtete sich im Zweiten Weltkrieg gegen das größte deutsche Schlachtschiff. Im Februar 1939 war es in Hamburg in Anwesenheit Adolf Hitlers vom Stapel gelassen worden. Ab 1940 war es im Nordatlantik im Einsatz. Den Zorn der Biten zog das Schiff auf sich, weil es im Mai 1941 deren größtes Schlachtschiff, die Hood, versenkte. Allerdings folgte die Bismarck ihr nur wenige Tage später auf den Meeresgrund. Ihre schiere Größe war lange ein Grund für die außergwöhnliche Faszination, die diesseits und jenseits des Kanals von ihr ausging. „Sink the Bismarck“ war in den Nachkriegsjahrzehnten eine in England überall bekannte Parole, große Leinwandepen beschäftigten sich mit dem Stoff, die Blues Brothers besangen das Drama zwischen der Hood und der Bismarck und unzählige Badewannenkapitäne bastelten das Schiff als Modell nach. Noch im September 2014 wurde einer der letzten britischen Veteranen, ein Schotte, der an der Versenkung der Bismarck beteiligt war, mit den eigentümlichen Worten in der „Times“ zitiert, die bei der bevorstehenden Volksabstimmung drohende Abspaltung Schottlands sei „Verrat an seinen Kameraden“ („Yes Vote would betray fallen Comrades“, The Times vom 5. September 2014).
Wenn mehr als 70 Jahre nach dem Untergang eines Schiffes dessen Name noch so stark polarisiert, kann es nicht wundern, wenn Werbe-Experten sich der Sache annehmen. Und wo, wenn nicht in Schottland könnte dabei eine so wunderbare Verbindung von Hochprozentigem und nahrhaftem Bier herauskommen? Die sogar die Australier begeistert. „Sink the Bismarck“ ist der Name eines Bieres der Indie-Brauerei „BrewDog“, und zwar nicht irgendeines Bieres, sondern des vermeintlich stärksten Bieres der Welt. Unser Mitarbeiter Christian Wachter hat in Edinburgh den Test gemacht und ist begeistert. Er empfiehlt „Sink the Bismarck“ nachdrücklich. Vielleicht nicht als tägliche Nahrungsergänzung, aber doch für den besonderen Genuss. Ab und zu. Auf die deutsch-britische Freundschaft!
Achso: Schauen Sie unbedingt mal in den Werbefilm von BrewDog. Über die Geheimwaffe der Firma, den „Tactical Nuclear Penguin“, kann man nicht genug wissen.
Das Institute of Historical Research hat Jonathan Steinbergs Rede bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Bismarck and Great Britain“ am 6. Mai 2015 jetzt als Film online gestellt. Wer den gedankenscharfen Vortrag Steinbergs verpasst hat oder ihn noch einmal nachschauen möchte, kann das bei Youtube tun, bequem vom heimischen Sessel aus. Wir danken dem IHR für diesen Service und wünschen viel Vergnügen!
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 29. Mai 2015 um 14:55 Uhr
Wie steht es um die regionalen Identitäten in der Bundesrepublik? Und sind diese noch heute geeignet, um zu landsmannschaftlich gefärbten Urteilen über Otto von Bismarck bzw. über die Historiographie über diesen zu kommen? Mit dieser ketzerischen Frage schauen wir auf einige willkürlich ausgewählte Rezensionen der letzten Wochen und beginnen mit dem einst liberalen Süden.
Mit mainfränkischem Wohlwollen bespricht Matthias Stickler (Würzburg) bei Sehepunkte den neuesten Band der Friedrichsruher Ausgabe, in dem Andrea Hopp die Bismarck-Dokumente der Jahre 1888-1890 ediert hat.
Und Dieter Langewiesche (ehemals Würzburg, seit Langem freilich Tübingen) rezensiert ebenfalls bei Sehepunkte die Bismarck-Biographie von Hans-Christof Kraus. Dessen Passauer Anbindung macht ihn zwar zum Wahlsüddeutschen, allerdings zeigt sein innerer Kompass sicher mehr als einmal am Tag in nördlichere Gefilde. Mit noch südlicherem Blick als Stickler und Langewiesche, aus dem schweizerischen Fribourg nämlich, schaut Siegfried Weichlein im Tagesspiegel auf den Band von Kraus. Alle drei finden kaum etwas grundstürzend Neues, alle drei loben die Ausgewogenheit der Neuerscheinungen. Carsten Kretschmann (Stuttgart) kommt zu ganz ähnlichen Urteilen in seiner Rezension der Bücher von Kraus, Christoph Nonn und Tilman Mayer. Sind die Süddeutschen also zahnlos geworden? Wie sieht es im katholischen Rheinland aus? Und wie in Sachsen? Oder spielen diese Verortungen keine Rolle mehr, weil die einschlägigen Rezensenten auf ihrer beruflichen Laufbahn mehr als einmal de Norden gegen den Süden getauscht haben und umgekehrt? Wir setzen die Serie fort.