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Bismarck isst ein Toastbrot
AktuellesGeschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Dienstag, den 03. Mai 2016 um 09:06 Uhr
Für das Wissensmagazin „Lexi TV“ hat der MDR einen informativen und sehr unterhaltsamen Beitrag über die Sozialgesetzgebung Bismarcks produziert. In dem Animationsfilm wird erläutert, warum und mit welchen Mitteln der Reichskanzler den gravierenden Missständen bei den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiterschaft beikommen wollte. Die fachliche Einordnung liefert der Chemnitzer Wirtschaftshistoriker Rudolf Boch, ein hervorragender Kenner der Industriegeschichte.
Amüsant ist die Verwendung eines etwas aus der Zeit gefallenen Accessoires, nämlich einer Scheibe Toastbrot. Ein solches American Sandwich dürfte Bismarck weder an die Arbeiter verteilt, noch selbst je verspeist haben. Denn es kam in Deutschland erst in der frühen Bundesrepublik auf, und zwar mit den amerikanischen Besatzern und deren sich rasch ausbreitender Populärkultur. Aber wer wird schon kleinlich sein und Brotkrumen zählen?
Zum Film geht es hier.
Kurzschrift-Profi gesucht!
AktuellesAnzunehmen ist, dass die üblichen patriotischen Allgemeinplätze dominieren. Übergroß dürfte der erste Reichskanzler jedoch nicht dargestellt worden sein. Denn seit zwei eingängigen Studien Christoph Nübels [1] wissen wir recht genau, dass das Verhältnis der Nationalsozialisten zu Bismarck ambivalent war und sich bei aller oberflächlichen Verehrung im überbordenden Führerkult Hitler deutlich vor seinen Vorgänger schob. Die für die Urlaubstage beworbenen Titel des Darmstädter Verlages lassen da einiges befürchten: Schlageters Leben und Sterben, Unsere Kolonien, Unsere Feldgrauen im Weltkrieg, Reichsparteitag der Arbeit 1937 usw. Oh weh, was steht da bloß über Bismarck? Wer es lesen kann, ist klar im Vorteil und darf es uns gern mitteilen.
[1] Christoph Nübel, Der Bismarck-Mythos in den Reden und Schriften Hitlers. Vergangenheitsbilder und Zukunftsversprechen in der Auseinandersetzung von NSDAP und DNVP bis 1933, in: Historische Zeitschrift 298 (2014), S. 349-380, Ders. Bismarck und die Legitimität der Diktatur. Zur „Gleichschaltung“ politischer Mythen im Nationalsozialismus, 1933-1939, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 63 (2015), S. 5-27.
Kontinuität und Wandel: Neuer Vorsitz im Beirat der Bismarck-Stiftung
AktuellesGeschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 18. April 2016 um 13:15 Uhr
Auf seiner diesjährigen Sitzung hat der wissenschaftliche Beirat der Otto-von-Bismarck-Stiftung einen neuen Vorsitz gewählt. Zunächst sprachen die Anwesenden dem langjährigen Vorsitzenden, Prof. Dr. Lothar Gall (Universität Frankfurt am Main), und dessen Stellvertreter, Prof. Dr. Eberhard Kolb (Universität Köln), ihren herzlichen Dank aus. Beide sind der Stiftung seit ihrer Gründung eng verbunden und gehören zu den Penaten des Hauses. Zahlreiche Tagungen, Vorträge, Publikationen und besonders die Neue Friedrichsruher Ausgabe tragen ihre Handschrift. Nun gaben sie im frühlingshaften Frankfurt den Staffelstab an zwei Kollegen weiter.
Neuer Vorsitzender wird Prof. Dr. Joachim Scholtyseck (Universität Bonn), neuer stellvertretender Vorsitzender Prof. Dr. Holger Afflerbach (Universität Leeds). Den „Bismarck-“ bzw. den „Kaiserreichs-“ Anteil an ihrem breiten Oeuvre hervorzuheben, hieße Eulen nach Athen tragen: Die Publikationsverzeichnisse des einen wie des anderen weisen Ihre Expertise eindrücklich aus). Ihre einstimmige Wahl (bei jeweiliger Enthaltung der Kandidaten) verdeutlichte die breite Zustimmung. Einstimmig war auch die Bitte an die scheidenden Vorsitzenden, weiterhin als Herausgeber der Neuen Friedrichsruher Ausgabe zu wirken. Das Team der Otto-von-Bismarck-Stiftung schließt sich dem Dank der Beiräte an und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit den „alten“ und „neuen“ Beiräten.