Königliches Schloss zu Berlin – Kalenderblatt

Königliches Schloss zu Berlin. Blick von Südosten auf die Lange Brücke mit dem Reiterdenkmal für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm sowie auf die Südfassade (Schlossplatzflügel) mit den Portalen II (links) und I (rechts) und die Ostfassade (Spreeflügel) des Schlosses; Fotografie, Deutschland, um 1890, Abzug auf Papier, Pappe, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 389.

Das einst auf der Berliner Spreeinsel gelegene Residenzschloss war seit 1443 Wohn- und Arbeitsort der Kurfürsten von Brandenburg und späteren Könige von Preußen und Deutschen Kaiser. Es diente auch als Sitz von Behörden und Gerichten. Unter Kurfürst Friedrich II. wurde zwischen 1443 und 1451 die erste Schlossanlage als Burg errichtet. Diese ließ Kurfürst Joachim II. abtragen und durch ein unbefestigtes Schloss im Renaissancestil ersetzen. Unter Kurfürst Johann Georg wurden Ende des 16. Jahrhunderts der Westflügel sowie die Hofapotheke errichtet. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. verfügte die Renovierung des durch den Dreißigjährigen Krieg im Verfall begriffenen Schlosses, das unter seinem Sohn, König Friedrich I., schließlich zu einer der bedeutendsten barocken Schlossanlagen nördlich der Alpen um- und ausgebaut wurde.

Stadtansicht von Berlin mit Blick auf das Schloss (Nordfassade), Kolorierter Stahlstich von C. Heath nach einer Zeichnung von J. H. Vickers, um 1840

Königliches Schloss, Speisesaal, Postkarte, undatiert

Unter König Friedrich Wilhelm I. wurde der Gebäudekomplex vollendet. Er bestand nun aus vier Flügeln und zwei Schlosshöfen, die von einem Quergebäude getrennt wurden. Während Friedrich II. und Friedrich Wilhelm II. im Innern des Schlosses prächtige Räume einrichten ließen, beschränkte sich Friedrich Wilhelm III. auf die Renovierung der wieder einmal baufällig gewordenen Schlossfassaden. Friedrich Wilhelm IV. ließ nicht nur Innenräume umgestalten, sondern auch über dem Hauptzugang zum zweiten Schlosshof (Portal III/Eosanderportal) eine achteckige Schlosskapelle samt Kuppel mit Laterne, die ein goldenes Kreuz schmückte, aufsetzen sowie zum Lustgarten hin eine Terrasse anlegen. Die Fassaden blieben im weiteren Verlauf weitgehend unverändert. Wilhelm II. richtete nach seiner Thronbesteigung 1888 im Schlossplatzflügel Wohnräume ein und stattete das Gebäude mit moderner Technik aus. Auch der Weiße Saal wurde neugestaltet und die Schlosszugänge (Portale) mit verglasten Gittern versehen. Der Schlossplatz wurde 1888 um den Schlossbrunnen ergänzt und umgestaltet. An der Schlossfreiheit (heute Schlossplatz) hingegen fand das 1897 errichtete Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal seinen Standort. 1904 erfolgte schließlich die Anbringung von vier großformatigen Bronzetafeln zur Schlossgeschichte am Eosanderportal. Weitere Umbaupläne wurden wegen des Kriegsausbruchs 1914 nicht mehr umgesetzt.

Königliches Schloss, Längsseite der Bildergalerie, zwischen 1890 und 1905 (Fotografisches Archiv des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München)

Königliches Schloss, Thronsaal, zwischen 1890 und 1905 (Fotografisches Archiv des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München)

Mit dem Ende der Monarchie endete auch die Geschichte des Schlosses als königlich-kaiserliche Residenz. Am 9. November 1918 rief Karl Liebknecht dort die sozialistische Republik aus, unmittelbar danach kam es zu Plünderungen im Gebäude. In der Weimarer Republik sowie in der NS-Diktatur diente es vornehmlich kulturellen und musealen Zwecken, aber auch Behörden, Vereine und andere Organisationen mieteten sich ein. Obwohl durch den Bombenangriff vom 3. Februar 1945 schwer beschädigt und in Teilen ausgebrannt, begann bereits 1946 wieder die Ausstellungstätigkeit. Trotz vieler Proteste ließ das SED-Regime die Reste des Komplexes 1950 sprengen und abtragen, um Raum für einen Aufmarschplatz für die Massenorganisationen der DDR-Diktatur sowie den Palast der Republik zu schaffen.

Nach der Wiedervereinigung entschlossen sich die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin nach kontroversen öffentlichen Diskussionen, nicht zuletzt dank des Engagements von Privatleuten, das Schloss zu rekonstruieren. Es erfolgte von 2013 bis 2020 jedoch keine originalgetreue Wiederherstellung der ehemaligen Hohenzollern-Residenz, es wurden nur die barocken Außenfassaden und einige barocke Hoffassaden nach historischen Vorbildern gestaltet. Die Fassaden des ältesten Schlossteils am Spreeufer wurden nicht rekonstruiert, sondern teilweise durch einen modernen Entwurf ersetzt, der Wiederaufbau des zum Lustgarten hin gelegenen Apothekenflügels unterblieb. Auch die historischen Treppenhäuser, Säle, Galerien und Kammern wurden nicht wiederhergestellt, sondern die Innenräume auf die moderne Nutzung hin ausgerichtet.

Für die Schlossrekonstruktion weichen musste der 1973 bis 1976 gebaute und wegen Asbestbelastung seit 1990 geschlossene Palast der Republik, ehemaliger Sitz der DDR-Volkskammer und Kulturzentrum. Das neue Humboldt Forum dient als Heimstatt mehrerer Berliner Museen und als Ort des wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs.

 

Der Wandkalender 2024 „Residenzschlösser im Kaiserreich“ zeigt eine Auswahl historischer Fotografien. Sie gehören zu einem Konvolut, das Otto von Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 vom Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in einer verzierten Holzkiste erhielt.

Zuvor erschienen: Herzogliches Schloss zu Weimar

 


Bismarck in Berlin

Otto von Bismarck zog Zeit seines Lebens den Aufenthalt auf dem Land vor, dennoch war Berlin die Stadt, in der er immer wieder – fußläufig zum Stadtschloss – lebte: 1821 wurde er im Alter von sechs Jahren in der Plamannschen Anstalt, einem Internat, eingeschult, 1827 wechselte er auf das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium und 1830 auf das Gymnasium zum Grauen Kloster, 1831 wurde er in Berlin konfirmiert und legte 1832 das Abitur ab. Seit dem Wechsel auf das Gymnasium wohnte er zusammen mit seinem älteren Bruder Bernhard in der Stadtwohnung der Eltern.

1832 nahm Bismarck das Jura-Studium zunächst in Göttingen auf, wechselte aber 1834 an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach Abschluss seines Studiums war er von 1835 bis 1836 vereidigter Auskultator (unbezahlter juristischer Auszubildener) und Protokollführer beim Stadtgericht Berlin. In den folgenden Jahren besuchte er die Stadt vor allem nur noch aus beruflichen Gründen.

1862 kehrte er nach Berlin zurück und lebte nach seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten mit seiner Familie 16 Jahre lang in der Wilhelmstraße 76 im Amtsgebäude des Auswärtigen Amts. 1878 siedelten sie in das Palais Radziwill in der Wilhelmstraße 77 über; es war 1875 vom Staat erworben und zum Reichskanzlerpalais umgebaut worden. Bismarck wohnte und arbeitete in dem Palais – sofern er nicht auf Reisen war oder sich auf seinen Gütern in Schönhausen, Varzin und Friedrichsruh aufhielt – bis zu seiner Entlassung 1890. Ein letztes Mal besuchte er Berlin am 26. Januar 1894, als er auf Einladung Kaiser Wilhelms II. zu einem „Versöhnungstreffen“ anreiste. Dieses Treffen wurde von Tausenden beobachtet und bejubelt und auch im europäischen Ausland beachtet.

siehe auch:
Bismarck-Biografie: Chronik
Bismarck-Biografie: Land und Stadt: Wohnorte