Kalenderblatt: „Die Friedensunterzeichnung in Frankfurt a. M.“

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Unser Kalender zeigt im November den Druck „Die Friedensunterzeichnung in Frankfurt a. M.“ nach einem Gemälde von Otto Donner von Richter (1886), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: L 1999/092.

Zentrale Bestimmungen des Vorfriedens von Versailles waren die Regelung der Kriegsentschädigung und die Abtretung der Provinz Elsass und eines Teils von Lothringen mit der Festung Metz. Es gelang den Unterhändlern der französischen Regierung bei den Friedensverhandlungen in Brüssel, die Kriegsentschädigung von sechs auf fünf Milliarden Francs zu senken, die Rückgabe der Festung Belfort zu erreichen und die Verhandlungen weiter in die Länge zu ziehen.

Angesichts dieser Verzögerungstaktik drohte Otto von Bismarck mit der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. Schließlich gelang es ihm, mit Jules Favre in Frankfurt am Main binnen kurzer Frist den Friedensvertrag auszuhandeln und am 10. Mai 1871 zu unterzeichnen. Darin musste Frankreich neben der Zahlung der Kriegsentschädigung Elsass ohne die Festung Belfort und Lothringen mit der Festung Metz an das Deutsche Reich abtreten. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages waren aber noch nicht alle offenen Fragen hinsichtlich seiner Umsetzung geklärt. Die letzten Differenzen wurden in einer Zusatzkonvention vom 11. Dezember 1871 beseitigt. Mit der vorzeitigen Rückzahlung der Kriegsentschädigung durch die Franzosen und der dadurch erfolgten Räumung der letzten vier besetzten Departements sowie der Festung Belfort, was in der Konvention vom 15. März 1873 rechtlich fixiert worden war, ging der Deutsch-Französische Krieg im September desselben Jahres endgültig zu Ende.

Der hier präsentierte Druck nach einem Gemälde des Malers und Kunstschriftstellers Otto Donner von Richter (1828 – 1911) zeigt den Moment der Unterzeichnung des Friedensvertrages im Frankfurter „Hotel zum Schwan“. Das Gemälde entstand in der Spätzeit von Donners künstlerischem Schaffen als Historienmaler um 1871. Auf dem Druck sind sieben Personen in einem geräumigen Raum mit hoher Decke, Polstermöbeln und einem Tisch in der Mitte zu erkennen. Hervorgehoben sind Otto von Bismarck, der gebeugt an der linken Tischkante steht und gerade den Friedensvertrag unterzeichnet, und der vor dem Tisch postierte Jules Favre, der in der rechten Hand eine Feder hält. Links von Bismarck sitzen Graf Harry von Arnim und Graf Guido Henckel von Donnersmarck. Graf von Arnim hält in der rechten Hand eine Karte, auf der das „Generalgouvernement Elsaß“ eingezeichnet ist. Zwischen Bismarck und Favre steht Graf Paul von Hatzfeld. Er stützt sich auf eine Dokumentenmappe und hält in der linken Hand eine Schreibgarnitur mit Tintenfass bereit. Bei den am rechten Bildrand platzierten Herren handelt es sich um Augustin Pouyer-Quertier und Marc-Eugène de Goulard. Die Ratifikation des Vertrages fand am 16. und am 18. Mai 1871 statt, der Austausch der Ratifikationsurkunden erfolgte am 20. Mai in Frankfurt. Die goldene Feder, mit der der Friedensvertrag unterzeichnet wurde, wird heute in der Dauerausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung im Historischen Bahnhof von Friedrichruh gezeigt.