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Titelbild: Luftaufnahme von Friedrichsruh aus dem Jahr 1913.

Mit historischen Fotografien und Darstellungen blicken wir mit unserem Wandkalender für das Jahr 2021 zurück auf ein Friedrichsruh, das schon lange vor der Ankunft Otto von Bismarcks zum Wirtschaftsstandort und Ausflugsziel geworden war. Die Bilder sind zwischen 1850 und der Wende zum 20. Jahrhundert entstanden und bei uns archiviert.

Eine Lithografie aus dem Jahr 1850 mit einer Ansicht des Hotels Frascati, das später umgebaut und zum Wohnsitz des ersten Reichskanzlers werden sollte, erzählt zwar von vergnüglicher Zerstreuung im Grünen. Die Fotografien zweier Friedrichsruh-Projekte – im Auftrag des Hamburger Verlags Strumper & Co. im Jahr 1884 und der Wilhelm Hoffmann AG aus Dresden um 1900 – zeugen allerdings auch von sehr einfachen Wohnverhältnissen und einem arbeitsreichen Leben mitten im Sachsenwald. Zu sehen sind unter anderem das Köhlerhaus, die Kupfermühle und das Landhaus, in dem sich heute das Bismarck-Museum befindet. Die Fotografie des Bahnhofs, heute Sitz der Otto-von-Bismarck-Stiftung, verrät angesichts des vielköpfigen Personals und der Anzahl der Gleise die Betriebsamkeit, die einst in diesem kleinen Ort herrschte. Abgerundet wird der Wandkalender mit einem Ausschnitt aus dem Gemälde „Friedrichsruh im Winter“, das der Hamburger Landschaftsmaler Valentin Ruths (1825 – 1905) schuf. Das Original ist in voller Größe im Bismarck-Museum zu sehen.

Erhältlich ist unser Wandkalender zum Preis von 7,50 Euro (zzgl. Porto) im Historischen Bahnhof Friedrichsruh, im Bismarck-Museum und in unserem Online-Shop.

Der handgeschriebene Gründungserlass (© Auswärtiges Amt)

Abschrift des Gründungserlasses (© Auswärtiges Amt)

„Als Otto von Bismarck am 8. Januar 1870 den Gründungserlass für das ‚Auswärtige Amt‘ des kurzlebigen Norddeutschen Bundes unterschrieb, da konnte er nicht ahnen, dass dieser Federstrich die heute älteste zentrale Behörde Deutschlands ins Leben rufen würde“, schreibt Bundesaußenminister Heiko Maas auf der Website, die das Auswärtige Amt aus Anlass seines 150jährigen Bestehens veröffentlicht hat.

Für historisch Interessierte ist diese Website eine wahre Fundgrube: Das Team des Politischen Archivs hat aus den 27 Regalkilometern Akten 150 Objekte für eine Zeitleiste aufbereitet und digitalisiert. Diese werfen „Schlaglichter auf denkwürdige, interessante und teilweise auch dunkle Ereignisse“, so die Erläuterung, angestrebt werde damit aber keine umfassende Geschichtsschreibung.

Den Objekten sind jeweils kurze Informationen beigefügt. So ist zum dreiseitigen, handschriftlichen Gründungserlass nachzulesen, dass sich Otto von Bismarck bei der Benennung des Auswärtigen Amtes an der Bezeichnung anderer Außenministerien, etwa dem britischen Foreign Office, orientiert habe. Es folgt in dieser Zeitleiste der Bericht Heinrich von Abekens über die Unterredung König Wilhelms I. mit dem französischen Botschafter Vincent Graf Benedetti in Bad Ems am 13. Juli 1870, die sogenannte Emser Depesche. „In den Akten des Auswärtigen Amts haben sich sowohl Konzept und Reinschrift des ursprünglichen Berichts erhalten wie auch zweifach die gekürzte Fassung, die an die preußischen Vertretungen in den anderen deutschen Staaten gerichtet war.“

Zugeordnet sind die gezeigten Objekte nicht den politischen Systemen, die Deutschland durchlebt hat, sondern den Jahrzehnten, blieb doch das Auswärtige Amt als Institution stets bestehen. Diese Chronologie zeigt ausschnitthaft die Höhen und Tiefen der Geschichte Deutschland und seiner auswärtigen Beziehungen eng beieinander. Zu den Objekten gehören unter anderem ein geheimer Bericht über den Emigranten – und späteren Bundesaußenminister – Willy Brandt vom 27. Mai 1937, die Karte zum deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 („Hitler-Stalin-Pakt“), ein Eintrag des tschechoslowakischen Staatspräsidenten Václav Havel im Gästebuch der Bundesrepublik Deutschland am 8./9. Mai 1991 sowie ein Plakat zur Ausstellung anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, die im Januar und Februar 2018 im Lichthof des Auswärtigen Amts gezeigt wurde.

Der Otto-von-Bismarck-Stiftung steht bei ihrer Arbeit ein Wissenschaftlicher Beirat zur Seite, dem namhafte Historikerinnen und Historiker angehören. Ihre Expertise bereichert die interdisziplinär und methodisch vielfältige Bismarck-Forschung, die eine zentrale Aufgabe dieser Politikergedenkstiftung ist.

Prof. Dr. Ewald Frie (Foto: © FanyFazii)

In loser Reihenfolge möchten wir die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats mit einem kurzen Fragebogen vorstellen. In dieser Folge antwortet Prof. Dr. Frie.

Zur Person

Prof. Dr. Ewald Frie (geb. 1962) hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Neuere Geschichte, Mittlere Geschichte und Katholische Theologie studiert, nebenbei sammelte er erste Berufserfahrungen als Museumsführer im Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster. Mit einer Arbeit über „Die Armenfürsorge der Stadt Münster und die Einführung des Elberfelder Systems“ schloss er sein Studium als Magister Artium ab; es folgten ein wissenschaftliches Volontariat am Westfälischen Institut für Regionalgeschichte Münster sowie die Promotionsschrift „Wohlfahrtsstaat und Provinz. Fürsorgepolitik des Provinzialverbandes Westfalen und des Landes Sachsen 1880-1930“. Während beruflicher Stationen in Düsseldorf und Essen entstand die Habilitationsschrift „Friedrich August Ludwig von der Marwitz 1777 –1837. Biographien eines Preußen“. Seit Oktober 2008 lehrt Prof. Dr. Frie an der Universität Tübingen Neuere Geschichte. 2011 bis 2016 leitete er den Sonderforschungsbereich „Bedrohte Ordnungen“.

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