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Das Gutshaus in Varzin, Gartenansicht, Fotografie von 1898 (Fotoalbum Varzin, Nachlass Otto von Bismarck, Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung)
Ein beinahe verfallenes Schulgebäude und ein Gutsherr, der sich seiner Verantwortung als „Schulpatron“ entledigen wollte, um die Kosten für den Unterricht zu sparen: Der Dienstantritt im Gutsbezirk Varzin in Hinterpommern am 30. März 1886 konfrontierte den Lehrer Bernhard Eduard Haberland mit einem Berufsalltag, der sowohl von traditionellen Verantwortlichkeiten als auch von Ausstattungsmängeln geprägt war, die laut Gesetz längst hätten beseitigt sein sollen. Unterrichtsräume und eigene Unterkunft waren in einem denkbar schlechten Zustand, aber dennoch sollte diese Stelle für ihn zu einer besonderen Station auf seinem Lebensweg werden: Das Gut gehörte Reichskanzler Otto von Bismarck.

Königliches Schloss zu Berlin. Blick von Südosten auf die Lange Brücke mit dem Reiterdenkmal für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm sowie auf die Südfassade (Schlossplatzflügel) mit den Portalen II (links) und I (rechts) und die Ostfassade (Spreeflügel) des Schlosses; Fotografie, Deutschland, um 1890, Abzug auf Papier, Pappe, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 389.
Das einst auf der Berliner Spreeinsel gelegene Residenzschloss war seit 1443 Wohn- und Arbeitsort der Kurfürsten von Brandenburg und späteren Könige von Preußen und Deutschen Kaiser. Es diente auch als Sitz von Behörden und Gerichten. Unter Kurfürst Friedrich II. wurde zwischen 1443 und 1451 die erste Schlossanlage als Burg errichtet. Diese ließ Kurfürst Joachim II. abtragen und durch ein unbefestigtes Schloss im Renaissancestil ersetzen. Unter Kurfürst Johann Georg wurden Ende des 16. Jahrhunderts der Westflügel sowie die Hofapotheke errichtet. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. verfügte die Renovierung des durch den Dreißigjährigen Krieg im Verfall begriffenen Schlosses, das unter seinem Sohn, König Friedrich I., schließlich zu einer der bedeutendsten barocken Schlossanlagen nördlich der Alpen um- und ausgebaut wurde.

Malwida von Meysenbug (1816 – 1903), Zeichnung von Franz von Lenbach
Mit Malwida von Meysenbug stellte Prof. Dr. Joachim Radkau eine ungewöhnliche Frau in den Mittelpunkt seines Vortrags, der in der vergangenen Woche im Historischen Bahnhof Friedrichsruh stattfand. Deutlich wurde ein Lebensweg, der selbstbestimmt beschritten wurde – trotz der vielfältigen rechtlichen und gesellschaftlichen Beschränkungen, denen die (nicht nur deutschen) Frauen im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren.
Radkau hat 2022 seine umfangreiche Biografie Malwida von Meysenbugs publiziert, aus der er für seinen Vortrag aber nicht einfach nur schöpfte. Vielmehr setzte er einen für den Veranstaltungsort Friedrichsruh spezifischen Schwerpunkt: die vielfältigen Verknüpfungen, die sich zwischen Malwida von Meysenbug und Otto von Bismarck mittelbar herstellen lassen.
Malwida von Meysenbug wurde 1816 in Kassel als neuntes von zwölf Kindern in eine hugenottische Familie geboren. Wie in dieser Zeit üblich, wurde ihr eine formale Ausbildung verwehrt – eine Erschwernis in ihrem weiteren Leben, in dem sie sich trotz einer kleinen Erbschaft um ihren Unterhalt selbst kümmern musste; sie war nach einer ersten großen unglücklichen Liebe unverheiratet und kinderlos geblieben.