Auf den Spuren des Revolutionärs Gustav Struwe − Jahrestagung der AG Orte der Demokratiegeschichte

Einzug der Freischärler unter der Führung von Gustav Struve in Lörrach am 20. April 1848, Gemälde von Friedrich Kaiser (Dreiländermuseum Lörrach)

Fast auf den Tag vor 177 Jahren, am 21. September 1848, rief der Revolutionär Gustav Struwe in Lörrach die erste „Deutsche Republik“ aus. Sie währte nur wenige Tage, aber die Losung „Wohlstand, Bildung und Freiheit für Alle“ hat sich ihre Konsensfähigkeit bewahrt. Lörrach, im äußersten Südwestzipfel der Bundesrepublik gelegen, war vor diesem historischen Hintergrund in der vergangenen Woche der perfekte Ort für die Jahrestagung der AG Orte der Demokratiegeschichte.

Neben unserer Stiftung sind über 100 weitere Institutionen Mitglied der AG – vom kleinen Leipziger Erich-Zeigner-Haus e.V. über das Haus der Geschichte Baden-Württemberg bis zu den Politikergedenkstiftungen des Bundes. Gemeinsames Ziel ist die Vernetzung der historisch-politischen Bildungsarbeit im Themenbereich der Demokratiegeschichte. Der Bund hat der AG 2021 die Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte mit Sitz in Frankfurt/Main an die Seite gestellt und mit der Vergabe von Fördermitteln betraut.

Die Jahrestagung der AG findet an wechselnden Orten statt. In Lörrach standen am Donnerstag zunächst zwei konkrete Arbeitsbeispiele im Mittelpunkt. Sarah Traub, stellvertretende Leiterin der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte, stellte das Projekt „MILEY Milestones of European History /Meilensteine europäischer Demokratiegeschichte“ vor: Deutsche, österreichische und tschechische Historikerinnen und Historiker erstellen eine Online-Karte mit Orten der Demokratiegeschichte in den drei Ländern. Damit soll ein Angebot der Erwachsenenbildung geschaffen werden, das sich regional zuschneiden lässt. Sarah Traub betonte dabei aber auch, dass die transnationale Perspektive den Blick darauf eröffne, dass die Demokratie immer auch eine Geschichte des Ideentransfers ist und nie ein nationales Endprodukt.

Jan Merk, Direktor des Dreiländermuseums in Lörrach, dem Tagungsort, vermittelte dann einen Einblick in die Museumsarbeit unter den Vorzeichen einer transnationalen Demokratiegeschichte. Der Schwerpunkt liegt auf dem Jahr 1848 im Dreiländereck; in Erinnerung an Struwes revolutionären Akt wird jedes Jahr am Wochenende um den 21. September der Tag der Demokratie gefeiert – inklusive einer erneuten Ausrufung der „Deutschen Republik“. Revolutionsredner war in diesem Jahr Michel Friedman.

Am Abend wurde über die Frage diskutiert, ob die EU als Projekt der europäischen Demokratiegeschichte zu verstehen ist. Für das Podium eingeladen waren Christine Althauser, Diplomatin i. R., Prof. Dr. Michael Wehner, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Frankfurt, sowie der ehemalige Schweizer Nationalrat und Historiker Josef Lang; es moderierte Christoph Ebner vom SWR Freiburg.

Am Freitag wurden drei verschiedene Führungen angeboten, bei denen die Einblicke in die Lörracher Demokratiegeschichte vertieft wurden. Zum Abschluss wählte das Plenum einen neuen siebenköpfigen SprecherInnenrat. Dabei ist auch eine Kollegin einer unserer Schwesterstiftungen, Sarah Wördemann, Referentin für Bildung und Vermittlung im Willy-Brandt-Forum Unkel, einem der Standorte der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. Das Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vernetzung der AG-Mitglieder zu fördern und deren Projekte bei ähnlichen Themen stärker zu koordinieren.

Für unsere Stiftung haben Luisa Götz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Standort Schönhausen, und Natalie Wohlleben (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) teilgenommen.