Als sich der dänische König für den Friedrichsruher Bahnhof interessierte – Geschichte(n) am Tag des offenen Denkmals

Unser studentischer Mitarbeiter Nick Reinhold führte die Gäste durch die Geschichte des Historischen Bahnhofs Friedrichsruh, dem Sitz unserer Stiftung.
Eine Eisenbahnstrecke weitab des nächsten größeren Ortes und ein repräsentativer Bahnhof mitten im Wald: Am Tag des offenen Denkmals haben wir gemeinsam mit dem Team des Eisenbahnmuseums Lokschuppen Aumühle und unseren Gästen die Geschichte des Historischen Bahnhofs Friedrichsruh und der Bahnverbindung Berlin-Hamburg erkundet.

Unser Museumspädagoge und Sammlungsleiter Dr. Maik Ohnezeit erläuterte die Baugeschichte des Bismarck-Mausoleums und beantwortete anschließend Fragen zu Bismarcks Innenpolitik und seiner Haltung zum Antisemitismus im Kaiserreich.
Das Veranstaltungsprogramm begann am Sonntag zunächst mit einer Sonderführung im Bismarck-Mausoleum. Dem ersten Reichskanzler hat Friedrichsruh zwar seine heutige Bedeutung als Erinnerungsort der deutschen Geschichte zu verdanken. Bahnhof und Eisenbahnstrecke waren allerdings längst in Betrieb, als er den Sachsenwald 1871 als Geschenk erhielt.
Der Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahn, die 1846 ihren Betrieb aufnahm, war keine – wie damals üblich – rein privatwirtschaftliche Angelegenheit. Zunächst schlossen am 8. November 1841 Dänemark, Preußen, Mecklenburg-Schwerin und die freien und Hansestädte Lübeck und Hamburg einen Staatsvertrag. Am 2. April 1842 wurde dann in Kopenhagen die „Bekanntmachung für das Herzogthum Lauenburg, betreffend die Verhältnisse einer Hamburg-Berliner Eisenbahn“ veröffentlicht, die auf die vorangegangenen politischen Schwierigkeiten verwies: Landesherr war in Personalunion der dänische König Christian VIII., der seine Staatseinnahmen im Blick zu behalten hatte. Ein Großteil speiste sich durch die Verzollung von Waren, die Dänemark und Holstein durchquerten; eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin lehnte er daher eigentlich ab.
Vor diesem Hintergrund fiel unter der Leitung des Bahningenieurs Friedrich Neuhaus die Entscheidung, die Schienen nicht in einer Verlängerung der Hamburg-Bergedorfer Verbindung über Lauenburg in Richtung Berlin zu verlegen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Städtchens an der Elbe hätte dies gerechtfertigt, aber die Höhenunterschiede in der Elbgeest schienen für die damalige Leistungsfähigkeit der Lokomotiven unüberwindbar. Die Trasse sollte daher durch den Sachsenwald führen. Das finanzielle Problem des Königs konnte damit in Friedrichsruh gelöst werden: Der Bahnhof wurde zugleich Station für einen Transitzoll, der für die Durchquerung des Herzogtums Lauenburg vorgesehen wurde. Ohne die deutsche Kleinstaaterei mit ihren wirtschaftlichen Nachteilen für Unternehmen und damit ohne Räume für Zollbeamte wäre der Friedrichsruher Bahnhof deutlich kleiner ausgefallen.

Nick Reinhold veranschaulichte bei den insgesamt vier Kurzführungen die Geschichte des Bahnhofs mit zahlreichen historischen Bildern.

Dr. Günther Ungerbieler (l.) und Dr. Harald Elsner freuten sich über die positive Resonanz auf ihre Pop-up-Ausstellung über den Bahnhof Friedrichsruh 1846 bis 2019. Fotos: Natalie Wolhlleben
Ausführlich wurde die Geschichte des Bahnhofsgebäudes in halbstündigen Führungen vorgestellt, bei der sich die Räume unserer Dauerausstellung vor dem inneren Auge der Gäste wieder in Wartesäle der Klassen eins bis vier verwandelten. Im Park hatte das Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle zusätzlich eine Pop-up-Ausstellung über das Gebäude und die Bahnstrecke aufgebaut. Sie umfasste den langen Zeitraum vom Bau des Bahnhofs 1846 bis zur Aufhebung der Haltestelle in Friedrichsruh im Dezember 2019. Im Lokschuppen in Aumühle wurde außerdem ausführlich über Bismarcks Salonwagen informiert, der heute im Museum der Deutschen Bahn in Nürnberg zu sehen ist.

Im Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle diente eine historische S-Bahn als Ausstellungsfläche für die Präsentation von „Bismarcks Salonwagen“. Foto: Harald Elsner




