Aus dem pot pourri, dem „verdorbenen Topf“, war längst ein dekoratives Schmuckstück für das gutbürgerliche Ess- und Wohnzimmer geworden, als dieses Geschenk zum 80. Geburtstag bei Otto von Bismarck in Friedrichsruh eintraf: ein Potpourri, von einigen Verehrerinnen aus Dresden abgesandt.

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Ursprünglich sollte die Kaiserproklamation in Versailles am 1. Januar 1871 stattfinden, schließlich wurde sie aber auf den 18. Januar gelegt – ein traditionsreiches Datum: An diesem Tag wurde das Krönungs- und Ordensfest in Erinnerung an die Krönung Friedrichs I. sowie an die Stiftung des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler gefeiert.

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„Dropping the Pilot“, Geschenk von Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery (1847 – 1929) im Jahr 1890, Lithografie, John Tenniel (1820 – 1914), erschienen im „Punch“ vom 29. März 1890, Papier, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 099 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Ob Otto von Bismarck über „Dropping the Pilot“ schmunzeln konnte, ist nicht überliefert. Möglicherweise war sein – von ihm als sehr schmerzlich empfundener – Rücktritt von allem Ämtern noch zu frisch, als in Friedrichsruh dieses Geschenk eintraf: eine Lithografie der Karikatur, mit der John Tenniel für die englische Zeitschrift „Punch“ seinen politischen Abgang im März 1890 in eine Bildsprache fasste, die auf Anhieb zu verstehen war und seitdem immer wieder neu adaptiert worden ist (zur Karikatur siehe: Ein Steuermann, kein Lotse).

Absender war ein guter Freund Herbert von Bismarcks, Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery (1847 – 1929). Beide hatten sich 1882 auf Anregung Roseberys, einem Verehrer Otto von Bismarcks, in dem vornehmen Londoner Stadthaus Lansdowne House kennengelernt. Rosebery, der im Laufe seiner politischen Karriere verschiedene Regierungsämter innehatte – unter anderem als Außenminister, Lordsiegelbewahrer und für wenige Monate als glückloser Premierminister –, war neugierig auf den fast gleichaltrigen deutschen Diplomaten und Reichskanzlersohn Herbert von Bismarck gewesen, der von seinem Vater auf diplomatische Missionen in europäische Hauptstädte geschickt wurde. Wie Roseberys Schwiegersohn und Biograph Robert Crewe-Milnes, 1. Marquess of Crewe, schreibt, entwickelte sich eine enge Freundschaft. Diese überstand auch die damals virulenten politischen Spannungen zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich angesichts der jeweiligen Auffassungen zum „Kolonialerwerb“ in Afrika.

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Bismarck vor Versailles, Gemälde von Wilhelm Camphausen (1818 – 1885), Deutschland, 1873, Öl auf Leinwand, Bismarck-Museum Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 232 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Für den Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges und insbesondere für Frankreich hatte dessen Niederlage in der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 schwerwiegende Folgen: Die Gefangennahme Napoleons III. und die Flucht der Regentin sowie des Thronfolgers nach Großbritannien führten zum Zusammenbruch des Kaiserreichs und zur Ausrufung der Republik in Paris. Aus dem Exil heraus erhob Kaiserin Eugénie aber weiterhin Herrschaftsansprüche. Im September 1870 sondierte die neue republikanische Regierung Bedingungen für einen Waffenstillstand. Sie lehnte die deutschen Forderungen nach Abtretung des Elsass und von Teilen Lothringens jedoch entschieden ab, erklärte den Volkskrieg und stellte neue Armeen auf. Für die Deutschen war der Marsch auf Paris und dessen Einschließung nunmehr unabdingbar. Damit begann die zweite Phase des Krieges.

Aufgrund des deutschen Vormarsches und nach Bekanntwerden der deutschen Friedensbedingungen drohte eine Einmischung der europäischen Mächte in den Konflikt. Bismarck wollte demzufolge so rasch wie möglich Frieden zu seinen Bedingungen schließen. Daher forderte er gegen den Widerstand ranghoher Militärs die umgehende Beschießung der belagerten französischen Hauptstadt. Er hoffte, die Machthaber in Paris auf diese Weise zu einem Friedensabkommen zu zwingen.

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Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Wismar, verliehen an Otto von Bismarck am 1. April 1895. Kolorierte Federzeichnung auf Pergament, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr. A 327 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Obwohl er Preuße war, erfreute sich Reichskanzler a. D. Otto von Bismarck in den bürgerlichen Kreisen der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz großer Beliebtheit. Vielerorts wurde sein 80. Geburtstag am 1. April 1895 gefeiert, die Städte Schwerin und Wismar verliehen ihm sogar die Ehrenbürgerwürde.

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Nicht Napoléon III., wie vielfach angenommen wurde, sondern Otto von Bismarck saß in Donchéry auf diesem Stuhl, der zu einem Weberhaushalt gehörte (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

In wie vielen Geschichtsbüchern mag sie verewigt sein, die Szene, als Kaiser Napoleon III. am Tag nach der Schlacht von Sedan bei der preußischen Regierung um einen günstigen Waffenstillstand nachsuchte? „Ungewaschen und ungefrühstückt“, so erfahren wir aus einem Brief Otto von Bismarcks an seine Frau Johanna1, ritt der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes am frühen Morgen des 2. September 1870 auf des Kaisers Bitte von seinem Quartier in Vendresse aus Richtung Sedan. Auf der Landstraße bei Donchéry, einem kleinen Ort an der Maas, trafen sie sich, der eine zu Pferd, der andere im offenen Wagen. Nach kurzer Wegstrecke kehrten sie in das Weberhäuschen der Madame Fournaise-Liban ein, kletterten über eine schmale Stiege in das niedrige Zimmer im ersten Stock und ließen sich zu ihren politischen Beratungen auf zwei gleichartigen „Binsenstühlen“ nieder. Einer der Stühle kündet noch heute im Bismarck-Museum Friedrichsruh von dem historischen Moment. Wie aber gelangte er in den Besitz Bismarcks? Dank eines Namenszuges auf der Lehne, einer Urkunde im Bismarck-Archiv und einiger Informationen und Zeitungsartikel, die uns der pensionierte niederländische Lehrer und Bibliothekar Jos Erdkamp hat zukommen lassen, können wir den Schleier lüften.

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Im Empfangsbereich des Bismarck-Museums steht die Standuhr, die Gustav Becker 1885 Otto von Bismarck schenkte (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Diese Standuhr hat – zusätzlich zu ihrer Aufgabe, das Voranschreiten der Minuten und Stunden anzuzeigen – auch eine Zeit festgehalten: jene um den 1. April 1885. Otto von Bismarck wurde an diesem Tag 70 Jahre alt und der Kult, der sich um ihn entwickelte, unübersehbar. Es fanden Festveranstaltungen statt, Huldigungen wurden verfasst und Geschenke zum Wohnsitz des Reichskanzlers in Friedrichsruh geschickt. Dazu zählte auch eine eindrucksvolle Standuhr.

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In Uniform mit Pickelhaube: Helmuth Graf von Moltke (1800 – 1891), preußischer Generalfeldmarschall. Gemälde von T. Lange, Deutschland, um 1900, Öl auf Leinwand (Bismarck-Museum Friedrichsruh, Inventar.-Nr.: A 367)

Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke trat 1811 in das dänische Heer als Kadett ein und wechselte 1822 zur preußischen Armee. Von 1823 bis 1826 besuchte der talentierte junge Offizier die Kriegsakademie in Berlin. 1833 erfolgte seine Berufung in den Großen Generalstab. 1836 wurde er als Militärberater für die Reorganisation der türkischen Armee in das Osmanische Reich abkommandiert und nahm an Feldzügen gegen die Kurden sowie in Ägypten teil (1838/39). Ende 1845 wurde Moltke kurzzeitig Adjutant des Prinzen Karl Heinrich von Preußen (1781 – 1846). 1847 zum Generalstab des VII. Armeekorps (Koblenz) versetzt, diente er nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin von 1848 bis 1855 als Chef des Generalstabs des IV. Armeekorps (Magdeburg). 1855 ernannte ihn der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831 – 1888) zum Adjutanten, 1857 zum Generalmajor befördert, übernahm Moltke die Leitung des Großen Generalstabs, zu dessen Chef er offiziell 1858 avancierte. 1866 wurde Moltke zum General ernannt und erhielt als Generalstabschef die Kompetenz, dem Heer im Namen des Königs ohne vorherige Konsultation des Kriegsministers Befehle zu erteilen. Das ermöglichte Moltke, im Gefecht militärische Operationen unmittelbar zu leiten.

Die Siege in den Kriegen gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1871) gehen maßgeblich auf seine Operationspläne zurück. Noch während des Frankreichfeldzuges wurde er von König Wilhelm I. in den Grafenstand erhoben. Am 16. Juni 1871 erfolgte schließlich seine Beförderung zum Generalfeldmarschall. Von 1867 bis zu seinem Tod war er zudem für die Konservativen Abgeordneter des Norddeutschen sowie des Deutschen Reichstags und seit 1872 auch Mitglied des Preußischen Herrenhauses. 1888 wurde er auf eigenen Wunsch von Kaiser Wilhelm II. (1859 – 1941) von seinen Pflichten als Chef des Generalstabs entbunden. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges warnte Moltke wiederholt vor den zerstörerischen Folgen eines alle Ressourcen verschlingenden Volkskriegs in Europa.

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Isabella II. (1830 – 1904), Königin von Spanien. Fotografie von Jean Laurent y Minier (1816 – 1886), Spanien, um 1865, Abzug auf Papier, Reproduktion (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: F 2021/043)

Das Königreich Spanien war im 19. Jahrhundert nur noch eine europäische Macht zweiten Ranges. Der politische, ökonomische und kulturelle Niedergang der einstigen Weltmacht samt der Erstarrung der sozialen Verhältnisse hatte bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eingesetzt. Dennoch strahlte die altehrwürdige spanische Krone auch zweihundert Jahre später noch immer etwas von dem einstigen Glanz aus.

Seit 1833 herrschte Isabella II. aus dem Haus der Bourbonen als Königin über Spanien. Am 10. Oktober 1830 in Madrid geboren, bestieg sie bereits als dreijähriges Kind den Thron. 1843 wurde die junge Königin vom Parlament, den Cortes, für mündig erklärt; sie stand aber unter dem Einfluss von Angehörigen aus Adel, Klerus, Militär und Politik. Ihre Regierungszeit war von politischer Instabilität und sozialen Spannungen gekennzeichnet. So wechselten zwischen 1834 und 1868 insgesamt 55 weitgehend autoritär regierende Kabinette einander ab. Forderungen der Opposition nach einer liberalen Verfassung wurden zurückgewiesen. Die chronische Staatsverschuldung verschärfte die politischen und wirtschaftlichen Probleme des Landes. Die Kritik an der Regierung führte auch zu einem Vertrauensverlust der Bevölkerung in das Königshaus.

Am 17. September 1868 kam es zu einem Staatsstreich der Armee. Der weitgehend unblutige Aufstand wurde von zivilen Revolutionsausschüssen unterstützt. Das Hauptmotiv war die Unzufriedenheit mit dem autoritären Regime der Monarchin, das die gesellschaftlichen und politischen Krisen nicht lösen konnte. Die Königin und ihre Familie flohen nach Frankreich ins Exil. Nach längerem Zögern verzichtete Isabella II. am 25. Juni 1870 auf den Thron. Für diesen musste nun ein neuer Herrscher gefunden werden. Die Suche nach einem Nachfolger Isabellas führte zur Thronkandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (1835 – 1905). Diese wiederum löste einen diplomatischen Konflikt zwischen Frankreich und Preußen aus, der in den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mündete.

Isabella II. starb am 9. April 1904 in Paris. Mit ihrem Sohn Alfons XII. (1857 – 1885) kehrte die Bourbonendynastie 1874 auf den spanischen Thron zurück. Das Kleid auf dem Foto der Monarchin ist unter anderem mit Kastellen und Löwen bestickt, den Wappenzeichen der historischen spanischen Regionen Kastilien und Leon. Sie trägt zudem ein Diadem, eine Perlenkette sowie eine Schärpe mit Orden.


Dieses besondere Exponat wurde in der Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“ gezeigt, der Katalog ist im Online-Shop und in unseren Ausstellungshäusern in Friedrichsruh erhältlich.

Zuvor erschienen: Das besondere Exponat: Reisepass für den Marquis de Alhama

Reisepass, Druck, Frankreich, 1854, Papier (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2780)

Der hier abgebildete Reisepass für den spanischen Diplomaten Tomás de Ligués y Bardají, Marquis de Alhama (1812 – 1883) wurde am 20. Dezember 1854 vom kaiserlich französischen Außenminister Édouard Drouyn de Lhuys (1805 – 1881) ausgestellt. De Ligués war 1854 Geschäftsträger an der spanischen Vertretung in Paris. Hervorzuheben ist bei dem Dokument das farbig gestaltete Wappen des Zweiten Französischen Kaiserreichs.

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