Das besondere Exponat

Objekte aus der Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung

„Dropping the Pilot“, Geschenk von Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery (1847 – 1929) im Jahr 1890, Lithografie, John Tenniel (1820 – 1914), erschienen im „Punch“ vom 29. März 1890, Papier, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 099 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Ob Otto von Bismarck über „Dropping the Pilot“ schmunzeln konnte, ist nicht überliefert. Möglicherweise war sein – von ihm als sehr schmerzlich empfundener – Rücktritt von allem Ämtern noch zu frisch, als in Friedrichsruh dieses Geschenk eintraf: eine Lithografie der Karikatur, mit der John Tenniel für die englische Zeitschrift „Punch“ seinen politischen Abgang im März 1890 in eine Bildsprache fasste, die auf Anhieb zu verstehen war und seitdem immer wieder neu adaptiert worden ist (zur Karikatur siehe: Ein Steuermann, kein Lotse).

Absender war ein guter Freund Herbert von Bismarcks, Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery (1847 – 1929). Beide hatten sich 1882 auf Anregung Roseberys, einem Verehrer Otto von Bismarcks, in dem vornehmen Londoner Stadthaus Lansdowne House kennengelernt. Rosebery, der im Laufe seiner politischen Karriere verschiedene Regierungsämter innehatte – unter anderem als Außenminister, Lordsiegelbewahrer und für wenige Monate als glückloser Premierminister –, war neugierig auf den fast gleichaltrigen deutschen Diplomaten und Reichskanzlersohn Herbert von Bismarck gewesen, der von seinem Vater auf diplomatische Missionen in europäische Hauptstädte geschickt wurde. Wie Roseberys Schwiegersohn und Biograph Robert Crewe-Milnes, 1. Marquess of Crewe, schreibt, entwickelte sich eine enge Freundschaft. Diese überstand auch die damals virulenten politischen Spannungen zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich angesichts der jeweiligen Auffassungen zum „Kolonialerwerb“ in Afrika.

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Bismarck vor Versailles, Gemälde von Wilhelm Camphausen (1818 – 1885), Deutschland, 1873, Öl auf Leinwand, Bismarck-Museum Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 232 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Für den Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges und insbesondere für Frankreich hatte dessen Niederlage in der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 schwerwiegende Folgen: Die Gefangennahme Napoleons III. und die Flucht der Regentin sowie des Thronfolgers nach Großbritannien führten zum Zusammenbruch des Kaiserreichs und zur Ausrufung der Republik in Paris. Aus dem Exil heraus erhob Kaiserin Eugénie aber weiterhin Herrschaftsansprüche. Im September 1870 sondierte die neue republikanische Regierung Bedingungen für einen Waffenstillstand. Sie lehnte die deutschen Forderungen nach Abtretung des Elsass und von Teilen Lothringens jedoch entschieden ab, erklärte den Volkskrieg und stellte neue Armeen auf. Für die Deutschen war der Marsch auf Paris und dessen Einschließung nunmehr unabdingbar. Damit begann die zweite Phase des Krieges.

Aufgrund des deutschen Vormarsches und nach Bekanntwerden der deutschen Friedensbedingungen drohte eine Einmischung der europäischen Mächte in den Konflikt. Bismarck wollte demzufolge so rasch wie möglich Frieden zu seinen Bedingungen schließen. Daher forderte er gegen den Widerstand ranghoher Militärs die umgehende Beschießung der belagerten französischen Hauptstadt. Er hoffte, die Machthaber in Paris auf diese Weise zu einem Friedensabkommen zu zwingen.

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Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Wismar, verliehen an Otto von Bismarck am 1. April 1895. Kolorierte Federzeichnung auf Pergament, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr. A 327 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Obwohl er Preuße war, erfreute sich Reichskanzler a. D. Otto von Bismarck in den bürgerlichen Kreisen der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz großer Beliebtheit. Vielerorts wurde sein 80. Geburtstag am 1. April 1895 gefeiert, die Städte Schwerin und Wismar verliehen ihm sogar die Ehrenbürgerwürde.

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