Das besondere Exponat

Objekte aus der Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung

Olivenzweig und Haarnadel im Zigarrenetui (Olivenbaum, Leder, Metall, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 030), © Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg

Im Kanon der Erzählungen über Otto von Bismarck, der sich schon zu seinen Lebzeiten in der Öffentlichkeit zu verbreiten begann, zählt an prominenter Stelle seine „Eisen und Blut“-Rede, die er am 30. September 1862 als designierter Ministerpräsident vor der Budgetkommission des Preußischen Landtages hielt. An deren Ende soll er den Zweig eines Olivenbaums als Zeichen seiner friedlichen Absichten präsentiert haben.

Die Darstellung dieses historischen Moments ist seit jenem Tag ausgeschmückt und mit Mutmaßungen versehen worden, wie ein Streifzug durch die Bismarck-Bibliothek in Friedrichsruh zeigt. Gesichert ist, dass Bismarck, der als Gesandter Preußens in Paris diente, im Sommer 1862 eine ausgedehnte Reise in den Südwesten Frankreichs unternahm. Anstatt den Urlaub bei seiner Frau Johanna und den drei Kindern im pommerschen Reinfeld zu verbringen, suchte der Diplomat – der hoffte, von König Wilhelm I. in die Regierung berufen zu werden – Erholung möglichst weit weg von Berlin. Dort spitzte sich währenddessen die politische Lage zu: Die Regierung, die nur dem König verantwortlich war, und der Preußische Landtag konnten sich nicht über eine Heeresreform einigen. Das einzige Druckmittel, das den Abgeordneten zur Verfügung stand, war die Blockade des preußischen Haushalts. In dieser Situation entschloss sich König Wilhelm I. nun doch, den politisch polarisierenden, aber vermutlich durchsetzungsstarken Bismarck an die Spitze seiner Regierung zu stellen. Bismarck reiste nach Berlin und sprach schon bald nach seiner Ankunft mit den Mitgliedern der Budgetkommission, um das Problem im Sinne der Krone zu lösen.

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Die Revolution von 1848/49, Teil II

Die deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt a/M. Kolorierter Stahlstich von Joseph Maximilian Kolb und Frederick (Friedrich) Girsch, gezeichnet von Heinrich Hasselhorst, Deutschland, 1848, Höhe: 14,6 cm, Breite: 23,7 cm, Material: Papier (Leihgabe aus Privatbesitz)

Die in Frankfurt am Main tagenden Gesandten der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes (Bundesversammlung) stimmten den Beschlüssen des Vorparlaments und damit unter anderem der Wahl eines nationalen Parlaments zu (siehe den Beitrag „Einzug der Mitglieder des Vorparlaments in die Frankfurter Paulskirche“). Ebenso erklärte die Bundesversammlung den doppelköpfigen Adler – seit dem Spätmittelalter Symbol für das Kaisertum und das Heilige Römische Reich – mit der Umschrift „Deutscher Bund“ zum Bundeswappen sowie die schwarz-rot-goldene Fahne zur Fahne des Deutschen Bundes – letzteres ebenfalls mit (allerdings falschem) Bezug auf das Alte Reich, dessen „Reichspanier schwarz-roth-gold“ gewesen sei.1

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Königin Victoria von England und Irland (1819 – 1901), Gemälde von Henry Macbeth-Raeburn (1860 – 1947) nach einem Bildnis von Heinrich von Angeli (1840 – 1925), Öl/Leinwand, 1889, Bismarck-Museum Friedrichsruh (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Sie waren fast gleichaltrig, konnten sich auf drei Sprachen miteinander verständigen – Deutsch, Englisch und Französisch – und zählten zu den Persönlichkeiten, die Europa im 19. Jahrhundert prägten: die britische Königin Victoria (1819 – 1901) und Otto von Bismarck (1815 – 1898). Im Bismarck-Museum Friedrichsruh ist das großformatige Porträt der Monarchin zu sehen, das sie 1889 dem deutschen Reichskanzler schenkte.

Das Geschenk traf nach einer bewegten Phase der deutsch-britischen Beziehungen ein. Obwohl Großbritannien sich im 19. Jahrhundert in Friedenszeiten traditionell nicht vertraglich an einen Partner gebunden habe, wie in der Dissertation über „Deutsch-Britische Optionen“ von Jörg Femers nachzulesen ist, habe Bismarck der britischen Regierung in einer „informatorischen Voranfrage“ am 11. Januar 1889 ein zeitlich befristetes Bündnisabkommen vorgeschlagen. Vorgesehen gewesen sei ein gegenseitiger militärischer Beistand im Fall eines französischen Angriffs. Das Abkommen sollte im britischen Parlament ratifiziert, dem Reichstag aber nur bekanntgegeben werden. Premierminister Lord Robert Arthur Salisbury (1830 – 1903) habe auf dieses Angebot nicht geantwortet, weil es für Großbritannien nicht attraktiv gewesen sei, erläutert Femers, da sich Deutschland damit nicht von Russland distanziert hätte. – Mit dem Zarenreich konkurrierte Großbritannien seit dem Krimkrieg von 1853 – 1856 in der Balkanregion und in Zentralasien um Einflusssphären. Zugleich nahm es im Bündnissystem des Deutschen Reichs einen zentralen Platz ein. Das Interesse an Russland war also höchst gegensätzlich.

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