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Dieses Standbild aus dem 1913 gedrehten Film „Bismarck“ zeigt eine Szene am Pariser Hof. Bismarck (Franz Ludwig) küsst Kaiserin Eugenie (Schauspielerin unbekannt) die Hand, neben ihr sitzt Napoleon III. (Schauspieler unbekannt, Foto: © Edition Temmen).

„Unsympathisch ist mir die Sache ja überhaupt in höchstem Maße“, schrieb Sybille von Bismarck im Juli 1913 an ihre Schwägerin Marguerite in Friedrichsruh. Die beiden verwitweten Schwiegertöchter des ersten Reichskanzlers waren mit dem Ansinnen der Berliner Filmproduktionsfirma Eiko konfrontiert, die einen Spielfilm über den ersten Reichskanzler plante und um Erlaubnis bat, an dessen einstigen Wohnsitzen drehen zu dürfen. Einige Briefe, in denen dieses Projekt im Mittelpunkt stand, werden in unserem Archiv in Friedrichsruh aufbewahrt. Ausgewertet wurden sie von der Historikerin Maja Lobinski-Demedts, die nun das Buch „Bismarck im Film. Zum Wandel des Bismarck-Bildes in den Spielfilmen von 1914 bis 1942“ vorgelegt hat.

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Ludwig Windthorst

Anno 1878 trug sich im Deutschen Reichstag eine skurrile Geschichte zu: Während einer Sitzung erhob sich Reichskanzler Otto von Bismarck von seinem Platz und begann – für alle Abgeordneten gut sichtbar – mit Präsident Max von Forckenbeck ein eifriges Gespräch. Im selben Moment begab sich der Zentrumsabgeordnete Ludwig Windthorst von seiner Bank in die Richtung des Präsidentenstuhls. Aufgrund seiner extremen Kurzsichtigkeit war er offenbar ohne „Ahnung von dem, was sich da oben abspielt“, wie der Bonner Literaturwissenschaftler Berthold Litzmann Jahrzehnte später in seinem Buch über das „alte Deutschland“ zu berichten wusste. „Schon ist er […] bis auf zwei Schritte an die Gruppe herangekommen, als mit einem Male […] Bismarck aus seiner gebeugten Stellung sich aufrichtet […] und aus seinen grossen furchtbaren Augen den harmlosen Wanderer so dräuend mustert, wie etwa eine Riesendogge einen kleinen Pinscher […]. Jener macht dann auch vom Flecke weg kehrt“.

Ist es ein Zufall, dass eine auszugsweise Abschrift von Litzmanns Bericht als eines von nur zwei Schriftstücken über Windthorst den Weg in Bismarcks Nachlass fand? Wohl kaum! Obwohl beide Politiker sich gewiss viel zu sagen oder zu schreiben gehabt hätten, waren sie aufgrund eines tief ins Persönliche hineinreichenden politischen Zerwürfnisses zu einer normalen Kommunikation offenbar nicht fähig. „Mein Leben“, so eröffnete Bismarck einmal einem Mitarbeiter, „erhalten und verschönen zwei Dinge, meine Frau und – Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Haß.“

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Unser Wandkalender zeigt in diesem Jahr das historische Friedrichsruh. Im März ist eine Fotografie des Fürstlichen Sägewerks zu sehen, aufgenommen um 1900 von der Wilhelm Hoffmann AG, Dresden (Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung). Das Sägewerk lag direkt an der Bahnlinie Hamburg-Berlin, die damals in Friedrichsruh mehrgleisig ausgebaut war. 1992 brannte es vollständig ab.

War er reich genug, um ein Fürst sein zu können? Otto von Bismarck erhielt am 21. März 1871 ein eigenhändiges Schreiben des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I., in dem dieser ihn in den Fürstenstand erhob. Aber seine Freude fiel nur verhalten aus, wurde doch von den Angehörigen eines Standes auch eine standesgemäße Lebensführung erwartet: „Das Gefühl, daß man als Graf wohlhabend sein kann, ohne unangenehm aufzufallen, als Fürst aber, wenn man letzteres vermeiden will, reich sein muß, hat mich seitdem nie wieder verlassen“, schrieb Bismarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen. Seine Sorge wurde aber gemindert durch ein Geschenk, das er zusammen mit der Ernennung erhielt: den Sachsenwald mit 25.000 Morgen Wald und 2.000 Morgen Land, meist Wiesen.

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