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Markierte die Reichsgründung den Anfang vom Ende der Geschichte Preußens? Oder hat Preußen das Deutsche Kaiserreich dominiert? Lennart Bohnenkamp (TU Braunschweig) schlägt mit seiner Forschung einen Mittelweg ein und zeigt an konkreten Beispielen, wie in der „doppelten Hauptstadt“ Berlin zwischen 1867 und 1918 regiert wurde. Als charakteristisch arbeitet er die „verdoppelten politischen Persönlichkeiten“ heraus: Der preußische König war zugleich Deutscher Kaiser, der Ministerpräsident fast ununterbrochen auch Reichskanzler, zahlreiche Parlamentarier saßen im Preußischen Landtag und im Reichstag. Bereits in der Bismarck-Ära klagten Amts- und Mandatsträger zwar über die Doppelbelastung, die Verknüpfung der Entscheidungen auf Reichs- und Landesebene funktionierte aber politisch. Dies sollte sich ändern, nachdem die Ergebnisse der Reichstags- und der Abgeordnetenhauswahlen – bedingt durch die unterschiedlichen Wahlsysteme – immer stärker auseinanderdrifteten. „Der Zwang, mit zwei Parlamenten verschiedener Zusammensetzung und entgegengesetzter Gesinnung zu arbeiten, mußte jede Regierung in lähmende Halbheiten verstricken“, urteilte der damalige Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg in der Rückschau.

Der Vortrag fand am 7. Dezember 2023 im Historischen Bahnhof Friedrichsruh statt. Titelbild unter Verwendung einer Fotografie, die Flaneure vor dem Berliner Reichstagsgebäude und der Statue des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck zeigt, um 1900.

Mit den Vortragsveranstaltungen im ersten Halbjahr 2024 werden Themen aufgegriffen, die Vergangenheit und Gegenwart wiederholt mit der Verantwortung verbinden, die die Gesellschaft für politische Entwicklungen trägt.

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Washington überquert den Delaware (Washington Crossing the Delaware), Gemälde von Emanuel Leutze, 1851 (The Metropolitan Museum of Art, New York). Hinter George Washington stehen James Monroe und Nathanael Greene.

In engster Absprache mit Frankreich bereitete Reichskanzler Otto von Bismarck im Frühjahr 1884 eine internationale Konferenz zur Regelung akuter Konflikte in Zentralafrika vor. Angestoßen worden war seine Initiative zur „Westafrika-Konferenz“ durch einen Vertrag, den Portugal und Großbritannien Ende Februar über die Besitzverhältnisse an der Kongo-Mündung geschlossen hatten. Denn damit drohte die Errichtung eines Sperrriegels zum Inneren des Kontinents mit höchst nachteiligen Folgen für den internationalen Handel, die weder das Deutsche Reich noch die Dritte Republik hinnehmen mochten.

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