Verpackt in einer großen Holzkiste wurde sie durch ein ausgebautes Fenster des Bismarck-Museums geschoben und auf einen klimaregulierten LKW-Anhänger verladen – der Transport war ein kleines Abenteuer, nun aber hängt „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)“ vor dunkelrotem Hintergrund im Schloss von Versailles. Das Gemälde Anton von Werners ist für die Ausstellung „Versailles Revival 1867-1937“ für einige Wochen dorthin gereist, wo sich die deutsche und französische Geschichte schicksalhaft berührten.
Bis zum 15. März 2020 ist die große Ausstellung zu sehen, die an die Wiederbelebung des Schlosses von Ludwig XIV. erinnert: Nach der Französischen Revolution war es im kollektiven Bewusstsein verblasst und wurde erst einhundert Jahre später „wiederentdeckt“. Einen wesentlichen Anteil daran hatte zunächst die Ehefrau Napoleons III., Kaiserin Eugénie – sie schwärmte für Königin Marie Antoinette und deren Lebensstil. Ihre Leidenschaft wurde bald geteilt und Versailles zum Vorbild für andere Königspaläste. So ließ Ludwig II. von Bayern, ein großer Bewunderer des Sonnenkönigs, nach diesem Vorbild das Schloss Herrenchiemsee errichten.