Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion erinnern an 25. Jahrestag der Wiedervereinigung

 

28 Jahre war Deutschland durch die Mauer geteilt, seit 25 Jahren ist es wiedervereint. Setzt man die vielen Zeitgenossen endlos erschienene Phase der Trennung neben das nunmehr volle Vierteljahrhundert seit der Wiedervereinigung, wird klar, dass der 3. Oktober 1990 ein immer historischer werdendes historisches Datum ist. Lebhaft in Erinnerung gerufen wurden die Ereignisse der Jahre 1989/90 durch zwei einstige aktive Gestalter der „großen Politik“. Zur Eröffnung einer Wanderausstellung der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur (Berlin) unter dem Titel „Der Weg zur Deutschen Einheit 1989/90“ waren Dr. Rudolf Seiters (CDU) und Hans-Ulrich Klose (SPD) am 4. Oktober in den Sachsenwald gekommen.

Der Vorsitzende und der Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Otto-von-Bismarck-Stiftung teilten ihren je eigenen Erfahrungsschatz mit einem großen Kreis von Zuhörern. Seiters, seinerzeit Chef des Bundeskenzleramts und verantwortlich für die Ausreise der Botschaftsflüchtlinge in Prag, Warschau und Budapest, erinnerte an den wohlgeordneten Umgang mit dem Unerwarteten.

Den Eindruck einer bedachten und keinesfalls zu stürmischen Politik der damaligen Bundesregierung gegenüber der DDR, den Allierten und den übrigen Mächten teilte auch der außenpolitische Experte und langjährige Vorsitzende der SPD-Fraktion Hans-Ulrich Klose. Prof. Joachim Scholtyseck, Historisches Seminar der Universität Bonn, war als Moderator der Diskussion in der angenehmen Position, nicht zwischen streitenden Zeitzeugen vermitteln zu müssen. Im Gegenteil, fast schien ihm das Gespräch mit den Elder Statesmen zu harmonisch. Seiters und Klose lagen nahezu völlig auf einer Linie, wenn sie sich an die Ereignisse der Wende- und Wiedervereinigungszeit und an deren damalige, durchaus kontroverse Wahrnehmung  bei den Spitzen von Politik, Kultur und Wissenschaft erinnerten.

Ihre Einschätzungen waren ein Lehrstück für alle Historiker, denen hier die prinzipielle Offenheit historischer Prozesse verdeutlicht wurde. Sinnbildlich brachte Rudolf Seiters diese Proseminar-Weisheit auf den Punkt, als er selbstironisch eine Begebenheit vom 9. November 1989 vortrug. Als am Mittag dieses Tages sein stellvertretender Büroleiter  mit der Bitte an ihn herangetreten sei, an diesem Tag etwas eher den Dienst verlassen zu dürfen, da er zu Hause seine Frau bei einem Kindergeburtstag unterstützen wolle, ließ der nachsichtige Chef Seiters ihn mit den Worten ziehen: „Sie können ruhig gehen, heute passiert nichts mehr.“

Unser Bild zeigt von links Dr. Rüdiger Kass, Vorsitzender des Vorstands der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Dr. Rudolf Seiters, Vorsitzender des Kuratoriums , Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Universität Bonn und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, Hans-Ulrich Klose, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums mit Ehefrau, und Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer und Vorstand der Otto-von-Bismarck-Stiftung.

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